Was ein paar Zentimeter doch ausmachen! Seien es Damen, die auf High Heels gleich andere Blicke ernten, oder Kinder, die jedes kleinste Wachstum feiern: "Jetzt bin ich groß!" Bei Autos ist es ähnlich. Da reckt sich der Hyundai ix20 ein paar Zentimeter höher als ein Polo – schon sehen wir ihn mit anderen Augen. Steht da ein Mini-Van? Eine neue Größe? Ein Golf-Gegner? Jedenfalls bietet der Koreaner auf 4,10 Metern, dem praktischen Trendformat, so viel Platz und Möglichkeiten, dass preisbewusste Umsteiger vom Girlie bis zum Oldie ins Grübeln kommen. Kein Wunder bei diesem Design, das gelungene Proportionen mit stilsicheren Details würzt.

Überblick: Alle News und Test zu Hyundai

Hyundai ix20 BLUE 1.4
Beim Ausweichtest bleibt der Hyundai sicher, bis der Rettungsanker ESP greift.
Die Heckleuchten erinnern sogar an Audi oder BMW, das Klavierlack-Dekor im Interieur zeigt, wie Hyundai um mehr Klasse kämpft (wozu die hässlichen Schweißnähte am Türrahmen nicht passen). Egal, sobald man bequem einsteigt und den größten Vorzug des Hyundai genießt: die Höhe! "Ahhh", tiefenentspanntes Ausatmen. Der ix20 passt wie ein bequemer Pantoffel, dazu kommt die logische Bedienung, jeder Griff erklärt sich von selbst – eine oft vermisste Wohltat. Man sitzt luftig wie im Kompakten, genießt aber das Falttalent der Rückbank: längs verschieben, umlegen, ebenen Boden schaffen oder bis zu 1486 Liter in den Gepäckraum laden – das kann nicht mal der Golf. Nachteil: Wie bei den Konkurrenten Opel Meriva oder Kia Venga heißt die Formel: hoher Aufbau gleich mehr Gewicht (1266 Kilo) und höherer Schwerpunkt – das schmälert naturgemäß die dynamischen Talente.

Der ix20 erzieht zur Gelassenheit

Hyundai ix20 BLUE 1.4
Das Cockpit ziert ein Metalldekor, der Kunststoff ist teilweise gummiert.
Zum Kurvenfegen taugt der Hyundai weniger als der Opel. Seine vergleichsweise träge Lenkung und eine Federung, die auf schlechten Straßen austeilt, erziehen zur Gelassenheit. Für den Titel "Held des Alltags" reicht's aber gerade noch. Dafür genügt sogar der reiz- und durchzugsschwache 1.4-Benziner, der nur bis 4500 Touren leise läuft. Das schlappe Triebwerk zeigt, wo Hyundai knausert: keine Direkteinspritzung, kein Turbo, kein sechster Gang – modern ist anders. Daher zappelt der ix20 auf der Autobahn im Kraftloch zwischen viertem und fünftem Gang, der Vierzylinder dreht bei Richttempo 130 schon 3900-mal pro Minute – und trinkt reichlich Sprit. Im Test kam der Hyundai mit noch erträglichen 6,7 Litern aus; der 1.6-Benziner mit 125 PS wirkt im Venga viel souveräner. Ein erlaubter Vergleich, denn der Kia (mit identischem Motorenprogramm) ist fast baugleich: Der Hyundai kostet in der Basis 265 Euro mehr, hat dafür serienmäßig eine Audio-Anlage samt USB-Schnittstelle und das komfortablere Fahrwerk. Extras wie Leder und Regensensor gibt es nur im ix20, der fünf Jahre Garantie bietet und seine Käufer genauso lange von Wartungsrechnungen befreit. Kia kontert mit sieben Jahren Garantie – da treiben sich die Koreaner auf eine schöne Höhe.

Fazit

von

Joachim Staat
Alle Deutschen planen so ein Modell, Hyundai hat es bereits: ein kleines, stadtfreundliches Raumauto mit hoher Sitzposition und reichlich Umbautalent. Das Schönste am ix20 ist, dass er so gar nicht nach Vernunft-Kiste aussieht, sondern schick aus der Wäsche guckt. Auch innen haben mir Qualität und Ausstattung des Koreaners gefallen, nur Antrieb und Fahrwerk könnten mehr Pfeffer vertragen. Die Preise spiegeln das gestiegene Selbstvertrauen von Hyundai. Aber wie kann der Konzern das baugleiche Modell bei Kia kaum anders, dafür günstiger anbieten? Schwer zu verstehen. Die Kunden kann's nur freuen.

Von

Joachim Staat