Solche Kollegen kennen wohl die meisten von uns. Ruhige Typen aus der zweiten Reihe. Die, die sich nicht in jeder Konferenz lautstark nach vorne drängeln, sondern hinter den Kulissen leise und effektiv viel wegschaffen. Typen, die kein Bohei um ihre Person machen. Genau so einer stieß im Juli 2019 zu uns: der Hyundai Santa Fe. Obwohl erst ein Jahr zuvor präsentiert, wirkte er sofort wie ein alter Bekannter. Einer von der stattlichen Sorte. Mit 4,77 Meter Länge und einer Breite von 1,89 Metern befand ihn Testchef Gerald Czajka in der Stadt für "grenzwertig groß".
Hinweis
Hyundai Santa Fe im AUTO BILD-Gebrauchtwagenmarkt
Auch außerorts setzte sich der Eindruck des gemütlichen Bären fort. Mit dem drehmomentstarken 2,2-Liter-Diesel und der weich agierenden Achtstufen-Wandlerautomatik lud der Santa Fe zum lässigen Cruisen ein. Das Aggregat zeigte dabei norddeutschen Charakter: anfangs etwas brummig, nach kurzer Zeit dann aber zuvorkommend und zupackend. Zudem genügsam. Bei Tempo 140 reichten dem Zwei-Tonnen-Dampfer sieben Liter Diesel. Die "dickfällige Gemütlichkeit eines alten Mitsubishi Pajero" attestiert ihm AUTO BILD KLASSIK-Kollege Martin Puthz, der den Koreaner auf Dienstreisen zu schätzen lernte.

Der Santa Fe hat den Charakter eines "gutmütigen Reisedampfers"

Hyundai Santa Fe
Das Cockpit wirkte in Gestaltung und Funktion von Beginn an so altmodisch wie die Assistenzsysteme.
Bild: Thomas Ruddies / AUTO BILD
Der Blick auf den Durchschnittsverbrauch über die gesamte Testdistanz, 8,5 Liter, zeigt allerdings, dass viele Kollegen es deutlich eiliger hatten und die Tachonadel häufig über die 200er-Marke hetzten. Das klappt trotz der großen Stirnfläche auch ganz gut. Zumindest solange es trocken bleibt. Wie schon bei anderen Konzernbrüdern, ist der Wischermotor für deutsches Autobahntempo zu schlapp, zerrt er die Gummilippen ab 160 km/h nur noch mit letzter Kraft über die Scheibe. Doch auch die gemütlichen breiten Sessel und die etwas indirekte Lenkung untermauerten den Charakter vom "gutmütigen Reisedampfer", wie Manfred Klangwald im Fahrtenbuch schwärmte. Die Bedienung empfand er als "nicht modern, sondern altvertraut". Das könnte allerdings auch daran liegen, dass im Santa Fe vor dem Facelift noch nicht die neueste Garde von Systemen eingezogen war. Das Navi hing bei Bedienung und Darstellung modernen Geräten hinterher. Die Sprachsteuerung funktionierte allenfalls rudimentär. Die Schildererkennung leistete sich immer wieder grobe Fehler und verspielte so notwendiges Vertrauen. Die beste Funktion des übereifrigen Spurassistenten war der Knopf am Lenkrad zum Ausschalten.

Technische Daten

Technische Daten
Motor 
Vierzylinder, Turbo, vorn quer
Hubraum
2199 cm3
Leistung
147 kW (200 PS) bei 3800/min
max. Drehmoment
 440 Nm bei 1750/min
Antrieb
Allradantrieb/Achtstufenautomatik
Leergewicht 
1919 kg 
Zuladung 
488 kg 
Kofferraum 
625 – 1695 l
Höchstgeschwindigkeit
205 km/h
Verbrauch* 
7,1 l D/100 km
Abgas*
CO2 188 g/km 

Mindestmaß an Pflege trifft auf maximale Anforderungen

Auf geteilte Meinungen stieß auch die Gestaltung des Innenraums. Während Chefredakteur Tom Drechsler "schreckliche Innenfarben" ausmachte, genoss Kollege Dirk Branke "Geschmack und Stil an Bord". Einig war man sich immerhin bei der tadellosen Bedienung. Ein Auto, das Neulinge nicht erst erlernen mussten. Durchweg Lob gab es auch für das riesige Platzangebot und den variablen Kofferraum.
Hyundai Santa Fe
Bei 84,5 Zentimeter Luft im Laderaum passt das Bike ohne Vorderrad sogar stehend rein. Leider sehr hohe Ladekante.
Bild: AUTO BILD
Ob zu fünft oder mit kompletter Videoausrüstung zum Termin, der Santa Fe packte alles souverän. Allerdings wurde die harte Beanspruchung zum Testende auch sichtbar. Sitze und Lenkrad glänzten speckig, bei der fahrerseitigen Lehnenwange war irgendwann der Lack ab. Fairerweise muss man aber bemerken, dass so ein Dauertester immer nur ein Mindestmaß an Pflege bekommt, während ihm Maximales abverlangt wird. Wohlbehütete Santa Fe aus Privathand dürften bei dieser Laufleistung in der Regel besser dastehen. Pflegeunabhängig war allerdings die immer wieder abfallende A-Säulen-Verkleidung, die bis zum Schluss ein unterhaltsamer Beifahrerschreck war.

Kosten

Kosten
Betriebskosten/Garantien (Fixkosten pro Jahr
Haftpflicht (100 %, SF 5)*
533 Euro
Vollkasko (300 € SB, SF 5)*
1386 Euro
Teilkasko (150 € SB, SF 5)*
718 Euro
Kfz-Steuer (Euro 6d-Temp)
395 Euro
Kraftstoffkosten für 101.331 km
8564,90 Liter Diesel (= 8,5 l/100 km)
10.706,13 Euro
Motoröl-Nachfüllbedarf 2,8 Liter
50,40 Euro
Inspektionskosten (inklusive Ölwechsel)
30.000 km
637,67 Euro
60.000 km
601,07 Euro
90.000 km
730,07 Euro
Reifenkosten (inklusive Montage)
1 Satz Sommerreifen 235/55 R 19 Y ContiSportContact 5
670 Euro
1 Satz Winterreifen 235/55 R 19 Y Continental WinterContact TS 850
915 Euro
Preise/Wertverlust
Testwagenpreis 7/19 (inkl. Extras)
53.290 Euro
Aktueller Neupreis (inkl. Extras)**
55.966 Euro
Schätzpreis 11/21
22.750 Euro
Wertverlust des Testwagens
30.540 Euro
Gesamtkosten für drei Jahre
auf 101.331 km
18.063,34 Euro
Kosten pro km
0,18 Euro
Kosten pro km mit Wertverlust
0,48 Euro

Ärgerlich: beginnende Korrosion in den Längsträger

Einen Schreck hätte es aufgrund des ungeschützten Unterbodens übrigens auch im Gelände gegeben, das wir ihm ebenso erspart haben wie schwere Anhänger, die die mickrige Zuglast von zwei Tonnen eh nicht zugelassen hätte. Ein echtes Manko. Weil der Santa Fe aber auch so genügend Stress hatte, waren wir besonders auf die Zerlegung gespannt. Der Ölkohleaufbau an Einlassventilen und -kanälen gehört bei modernen Selbstzündern heute leider einfach dazu. Der etwas ölige Turbolader und die beschädigte Gleitschiene im Kettentrieb machen schon mehr Sorgen. Ärgerlich ist auch die beginnende Korrosion in den Längsträgern. Eine Folge der sehr ungleichmäßigen Verteilung von Schutzwachs. Kleinigkeiten? Vielleicht. Aber in ein paar Jahren können sie zum teuren Problem werden. Immerhin zeigen sich Getriebe, Abgasanlage und Elektrik von ihrer besten Seite, sodass der Santa Fe am Ende eine glatte 2 für sich verbuchen kann. Unsere Zuneigung ebenfalls. Wir vermissen unseren liebgewonnenen Kollegen schon jetzt.

Bildergalerie

Hyundai Santa Fe
Hyundai Santa Fe
Hyundai Santa Fe
Kamera
Hyundai Santa Fe im 100.000-Kilometer-Dauertest

Wertung

Wertung
Fehlerpunkte max.
Zuverlässigkeit
Liegenbleiber
0 x 15
0
Motor-/Getriebeschaden
0 x 15
0
Defekte Antriebs-/Funktionsteile
0 x 5
0
Zusätzlicher kurzer Werkstattbesuch
1 x 3
3
Zusätzlicher mehrtägiger Werkstattaufenthalt
0 x 5
0
Defekte und Sonderarbeiten (Radio/Navi/Flüssigkeiten etc.)
0 x 2
0
Defekte Kleinteile (Lampen etc.)
0 x 15
0
Langzeitqualität (aus Demontage)
Karosserie (Konservierung, Lack, Teppiche, Verkleidungen)
0–5
3
Motor (Leistung, Dichtigkeit, Ablagerungen, Laufspuren)
0–5
2
Getriebe (Dichtigkeit, Abrieb, Zustand, Kupplung)
0–5
0
Abgasanlage (Zustand, Kat, Aufhängung, Abschirmbleche)
0–5
0
Fahrwerk (Achsen, Federung, Lenkung, Befestigung)
0–5
3
Elektrik (Kabel, Stecker, Steuergeräte, Sicherungen)
0–5
0
Alltagswertung/Fahren
Ergibt sich aus den Eintragungen im Fahrtenbuch
0-10
2
Gesamtpunkte
13
Note: 2

Messwerte

Messwerte
Beschleunigung
0–50 km/h
4,8 s
4,9 s
0–100/-130 km/h
9,4/15,2 s
9,5/15,4 s
0–160 km/h
24,4 s
24,8 s
Zwischenspurt
60–100 km/h
4,8 s
4,9 s
80–120 km/h
6,3 s
6,4 s
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
34,7 m
35,1 m
aus 100 km/h warm
34,2 m
34,9
Innengeräusch
bei 50 km/h
56 dB(A)
56 dB(A)
bei 100 km/h
64 dB(A)
64 dB(A)
bei 130 km/h
68 dB(A)
68 dB(A)
Testverbrauch – CO2
7,0 l D – 185 g/km
7,4 l D – 196 g/km



Fazit

von

AUTO BILD
Ein gemütlicher Bär, frei von nervigen Attitüden. Der Santa Fe ist alte Schule im allerbesten Sinne. Mit einem starken Diesel und einer entspannten Wandlerautomatik ist er im Alltag unschlagbar. Nur die Rostvorsorge darf gern besser werden.