Dem CO2-Dilemma zum Trotz – es finden sich immer noch reichlich Argumente für große SUVs, zum Beispiel für Bestseller wie den BMW X5. So wenig der dicke Bayer als Umweltapostel durchgeht, so gut schlägt er sich dafür in allen anderen Disziplinen. Der Raumriese ist trotz komfortabler Grundeinstellung mehr trainierter Kurvenstar als träge Schaukelsänfte. Dank bärenstarkem Dreiliter-Diesel geht es richtig gut voran, bei Ausstattung und Sicherheit spielt der X5 ganz vorn mit. So ist es keine Überraschung, dass der Alleskönner bei uns mit amtlicher Regelmäßigkeit Vergleiche gewinnt. Das heißt: An ihm muss sich die Konkurrenz messen. Und zwar nicht nur die Nachbarn aus Stuttgart und Ingolstadt, sondern auch die Aufsteiger aus Fernost wie der Hyundai ix55 3.0 V6 CRDi.

Überblick: Alle News und Tests zum Hyundai ix55

Hyundai ix55
Das neue Korea-Schiff hat dem Maßstab der großen SUV-Klasse sogar einiges voraus: Auf 4,84 Meter Länge bietet der Koreaner serienmäßig eine dritte Sitzreihe, die auch Erwachsenen genug Freiraum zugesteht. Dazu sind wichtige Extras wie Dreizonen-Klimaanlage und Einparkhilfe ab Werk an Bord, eine praktische Niveauregulierung liefert Hyundai ebenfalls ohne Aufpreis. Und das zu einem vergleichsweise günstigen Preis: ab 42.290 Euro. BMW verlangt für den X5 xDrive 30d bislang 53.700 Euro – plus 1980 Euro für sieben Sitze und mindestens 1600 Euro für weitere wichtige Optionen, die der Hyundai ab Werk bietet. Ein dicker 15.000-Euro-Vorsprung. Wenn das nicht von Bayern nach Korea lockt. Zumal sich der ix auch innen ganz fein gemacht hat und mit Übersichtlichkeit, bequemen Sitzen sowie ordentlicher Verarbeitung punktet. Ganz klar: Mit dem ix55 will Hyundai oben in der SUV-Welt mitmischen – wie die Koreaner ja auch selbst ganz unverblümt ankündigen. Dafür sprechen auch die Zahlen im Datenblatt.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW X5

BMW X5
Ein potenter V6-Diesel mit 239 PS hilft dem ix auf die Sprünge, ein variabler Allradantrieb verteilt die satte Kraft von 451 Newtonmeter Drehmoment, eine moderne Sechsstufenautomatik sortiert die Gänge. Die Papierform klingt reizvoll, in der Praxis hakt es allerdings etwas. Aus dem Stand heraus setzt sich der Hyundai eher gehemmt in Bewegung, erst wenn das Turboloch bei knapp 2000 Touren durchklettert ist, geht es standesgemäß zügig voran. Dem Getriebe fehlt Feinschliff an der Wandlerüberbrückung, aus dem Schiebebetrieb heraus beschleunigt der ix stets mit einem unflätigen Ruck – so etwas gehört sich einfach nicht in einer Preisklasse über 45.000 Euro. Ebenso wenig wie der Verbrauch. Auf 100 Kilometer trinkt der Koreaner 0,3 Liter Sprit mehr als der BMW, 9,6 zu 9,3 Liter pro 100 km. Immerhin: Der Common-Rail-Diesel des ix gibt gleichmäßig Kraft ab, arbeitet laufruhig, unter Last sogar weniger kernig als der Reihensechser des BMW. Dennoch hört sich der Koreaner gestresster an, allein die Geräuschkulisse aus Wind und Reifen grenzt ihn deutlich vom BMW ab.
Wie auch das Thema Fahrsicherheit. Die Bremswege sind viel zu lang (der Hyundai steht aus Tempo 100 erst nach über 42 Metern). Zudem versagt der ix55 im Ausweichtest. Bei plötzlichen Richtungswechseln gerät das Korea-SUV in schwere Schräglage, bricht im schlimmsten Fall aus, weil das elektronische Stabilitätsprogramm zu unentschlossen eingreift. Nur Profis fangen den über alle vier Räder in Richtung Straßengraben radierenden Brocken dann wieder sicher ein. Dabei erschwert noch eine zunächst gefühllose, bald darauf stark verhärtende Lenkung saubere Gegenmaßnahmen. BMW steuert neben seinem narrensicheren Fahrverhalten auch mit einer erstklassigen ESP-Abstimmung und guten Bremsen gegen. Gleichzeitig setzt der X5 seine Leistung besser um, er sprintet schneller, hakt beispielsweise den Überholspurt von Tempo 80 bis 120 km/h sieben Zehntelsekunden schneller ab als der Hyundai.
Geschmeidig zieht der Dreiliter-Diesel durch, das Getriebe arbeitet souverän. Das gilt auch für das Fahrwerk. Die Wankstabilisierung Adaptive Drive (3290 Euro Aufpreis) hält das Dickschiff in Kurven aufrecht, trotzdem federt der X5 auch bei hohem Tempo komfortabel. Allenfalls der nervöse Geradeauslauf stört den positiven Eindruck vom Fahrwerk. Eine Baustellenspur auf der Autobahn ruhigen Blutes zu durcheilen, wird zur Konzentrationsübung. Allerdings: Der ix55 fordert hier seinen Fahrer ebenfalls.
Weitere Details zu BMW X5 und Hyundai ix55 finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.

Fazit

Der ix55 ist ein Exot auf unseren Straßen. Und das wird sich vermutlich nicht ändern. Auch weil die Luft dünn geworden ist im Himmel der dicken SUV – ein schärferes Umweltbewusstsein lässt die Kunden oft eine Nummer kleiner zugreifen. Dazu kommt: Der ix55 fährt dem Musterschüler der Gattung deutlich hinterher, gegen die Fahrqualitäten des X5 hat der Koreaner keine Chance. Der BMW siegt – trotz des hohen Preises.