Wenn unter der Haube der Keilriemen quietscht, sollte man etwas unternehmen. Nicht nur wegen der unangenehmen Geräusche, sondern auch, weil es für den Motor gefährlich werden kann.

Warum quietscht es?

Die Ursache für die unangenehmen Geräusche ist ein rutschender Keilriemen (auch Antriebsriemen oder Treibriemen genannt) oder in seiner moderneren Form der Keilrippenriemen. Wenn der Keilriemen alt und schon etwas überdehnt ist, sitzt er zu locker auf den Keilriemenscheiben, wodurch das Quietschen entsteht. Bei Regen und Kälte verstärkt sich das Durchrutschen, denn der feuchte Riemen hat nun noch weniger Haftung an der Riemenscheibe. Dauert das Quietschen nur kurz, vielleicht sogar direkt nachdem man durch eine Wasserlache gefahren ist, besteht kein Grund zur Sorge. Dann ist der Keilriemen lediglich feucht geworden. Kommt es jedoch häufiger zu der Geräuschentwicklung, vor allem nach dem Starten und auf den ersten Kilometern, sollte der Keilriemen neu gespannt oder ausgetauscht werden.

Alles für den Keilriemenwechsel

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Funktion des Keilriemens

Keilriemen
Keilriemen mit V-Profil: Bei den vermeintlichen Zähnen handelt es sich um Aussparungen, die die Elastizität erhöhen.
Bild: Continental / Werk
Der Keilriemen gehört zu den Antriebsriemen und ist zuständig für die Versorgung der Nebenaggregate. Der Riemen selbst wird durch die Rotation der Kurbelwelle des Motors angetrieben. Er hat einen V-förmigen Querschnitt und überträgt die Motorkraft durch die Reibung der seitlichen Flanken auf die Keilriemenscheibe. Eine Weiterentwicklung des Keilriemens ist der Keilrippenriemen, die in modernen Fahrzeugen fast nur noch zum Einsatz kommen. Längs zum Riemen verlaufen hier an der Unterseite Rippen. Sie greifen in die Rillen der Riemenscheibe. So lassen sich kleinere Radien (Umschlingungswinkel) als beim V-förmigen Riemen realisieren. Vom Keilriemen angetrieben wird unter anderem die Lichtmaschine (Generator), die wiederum den Strom für die Bordelektrik liefert. Bei einigen Autos treibt der Keilriemen zusätzlich auch die Servolenkung, den Lüfter, die Wasserpumpe, die Hydraulikpumpe oder den Klimakompressor an. Keilriemen bestehen aus widerstandsfähigem Gummi, zur Stabilisierung gibt es im Innern eine Textil- oder Stahlseileinlage. So können sehr hohe Drehmomente übertragen werden. Teilweise werden die Nebenaggregate auch von mehreren Keilriemen angetrieben.

Was kann schlimmstenfalls passieren?

Durch die permanente Beanspruchung des Riemenantriebs kommt es im Laufe der Zeit zum Verschleiß. Im Winter steigt der Strombedarf eines Autos, wodurch sich der Widerstand der Lichtmaschine erhöht. Das kann dazu führen, dass sich der Keilriemen ausdehnt und die Spannung nachlässt. Die Folge: Der Keilriemen quietscht. Mit und auch ohne vorheriges Quietschen kann der Keilriemen plötzlich reißen. Aus dem Motorraum ist dann ein lauter Knall zu vernehmen. Da der Keilriemen die Lichtmaschine nicht mehr antreibt, leuchtet in der Folge die Batteriekontrollleuchte auf – die Autobatterie wird nicht mehr geladen. Treibt der Keilriemen auch die Pumpe der Servounterstützung der Lenkung an, kann der Wagen nur noch unter Anstrengung gelenkt werden. Das größte Problem entsteht aber, wenn der Keilriemen auch die Wasserpumpe antreibt. Reißt der Riemen, zirkuliert das Kühlwasser nicht mehr durch den Motor, was schnell zur Überhitzung führt. Die Weiterfahrt ist riskant. Wenn es nicht anders geht, muss das Thermometer des Kühlwassers permanent im Auge behalten werden. Denn durch die Überhitzung des Motors drohen schwere Schäden wie ein Defekt der Zylinderkopfdichtung oder sogar ein Kolbenfresser. Die gute Nachricht ist allerdings, dass moderne Keilriemen/Keilrippenriemen strapazierfähig sind und selten reißen. Alles zur Reparatur und Technik

Schäden am Keilriemen erkennen

Neben den Quietsch-Geräuschen aus dem Motorraum können auch andere Symptome auf einen Schaden am Keilriemen hinweisen. So erkennt man einen abgenutzten Keilriemen beispielsweise auch am Nachlassen des Lichtes. Wird dies schlagartig schwächer, kann das ein Indiz sein. Ebenso wie eine schwergängig werdende Lenkung.

Keilriemen regelmäßig kontrollieren

Keilriemen
Ein schlecht gespannter Keilriemen muss nicht immer quietschen. Zur Kontrolle mit einem Finger am Riemen ziehen – bei ausgestelltem Motor!
Bild: AB
Unnötige Schäden lassen sich durch regelmäßige Kontrollen und dem eventuell fälligen Austausch des Keilriemens verhindern. Generell sollte sich der Keilriemen nicht mehr als ein bis zwei Zentimeter bewegen, wenn man fest mit dem Finger an ihm zieht. Wichtig ist auch, dass der Keilriemen nicht spröde oder rissig ist. Gleichzeitig ist darauf zu achten, ob sich Einlaufspuren gebildet haben. Schleift der Riemen an einer Stelle, sind die Außenränder häufig verhärtet oder glatt geschliffen und glänzen unter Lichteinfall. In der Nähe der Riemenscheiben finden sich gelegentlich auch Spuren von Gummiabrieb. Teilweise sind auch ganze Stücke des Keilriemens rausgebrochen. Bei jeder Form von Beschädigung oder entsprechenden Hinweisen wie Gummispuren, sollte der Keilriemen gewechselt werden. Die Reparatur eines gerissenen Keilriemens ist grundsätzlich nicht möglich.

Das Ersatzteil ist genormt und kostet zwischen fünf und zwanzig Euro. Wer einen neuen Keilriemen kaufen muss, ist nicht auf das Original-Ersatzteil vom Hersteller angewiesen. Keilriemen kann man in jedem Fachhandel und im Internet kaufen. Dort erhält man sie meist günstiger als im Autohaus. Sowieso konstruiert der Autohersteller den Keilriemen nicht selbst: Zulieferer wie Continental zählen zu den größten Produzenten. Beim Kauf ist die Größe des Keilriemens zu beachten. Dazu gibt es Unterschiede bei der Materialstruktur des Keilriemens. Wer unsicher ist, kann einen Fachmann um Hilfe bitten.

Keilriemen spannen und wechseln

Ist der Grund für das Quietschen nur ein locker sitzender oder rutschender Keilriemen, so reicht es ihn zu spannen. Das Nachspannen empfiehlt sich aber nur, wenn der Keilriemen weder porös noch verschlissen ist und dazu keine Risse aufweist. Mit technischem Geschick lässt sich ein Keilriemen auch selbst wechseln oder spannen. In den meisten Fällen wird der Keilriemen über die Lichtmaschine gespannt. Diese ist an einer Schiene montiert. Zum Spannen die Schraube an der Schiene lösen und die Lichtmaschine vom Motor wegschieben, bis die gewünschte Spannung des Keilriemens erreicht ist. Anschließend wird die Schraube unter Spannung wieder angezogen. Wenn der Keilriemen gewechselt werden muss, wird die Verschraubung der Lichtmaschine gelöst, um die Spannung aus dem Riemen zu nehmen. Dann lässt sich der alte Riemen einfach abziehen und der neue wieder auf die Riemenscheiben auflegen. Unbedingt beachten, dass der Riemen auf allen Scheiben in der richtigen Position aufliegt und in der Flucht steht. Sonst droht ein erhöhter Verschleiß oder ein baldiges Reißen des neuen Keilriemens.

Das Nachspannen oder Wechseln ist allerdings nicht bei allen Fahrzeugtypen möglich. Bei einigen Motoren treibt der Keilriemen nämlich gleich mehrere Nebenaggregate an. Ein Tausch oder Nachspannen ist hier aufwendig und zum Teil auch nur mit Spezialwerkzeug möglich. Dann muss ein Mechaniker ran. Relativ neu sind sogenannte Elast-Riemen. Sie halten ihre Spannung selbstständig und benötigen keine zusätzliche Spannvorrichtung, was die Herstellungskosten senkt. Zum Wechsel des Riemens (etwa alle 120.000 Kilometer) ist ein Spezialwerkzeug notwendig, da hier ein sehr hoher Kraftaufwand nötig ist. Auch wenn das Längenmaß übereinstimmt, darf ein Elast-Riemen niemals durch einen nicht dehnbaren Standardriemen ersetzt werden. Er ließe sich entweder nicht montieren oder würde die erforderlichen Kräfte nicht übertragen.
Viele Autos verfügen über eine Spannrolle, die den Keilriemen automatisch spannt. Ein manuelles Nachspannen ist hier nicht möglich. Beginnt der Keilriemen unangenehm zu quietschen, kann hier auch ein Defekt an der Spannrolle die Ursache sein, die dann getauscht werden muss, gemeinsam mit dem Keilriemen. Ab einer fortgeschrittenen Kilometerzahl ist es kein Fehler, beim Wechsel des Keilriemens auch die Spannrolle zu erneuern.

Keilriemenwechsel in der Werkstatt

Keilriemen
Bei einigen Autos führt der Keilriemen über zahlreiche Scheiben. Hier muss in der Werkstatt nachgespannt werden.
Bild: AB
Auch wenn die reinen Materialkosten für einen Keilriemen gering sind, kann der Austausch in einer Werkstatt teuer werden. Insbesondere bei neueren Fahrzeugen. Viele Aggregate sind so eng verbaut, dass es schwerer wird, den Keilriemen auszuwechseln. Abdeckungen und ein Teil der Motorperipherie müssen demontiert werden, um Zugang zum Keilriemen zu gewährleisten. In der Regel ist für die meisten gängigen Fahrzeugmodelle ein Arbeitsaufwand von ein bis zwei Stunden zu veranschlagen, das bedeutet je nach Stundensatz zwischen 50 und 150 Euro für den Arbeitslohn. Bei älteren Autos ist der Austausch häufig schon nach einer halben Stunde erledigt, weil dort die Keilriemen besser zugänglich sind. Allgemein gilt jedoch: Wer kein handwerkliches Geschick und Kfz-technische Kenntnisse hat, sollte die Arbeit den Fachleuten überlassen. Spätfolgen lassen sich so nicht ausschließen, und diese können die Kosten dann erheblich steigern. Wie lange ein Keilriemen hält, lässt sich nicht pauschal beantworten. Durchschnittlich geht man von rund 90.000 Kilometern oder acht Jahren aus.

Keilriemenspray gegen das Quietschen

Zu Preisen zwischen fünf und zehn Euro werden Keilriemensprays angeboten. Sie sollen den Keilriemen geschmeidig halten und nerviges Quietschen unterbinden. Die Wirkung ist jedoch umstritten, Erfahrungen und Meinungen gehen weit auseinander. Ein Keilriemenspray kann sinnvoll sein, wenn die Geräusche wetterbedingt sind, also von Nässe und Kälte kommen. Halten die Geräusche länger an, kommt man um einen Besuch in der Werkstatt nicht herum. Auf andere Hausmittelchen ist zu verzichten. Seife, Kerzen oder Spüli haben weder auf dem Keilriemen noch im Motorraum etwas zu suchen.

Keilriemen und Zahnriemen – wo liegt der Unterschied?

Zahnriemen
Gut zu erkennen: die Zahnung auf Riemen und Antriebsrädern des Zahnriemens.

Bild: AB
Nicht zu verwechseln ist der Keilriemen mit dem Zahnriemen. Denn die Riemen haben unterschiedliche Funktionen. Während der Keilriemen zum Antrieb von Nebenaggregaten dient, synchronisiert und treibt der Zahnriemen in erster Linie die Nockenwelle an. Die Gemeinsamkeit: Oft ist der Zahnriemen anstelle des Keilriemens für den Antrieb der Wasserpumpe zuständig. Der Zahnriemen wird aus einem Kunststoffverbundmaterial hergestellt und hat auf der Innenseite eine kräftige Zahnung, damit er auf den ebenfalls gezahnten Antriebsrädern absolut schlupffrei läuft. Dies ist notwendig, damit die Öffnungszeiten der Ventile nicht aus dem Takt kommen. Während der Keilriemen bei Inspektionen regelmäßig gespannt oder gewechselt werden sollte, muss der Zahnriemen ab einem gewissen Alter oder einer bestimmten Kilometerleistung vorsorglich gewechselt werden. Denn wenn der Zahnriemen reißt, geht dies meist mit großen Schäden für den Motor einher. Weitere Gemeinsamkeit: Keilriemen und Keilrippenriemen bestehen ähnlich wie ein Zahnriemen aus einer Gummimischung.
Lesen Sie auch: Alle Infos zum Zahnriemenwechsel

Mythos Damenstrumpf

So wie der Seidenstrumpf zumeist modernen Mikrofaserstrumpfhosen gewichen ist, so hat er auch als Pannenhelfer ausgedient. Bei Fahrzeugen, die Mitte des vergangenen Jahrhunderts hergestellt wurden, konnte ein gerissener Keilriemen noch durch einen Damenstrumpf notdürftig ersetzt werden. Bei modernen Fahrzeugen ist das nicht mehr möglich.

Von

Brigitte Oesterle