Im Alter zwischen 12 und 18 Monaten entwachsen Babys ihrer Babyschale. Dann müssen Eltern eine weitreichende und schwierige Entscheidung treffen. Denn bei den Folgesitzen, die oft bis zu einem Kindesalter von etwa vier Jahren genutzt werden, gibt es große Unterschiede. Fest steht: Rückwärtsgerichteter Transport ist auch hier die sicherste Variante. Das ermöglichen sogenannte Reboarder, die immer öfter mit einer Schwenkfunktion ausgestattet werden. So gelingt das Einsetzen und Herausnehmen der kleinen Fahrgäste sehr komfortabel, was auch den Stress für die Eltern reduziert und der Sicherheit dient. Nachteil der Reboarder: Sie sind schwer und sperrig – besonders jene Modelle, die über eine Drehfunktion verfügen, weil die Isofix-Basis dann in den Sitz integriert ist. Einige Modelle wiegen über 16 Kilogramm und passen kaum durch den Türausschnitt eines Kleinwagens.

Kinder fahren rückwärtsgerichtet am sichersten

Sechs i-Size-Sitze im Vergleich
Drehbare Reboarder lassen sich zur Tür schwenken, ermöglichen so einfachstes Einsetzen
Bild: AUTO BILD
Dazu ist der neue Dreh nicht ganz billig. Je nach Hersteller und Modell werden zwischen 300 und 620 Euro für so einen Sitz fällig. Alle hier getesteten Kindersitze entsprechen übrigens der i-Size-Norm (ECE R129). Nach dieser Richtlinie hergestellte Produkte orientieren sich vornehmlich an der Größe des Kindes, während die bisher gültigen Kindersitz-Gruppen an das Gewicht angelehnt sind. Gut so, denn so ist ein optimaler Gurtverlauf am Körper des Kindes garantiert.

Die Test-Ergebnisse im Detail

Britax Römer Dualfix i-Size: Von 40 bis 105 cm Größe (Geburt bis etwa vier Jahre)
Der Dualfix i-Size verfügt über eine integrierte Isofix-Basis, auf der sich der Sitz um 360 Grad schwenken lässt. Ab 15 Monaten dürfen Kinder auch vorwärtsgerichtet fahren. Die Verarbeitung ist dank feiner Stoffe und guter Auspolsterung hochwertig. Kopfstütze und Gurthöhe lassen sich einfach auf die Größe des Kindes einstellen. Statt ausklappbarer Seitenprotektoren verbaut Britax Römer einen integrierten Aufprallschutz, der die Kräfte bei einem Seitencrash vom Kopf des Kindes wegleiten soll. Als zusätzliches Feature lässt sich die Neigung der Fußstütze an die Rückenlehne der Rückbank anpassen. Dadurch steht der Sitz besonders fest und klapperfrei im Auto. Der Einbau des großen Dualfix ist aufwendig, auch weil die Isofix-Bügel sich nicht separat verschieben lassen.
Sechs i-Size-Sitze im Vergleich
Top-Tether: Eine Alternative zum Sitz mit Stützfuß. Spart Platz und Gewicht
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Maxi-Cosi AxissFix i-Size: Von 61 bis 105 cm Größe (sechs Monate bis vier Jahre)
Auch der AxissFix von Maxi-Cosi ist ein drehbarer Reboarder und damit sehr komfortabel in der täglichen Handhabung. Statt eines Stützfußes, wie bei den anderen Reboardern üblich, wird das Vorkippen im Falle eines Unfalls durch einen Top-Tether-Gurt verhindert. Der entsprechende Anschluss im Auto befindet sich meist auf der Rückseite der hinteren Sitze oder im Kofferraumboden. Diese Konstruktion macht den AxissFix zu einem der kompaktesten Reboarder mit Drehfunktion. Dazu ist der Sitz mit 300 Euro vergleichsweise günstig. Zumindest in der Basisversion. Denn Maxi-Cosi bietet den Sitz seit letztem Jahr auch mit integrierten Airbags an (AxissFix Air). Für die Version mit Airbags werden rund 600 Euro fällig.
GB Vaya i-Size: Von 45 bis 105 cm Größe (Geburt bis etwa vier Jahre)
Der GB Vaya ist dem Dualfix von Britax Römer ähnlich, verfügt über eine 360-Grad-Drehfunktion und ein Fünfpunktgurtsystem, bei dem auch die Beckengurte dick ausgepolstert sind. Mit dem Schalter für die Drehfunktion lässt sich gleichzeitig auch die Neigung des Sitzes verstellen. Dadurch klappt die Bedienung einhändig. Die Neigung lässt sich zudem sehr weit verstellen, optimal für eine gute Schlafposition, ohne dass der Kopf des Kindes nach vorn fällt. Der Schalter zur Anpassung der Höhe von Kopfstütze und Gurt ist leider unterhalb der Kopfstütze angebracht, so wird die Einstellung fummelig, wenn sich das Kind bereits im Sitz befindet. Schlecht gelöst: Je nach Höheneinstellung werden aufgedruckte Warnhinweise von der Kopfstütze verdeckt. Praktisch dagegen sind die beiden einzeln herausziehbaren Isofix-Konnektoren, vorteilhaft bei schlecht zugänglichen Anschlüssen im Auto.
Recaro Zero.1 i-Size: Bis 105 cm Größe (Geburt bis vier Jahre)
Der Zero.1 hat einen Drehmechanismus und ist durch den Stützfuß sperrig und schwer. Die Bedienung klappt dafür kinderleicht. Ein Sperrschalter unter dem Sitz soll verhindern, dass dieser sich zu früh in die vorwärtsgerichtete Richtung dreht. Die Sperre lässt sich mit einem Ruck aber zu leicht überwinden und ist dann defekt. Perfekt gelöst dagegen hat Recaro die Darstellung der Kontrollanzeigen. Der korrekte Einbau ist auf einen Blick erkennbar – sogar vom Fahrersitz aus. Der maximale Liegewinkel ist etwas steiler als bei den anderen Modellen. Wer den Sitz schon für sein Neugeborenes nutzen möchte, sollte die Elite-Version ordern. Bei dieser Ausführung ist eine sehr leichte Babyschale dabei, die auf den Sitz aufgesteckt wird. Der große Sitz fährt dann aber stets mit im Auto.
Sechs i-Size-Sitze im Vergleich
Reboarder mit Basis: Zweiteilig, dadurch leichter einzubauen, aber nicht schwenkbar
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BeSafe Izi Modular i-Size: Von 61 bis 105 cm Größe (sechs Monate bis vier Jahre)
BeSafe bietet mit dem iZi Modular i-Size einen klassischen Reboarder mit Fünfpunktgurt zum Aufstecken auf die dafür vorgesehene Isofix-Basis. Ab einem Kindesalter von 15 Monaten kann der Sitz vorwärtsgerichtet auf die Basis gesteckt werden. Für zusätzlichen Schutz bei einem Seitenaufprall ist ein aufsteckbarer Protektor im Lieferumfang enthalten. Die Befestigung des Protektors am Sitz ist allerdings etwas fummelig, zudem kann das Teil verloren gehen. Vor allem angesichts des hohen Preises wirkt die Lösung nicht gelungen. Dafür bietet der Sitz gute Platzverhältnisse für das Kind, das aus dem Sitz einen vergleichsweise guten Ausblick genießt. Eltern, die zuvor die Babyschale iZi Modular Go mit Basis genutzt haben, können denselben Unterbau für diesen Sitz nutzen.
Sechs i-Size-Sitze im Vergleich
Isofix-Bügel: Pflicht bei modernen Sitzen für eine sichere Verbindung mit dem Auto
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Britax Römer Trifix² i-Size: Von 76 bis 105 cm Größe (15 Monate bis vier Jahre)
Wenn das Auto zu klein für einen Reboarder ist oder der Sitz im Alltag häufig in verschiedene Autos eingebaut werden muss, empfiehlt sich der Trifix2. Dank Installation per Top Tether ist der Sitz sehr kompakt, wiegt aber trotzdem noch gute 10 Kilogramm. Das Kind reist ausschließlich in Fahrtrichtung, daher ist die Nutzung entsprechend der i-Size-Norm erst ab 15 Monaten gestattet. Und selbst dann kann diese Position für zierliche Kleinkinder noch zu früh sein. Auch auf längeren Fahrten, auf denen Kinder häufig einschlummern, sind die ganz Kleinen hier nicht optimal untergebracht. Denn die Neigung lässt sich nur minimal verstellen und bleibt stets sehr steil. Insgesamt wirkt der Sitz hochwertig und ist sehr solide verarbeitet.

Kommentar

von

Stefan Novitski
Probieren Sie aus, und überlegen Sie vor dem Kauf, welcher Sitz zu Ihren Anforderungen am besten passt. Wichtig: Die Gurtführung muss von Beginn an perfekt passen. Daher das Kind zum Probesitzen mitnehmen. Wer häufig mit dem Kind lange Strecken fährt, hat mit einem drehbaren Reboarder den besten Komfort.

Von

Stefan Novitski