Sind Sie zufällig gerade unzufrieden mit Ihrem Audi A6, 5er-BMW oder E-Klasse-Mercedes? Nein? Klar, blöde Frage, tolle Autos – Sie müssen dann hier auch nicht weiterlesen. Doch wenn Sie nach Ihrem dritten 5er vielleicht mal etwas ganz anderes probieren wollen, hätten wir drei spannende Alternativen zum deutschen Trio: Citroën C6, XFJaguar und den Neuling Infiniti M30d. Allesamt üppige Limousinen, mit viel Charakter und noch mehr Ausstattung. Beim Infiniti ist von A wie aktives Geräuschunterdrückungssystem bis Z wie Zwei-Zonen-Klimaautomatik alles an Bord, was sich fernöstliche Entwickler so unter Luxus vorstellen.

Überblick: Alle News und Tests zum Infiniti M

Inifiniti M
Luxus satt: Der Infiniti M30d greift im Vergleich mit einer üppigen Ausstattung an.
Mal abgesehen von der Technik-Orgie bekommt der Käufer eine knapp fünf Meter lange, opulente Limousine mit leicht nostalgischem Design. Das gilt auch für das Interieur, wo die Innenarchitekten Holz und Leder geschmackvoll kombinieren. Das handschuhweiche Leder der Sitze könnte auch aus der britischen Edel-Manufaktur Connolly stammen – wenn diese nicht mittlerweile pleite wäre. Und wer beim Thema Holz an groben Zuschnitt aus dem Baumarkt denkt, liegt voll daneben: Es handelt sich um mit Silberfarbe bestäubte japanische Weißesche. Vorn bietet der Infiniti exakt so viel Platz wie Jaguar und Citroën. Aber der Fahrer sitzt tief hinter dem wuchtigen Cockpit auf kleinen Sitzen mit zu flachen Lehnen. Im Fond warten eine bequeme Couch und jede Menge Raum auf ihre Besetzung.

Überblick: Alle News und Tests zum Jaguar XF

Jaguar XF
Groß genug nur vorne: Beim Jaguar XF ist der Platz in Reihe zwei zu knapp geraten.
Anders im Jaguar. Erstaunlich, wie schmal die Briten das Heckabteil des XF schneiderten. Hier sitzen die Passagiere beengter als im M30d, Menschen über 1,80 Meter müssen ihren Kopf einziehen. In der ersten Reihe ähnelt die tiefe Fahrerposition dem Infiniti – genau wie die zu zierlichen Sitze. Im Citroën rutschen Fahrer und Beifahrer haltlos auf gemütlichen Möbeln, im Fond freuen sich Mitreisende über ein fürstliches Raumangebot. Mit seiner zerklüfteten Cockpit-Landschaft und den digitalen 70er-Jahre-Instrumenten scheint der Citroën aus der Zeit gefallen zu sein, kann bei der Ausstattung aber locker mit dem Infiniti mithalten. Angetrieben werden Citroën und Jaguar vom gleichen Dreiliter-Diesel, mit unterschiedlichem Ergebnis allerdings. Im C6 säuselt der V6 dezent leise, die Automatik reagiert schläfrig. Macht nichts, es passt zum Phlegma des großen Franzosen mit der teigigen Lenkung und der schaukeligen Hydropneumatik. Unterschätzen sollte den C6 niemand, bei Bedarf marschiert er energisch.
Im Jaguar wirkt der gleiche Motor lebhafter, temperamentvoller, kerniger und harmoniert bestens mit der schnellen Sechsstufenautomatik. Passt, der XF fährt sich mit seiner spitz ansprechenden Lenkung zudem zackig und agil. Die Kehrseite: eine stoßige Federung. Der Infiniti M30d wird vom gleichen Dreiliter angetrieben wie EX und FX. Auch in der Limousine startet der V6 wie ein ruppiger Schiffsdiesel, beruhigt sich dann, behält aber einen heiseren Grundton. Er schiebt früh und bullig an, sein Temperament wird von der zähen Siebenstufenautomatik gezügelt. Die Fahrwerkauslegung kann ihre Abstammung aus Amerika, dem Infiniti-Hauptmarkt, nicht verbergen: Der M30d rollt weicher ab als der Jaguar und läuft ruhig geradeaus, bewegt sich jedoch nicht übermäßig agil. Die diffuse Lenkung hat daran einen erheblichen Anteil.
Für den M30d GT verlangt Infiniti 55.100 Euro, sagenhafte Ausstattung inklusive. Der Citroën C6 HDi 240 Exclusive ist mit 58.930 Euro sogar noch teurer. Auch er prächtig ausgestattet, allerdings mit eher zweifelhaftem Wiederverkaufswert. Vergleichsweise bescheiden gibt sich Jaguar mit den 53.760 Euro für den XF 3.0 V6 Diesel Luxury. Diese Zurückhaltung lohnt sich: Am Ende liegt der Jaguar vorn.

Fazit

von

AUTO BILD
Gibt es eine Welt jenseits des deutschen Perfektionswahns in der Oberklasse? Ja, durchaus. Aus diesem Parallel-Universum stammen Infiniti, Jaguar und Citroën. Autos für Individualisten, die das Besondere schätzen. Den M30d mit seiner fast nostalgisch plüschigen Opulenz, den XF in seiner geschliffen modernen Eleganz und den C6 mit seiner unübertroffenen, sehr französischen Mixtur aus Luxus und Lässigkeit. Sehr sympathisch, diese Typen aus einer anderen Welt – alle drei.