Asiaten gelten gemeinhin als bescheiden. Vorbei. Hyundai beschreibt den neuen i30cw als "Meisterstück der Designer", das mit "seiner Technik mitten ins Herz der europäischen Kompaktklasse fährt". Bescheiden klingt anders. Aber kein Wunder, dass Hyundai so selbstbewusst auftritt. Die Marke wächst, während der europäische Automarkt schrumpft. Im ersten Halbjahr haben die Koreaner 233.043 Autos verkauft – 15 Prozent mehr als 2011. Was aber hat der neue i30 Kombi abseits von Marketing-Blabla auf dem Kasten? Schließlich geht es in dieser Klasse nicht um Design und Fahrdynamik, sondern um den harten Familien-Alltag.
Weitere Kompakte mit großem Kofferraum

Überblick: Alle News und Tests zum Hyundai i30

Hyundai i30
Geräumig wie ein Mittelklasse-Kombi: Der Hyundai i30cw verpackt in seinem Heck bis zu 1642 Liter.
Da hat der Hyundai eine Menge zu bieten, denn sein Kofferraum schluckt bis zu 1642 Liter. Eine Größe, die selbst einem ausgewachsenen Mittelklasse-Kombi gut stehen würde – und gut 100 Liter mehr als im Ford Focus Turnier, wie unser erster Vergleich zeigt. Zudem weist der i30cw weitere praktische Talente auf. Unter dem Ladeboden warten Fächer auf Kleinkram, die Rücksitze lassen sich mit einer Hand umlegen. Und wenn die Sitzflächen vorgekippt werden, ist der Ladeboden topfeben. Aber auch der Focus punktet im Alltag – mit noch niedrigerer Ladekante und ebenem Boden. Bei der Cockpitgestaltung haben die Koreaner ebenfalls die Nase vorn. Feine Kunststoffe, der große, hochauflösende Bildschirm und die einfache Bedienung zeigen, wie groß die Fortschritte sind, die Hyundai in den vergangenen Jahren gemacht hat – hier liegt die Marke auf dem Niveau der besten Europäer.

Überblick: Alle News und Tests zum Ford Focus

Ford Focus
Fahrdynamisch vorne: Der Ford Focus beherrscht den Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit.
Der Ford bietet nur einfachere Kunststoffe, die Bedienung mit den zahlreichen, kleinen Tasten in der Mittelkonsole ist unübersichtlich und das Infotainment nicht mehr auf dem neuesten Stand. Dafür kann der Focus beim Fahren überzeugen. Sein Zweiliter-Diesel gefällt mit angenehmen Manieren. Er bleibt akustisch im Hintergrund, zieht schon ab Leerlaufdrehzahl wie ein Bulle und wirkt, obwohl er nur zwölf PS mehr hat als der i30, dank des deutlich höheren Drehmoments viel kräftiger als der etwas brummige Koreaner. Auch die Fahrwerkabstimmung ist den Kölner Ingenieuren besser gelungen. Der Focus beherrscht den Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit so gut wie kaum ein zweites Auto in dieser Klasse. Dazu passt auch die direkte, zielgenaue Lenkung. Der i30 fährt sich im direkten Vergleich weniger geschmeidig, seine dreifach verstellbare Lenkung ist zu teigig. Kleinigkeiten, die aber zeigen, dass hier noch Raum für Verbesserungen bleibt.
Eine neue Größe zeigen die Koreaner auch, wenn's ums Geld geht. Ford bietet den Focus Turnier mit 140-PS-Diesel bereits ab 23 650 Euro an. Für den mit Lederlenkrad, Klimaautomatik statt -anlage und 16-Zoll-Leichtmetallrädern etwas besser ausgestatteten i30cw nimmt Hyundai 1600 Euro mehr. Koreaner und bescheiden, das war einmal.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Hyundai hat viel gelernt, wie auch der erste Abgleich des i30cw mit dem Ford Focus Turnier zeigt. Allerdings mangelt es dem Koreaner an Fahrdynamik und Komfort, um den Ford überholen zu können.

Von

Stefan Voswinkel