Ganz normal sieht er aus, der Freelander, der am Flughafen Heathrow vor uns steht. Als wir ihn starten und uns in den dichten Verkehr Richtung City einfädeln, zeigt sich der erste Unterschied: ein Aufwärtspfeil empfiehlt, hochzuschalten. Spätestens im Stadtteil Chiswick geht es nur noch stockend voran. Als der Spar-Allradler wieder mal steht und ich in den Leerlauf schalte, geht der Motor aus. Blöpp! Einfach aus, ohne dass ich ihm das per Zündschlüssel befohlen hätte. Was nun? Wird er wieder anspringen, oder werden wir hier gleich von Hektikern gelyncht?

Der verstärkte Anlasser soll 150.000 Starts durchhalten

Land Rover Freelander
Auf Londons Battersea Bridge steht der Verkehr. Der Freelander-Motor auch.
Bild: Werk
Vorn geht es wieder ein Stück weiter. Ich trete aufs Kupplungspedal, und der Td4-Diesel singt wieder sein leise nagelndes Lied. Das geht sekundenschnell – noch bevor ich den ersten Gang wieder eingelegt habe. Übrigens sind Versuche von VW aus den 80er- und 90er-Jahren, die Stadtverbräuche von erst Polo und dann Golf III mittels Start-Stopp-Technik zu senken, genau an dieser Sorge gescheitert: hilflos orgelnd vor der grünen Ampel zu stehen. Sie war schon damals unbegründet. Aber: Hält der Starter das aus? Und die Batterie? "Kein Problem", sagt Land Rover-Technikchef Peter Cockle. Der Anlasser sei für mindestens 150.000 Start-Stopp-Manöver ausgelegt. "Der Anlasser-Zahnkranz ist verstärkt. Auch die Batterie ist ein speziell dafür ausgelegter Glasfasermatten-Akku."

Die Zeit ist reif für Motoren, die vor der Ampel verstummen

Land Rover Freelander
Stop & go: Der Motor geht von selbst aus, springt aber zuverlässig wieder an.
Bild: Werk
Überhaupt ist das Start-Stopp-System komplexer als gedacht: Das Zweimassenschwungrad musste mittels neuer Reibscheibe angepasst werden, eine Hilfs-Wasserpumpe und zusätzliche Steuerungs-Software mussten her. Die Briten versprechen fast 20 Prozent weniger Verbrauch in der Stadt. Das Land-Rover-System nutzt einen Startermotor von Denso, die Steuerung liefert Bosch – ein ähnliches Start-Stopp-System findet sich in aktuellen BMW-Modellen der 1er- und 3er-Reihe. Das Start-Stopp-System ist auch bei Land Rover den Versionen mit manueller Schaltung vorbehalten. Sonst kann derzeit nur noch Citroën mit einer Start-Stopp-Automatik aufwarten, und zwar in den Kleinwagen C2 und C3 – vom Zulieferer Valeo. Offenbar ist die Zeit nun reif für Motoren, die vor der Ampel verstummen.
Im Gegensatz zum VW-System der 90er-Jahre muss der Fahrer beim Freelander keinen besonderen Fahrstil einüben. Für Geländefahrten lässt sich das System einfach per Knopfdruck ausschalten. Nachteile hat unser Praxistest im stressigen Verkehr der britischen Metropole nicht aufgezeigt. Da es kontraproduktiv wäre, einen kalten Motor ständig abzustellen und wieder anzulassen, bleibt das System in der Warmlaufphase inaktiv. Das gilt auch dann, wenn die Batterie nicht genügend Saft für einen Neustart hat. Kalt wurde es auch nicht im Auto: So lange die von den Insassen gewünschte Innenraumtemperatur nicht erreicht ist, lässt die Steuerung den Motor ebenfalls durchlaufen. Very british: der schräge Spaß, den Motor mittels Drehen am Heizungsknopf zu starten!

Mehr über die Allradler der Zukunft steht in AUTO BILS ALLRAD 2/2009!