Klimaanlage: Gesundheitsgefahr, Bakterien, Schimmelpilze, Feinstaub, Wartung
Klimaanlagen in Autos sind gefährliche Dreckschleudern

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Der Ingenieursverband VDI warnt vor Schadstoffen in Autoinnenräumen und empfiehlt eine regelmäßige Reinigung der Klimaanlage. Denn durch Schimmel drohen Gesundheitsgefahren für die Insassen.
Bild: Ralf Timm / AUTO BILD
Bakterien, Schimmelpilze oder Feinstaub – Klimaanlagen im Auto können die Gesundheit gefährden, wenn sie nicht richtig gewartet werden. Davor warnt der renommierte Verein Deutscher Ingenieure (VDI, gegründet 1856). Er hat daher jetzt eine neue Richtlinie für die sachgemäße Reinigung von Klimaanlagen entworfen. Ihr kryptischer Name: VDI/ZDK 6032 Blatt 2.
Rund 2000 solcher VDI-Richtlinien gibt es. Was bürokratisch-technisch klingt, hat einen ernsten Hintergrund: "Das Risikopotenzial bei Klimaanlagen ist enorm", sagt Dr. Andreas Winkens vom VDI. "Eine unregelmäßige oder unsachgemäße hygienische Wartung kann zu einer hohen Schadstoffkonzentration in der Atemluft führen." Mit anderen Worten: Die Luft in unseren Autos kann krank machen.
Bakterien und Schimmelpilze vermehren sich rasant
So fällt beim Kühlvorgang stets Kondenswasser am Lamellensystem des Verdampfers an. Dieses feuchte Milieu führe dazu, dass sich Bakterien und Schimmelpilze "rasant vermehren".

Durch Luftdüsen kann bei schlecht gewarteten Klimaanlagen verunreinigte Luft in den Autoinnenraum strömen.
Bild: Roman Raetzke
"Zudem zerfallen Pollen, Stäube und Schadgase mit der Zeit zu immer kleineren Partikeln, die dann vermehrt in den Zuluftstrom geraten", heißt es vom VDI. Riecht die Klimaanlage, ist es schon zu spät: "Dann kann von einer bereits hochgradigen mikrobiellen Verschmutzung ausgegangen werden", warnt Winkens. (So gehen Sie gegen Gerüche aller Art im Innenraum vor!)
Keine Standards für Klimaanlagen-Checks
Das Problem: Zwar bieten schon jetzt viele Werkstätten etwa Klimaanlagen-Checks oder einen Klimaservice an. "Aber es gibt keine Standards dafür", sagt Experte Winkens. "Schwerpunkt dabei sind meist Funktions- sowie Dichtigkeitsprüfungen und die Füllstandskontrolle des Kältemittels, manchmal erfolgt noch ein Filterwechsel. Aber die Reinigung des gesamten Klimasystems gehört meist nicht dazu."
"In Werkstätten fehlen oft Technik und Know-how"
Was den des Innenraumluftfilter der Klimaanlage betrifft, würden zahlreiche Kfz-Hersteller zudem viel zu lange Wechselintervalle vorgeben. Der VDI warnt: "Lässt die Filterwirkung nach, werden Schadstoffe, Staubpartikel, Bakterien und Sporen nicht mehr ausreichend zurückgehalten, lagern sich zunächst teils im Filtergehäuse ab und dringen letztlich in das Klimasystem vor." Winkens fällt ein hartes Urteil: "In vielen Werkstätten fehlen für fundierte Hygienemaßnahmen Know-how und technische Ausstattung." Die neue VDI-Richtlinie soll da für Klarheit bzw. Sauberkeit sorgen.

Klimaanlagen sind wertvolle Helfer bei Wärme und Kälte, sie müssen aber regelmäßig gewartet werden.
Bild: Ronald Sassen
Die VDI-Experten warnen etwa davor, zwar den Luftfilter gegen einen neuen auszutauschen, dabei aber das Filtergehäuse nicht zu reinigen. "In der Regel ist auch das erheblich verschmutzt", sagt Winkens. Es gehe um eine "lückenlose Hygienekette für gesunde Luft im Pkw". Der VDI empfiehlt einen jährlichen Filterwechsel sowie eine professionelle jährliche Reinigung der gesamten Klimaanlage. "Im Pkw müsste eigentlich noch häufiger gewechselt werden", sagt Winkens. Und zwar alle sechs Monate.
Video: Luftfilter und Innenraumfilter wechseln
So geht der Filterwechsel
Bild: AUTO BILD
Dringend raten die Ingenieure davon ab, verschmutzte Luftfilter auszuklopfen und per Pressluft zu reinigen. "In der Regel sind sie mit hohen Schadstoffkonzentrationen belastet, eine Staubwolke würde den Heimwerker entsprechend gesundheitlich schädigen."
Auch von Desinfektions-Aerosolen ("Klick-Dosen") halten die Experten wenig. Diese sollen im Umluftbetrieb die Klimaanlage durchströmen und säubern. "In der Praxis ist das wirkungslos", sagt Wilkens. "Insbesondere der mikrobielle Lebensraum aus feucht-schleimiger Konsistenz bleibt erhalten." Er schütze die Mikroorganismen sogar gegen Desinfektionsmittel.

Luftproben aus einem Auto, aufgebracht auf einem Nährboden. Ein Versuch der Hygiene-Firma Tunap aus Bayern.
Bild: Tunap GmbH & Co KG
Klingt ekelig? Ist es auch: "Selbst keimabtötendes Ozon zeigt deshalb zumeist nur kurzfristige Wirkung." Und vom Frühlingsduft irgendwelcher Wunderbäume sind natürlich auch keine Wunder zu erwarten.
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