Ein BMW soll einen Porsche 911 GT3 auf der Rennstrecke abwatschen? Darüber konnte man bisher nur laut lachen. Bis dato, denn drei Tuner sind sich sicher, auf dem Sachsenring so schnell wie der Elfer zu sein. 1:32,97 Minuten lautet die derzeitige Rundenzeit für den sportlichsten Werks-911. 1:37,74 Minuten schaffte bisher der BMW M4. Es gilt also, fast fünf Sekunden aufzuholen. Auf den ersten Blick unmöglich, doch die Tuner Lightweight, Per4mance und Versus sind sich ihrer Aussagen sicher. "Zwei bis drei Sekunden schneller als Serie sollte drin sein", sagt Versus-Macher Tobias Badziong."Die 1:35,84 des AC Schnitzer 1er M Coupé müssen möglich sein, schnellster BMW ist unser Ziel", bekräftigt Marc Müller von Lightweight. Stefan Jahn von Per4mance Industries ist Newcomer und geht es daher etwas weiter unten an: "Wenn unser M4 vielleicht nicht so schnell ist, dann soll er wenigstens für ein breites Grinsen sorgen." Die Rennstrecke ist das Revier dieser drei 4er. Daher steigen wir auch gleich mit dem Ringreport ein. Die Außentemperaturen sind mit 10 Grad noch hoch genug für die montierten Semislicks. Gleiche Bedingungen für alle, die Autos wiegen um die 1600 Kilo, jeder bekommt seine Aufwärmrunden, Luftdruck-Check und zwei schnelle Runden.
Lightweight Performance M4 Per4mance Industries M4 Versus Performance M4
Der Sound-Sieg geht klar an Per4mance Industries. Dessen Auspuff klingt fast zu derb für die Straße.
Per4mance Industries M4 Badziong und Müller lassen dem Nachwuchs den Vortritt, der Per4mance-M4 darf als Erster ran.  Schon beim Anlassen glänzen die Augen. Der Sound ist gigantisch. Sie haben noch den M3 CSL im Ohr? Etwa so, nur eine Spur lauter … In puncto Reifen vertraut Jahn auf den Dunlop SP Sport Maxx Race mit der Mercedes-Kennung (MO). Die Gummis sind auf Temperatur, genauso wie die Serien-Stahlbremse. Die Zeit läuft. 533 PS per Zusatzsteuergerät und Auspuffanlage, also über 100 PS mehr als die Serie – da sollte sich schon in Sektor 1 was tun. Doch subjektiv kommt der 4er nicht so richtig in Gang, der Sechszylinder-Biturbo hört schon bei 5000 Touren auf zu drücken. Im Omega macht er dank Sportgummis und H&R-Sportfedern drei Zehntel auf den M4 mit Performance-Paket gut.

Der Sound rettet Perf4mance Industries

Die Bremse verzögert im Vergleich zur Keramik erstaunlich gut. Nur die Mercedes-Reifen haften nicht durchgehend perfekt. Immer wieder leichtes Übersteuern, viel spitzer als mit den Serien-Michelins. Am Bergaufstück in Sektor 4 fehlt wieder Leistung, der Motor wirkt wie zugeschnürt. Auch in der Höchstgeschwindigkeit liegt der Per4mance nur auf Serienniveau, rettet auf der ganzen Runde gerade mal vier Hundertstel auf den Werks-wagen. Einzig der unglaubliche Sound macht aus dieser Fahrt keine Nullnummer. Nach der Runde geht es zur Fehlersuche zurück in die Werkstatt, denn die Längsdynamik steht noch auf dem SPORTSCARS-Testprogramm.
Lightweight Performance M4 Per4mance Industries M4 Versus Performance M4
Den BMW-Rundenrekord holte der Lightweight M4 – mit Rückbank und Seriensitzen.
Lightweight Performance M4 Fliegender Wechsel, der Lightweight-M4 steht bereit. Schon optisch macht das Coupé klar, was die Stunde geschlagen hat. Extrem negativer Sturz, vorn vier hinten zwei Grad, dazu 285er-Michelin Pilot Cup 1 (ZP) rundum und ein dicker Flügel. Innen dagegen findet sich am Testtag nur die M4-Basisausrüstung mit Stoffsitzen. Weil sich Marc Müller bis zum Test nur um die Performance kümmerte, mussten Sitze und Interieur hintenanstehen. In Sachen Leistung bedient man sich einer Zusatzbox für 520 PS. Verzögert wird vorn mit einer Combo aus originalen 380er-Stahlscheiben, Sechskolben-Sätteln von Movit und Sportbelägen. Die brandneuen Michelin-Reifen werden nach Müllers Ansage vorsichtig angefahren, dann kurz Luft abgelassen – und ab.

Lightweights M4 kratzt am 911er-Niveau

Die Start-Ziel-Gerade entert das Auto schon mal vier Zehntel schneller als die Serie. Hier fruchten die Mehrleistung und das Bilstein-Clubsport-Fahrwerk. So geht er den Bergauf-Schwung optimal an und kann viel Speed auf die Gerade mitnehmen. Spätes Anbremsen, viel Grip an der Vorderachse, klebende Michelins, so geht’s ins Omega. Über eine Sekunde schneller als die Serie durcheilt der Lightweight M4 diesen wichtigen Sektor 2. Als wir über die Ziellinie fliegen, trauen wir unseren Augen nicht. Kurze Wackler am Gerät, vielleicht funktionierte ja die Aufzeichnung nicht. Doch am Ergebnis ist nicht zu rütteln: 4,5 Sekunden schneller als ein Serien-M4 und damit nur eine Hundertstel langsamer als der 911 GT3!
Lightweight Performance M4 Per4mance Industries M4 Versus Performance M4
Trotz drei Sektorbestzeiten verfehlt der Versus-M4 die Rekordmarke nur knapp.
Versus Performance M4 In Sachen Antrieb vertraut Versus auf ein ähnliches Zusatzsteuergerät wie die Konkurrenz. Nur dreht man hier noch etwas mehr an den Stellrädchen, holt so 548 PS und 700 Newtonmeter heraus. Dagegen geht Badziong bei Reifen und Fahrwerk mit Pirelli Trofeo R und KW andere Wege. Wir sind auf das Zusammenspiel gespannt. Im ersten Sektor liegen Versus und Lightweight noch auf einem Niveau. Die Pirellis sind nicht ganz so haftstark wie der Michelin, so kommt der M4 in der Bergauf-Links vor Start-Ziel nicht sauber genug auf Schwung. Die mit Belägen und Stahlflex aufgerüstete Serienkeramikbremse verzögert bissig, das Pedalgefühl ist nicht ganz so fein wie bei der zuvor gefahrenen Stahlversion.

Versus zeitet auf Augenhöhe

Im Omega eingangs leichtes Untersteuern, ausgangs Übersteuern, obwohl der Versus mit 295ern rundum breiter bereift ist als Müllers M4. Zudem zerren die 700 Newtonmeter nochmal heftiger im Heck. Aber auch hier kann man den Tuner nur beglückwünschen; wirklich famos, was dieser M4 am Ende zeitet! Damit reihen sich beide M4 in die Top 20 der schnellsten Autos am Sachsenring ein.
Guido Naumann
Wir sind auch Wochen nach diesem Vergleichstest noch beeindruckt. Ein BMW, so schnell wie ein 911 GT3, das verdient Respekt. Die Tuner Lightweight und Versus haben es geschafft, mit ihrem Dreh an den richtigen Stellschrauben den M4 derart schnell zu machen. Lightweight gewinnt den Vergleichstest hauchdünn über die besseren Reifen und den Preis. Auf der Rennstrecke fahren beide in einer eigenen Liga, geradeaus sind sie schneller als das gut im Futter stehende Serien-auto. Lightweight feilt weiter am M4, will den 911 GT3 bald überholen. Davon weit entfernt ist der Per4mance-M4. Längsdynamisch schneller als die Serie, im Sound die Nummer eins, auf dem Ring erwischte die Elektronik einen schlechten Tag. Verlierer gibt es keinen, alle drei erzeugen – jeder auf seine Art – ein breites Grinsen.