Lotus Europa S trifft seinen Ahnen
Vorreiter & Nachfahre

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40 Jahre hat es gedauert, bis die britische Traditionsmarke Lotus den Europa wieder aufleben ließ. AUTO BILD SPORTSCARS war dabei, als der erste englische Mittelmotorsportwagen seiner aktuellen Wiedergeburt begegnete.
Wer an Sportwagen aus England denkt, der kommt an Lotus einfach nicht vorbei. Der legendäre Seven dürfte nahezu jedem Autoliebhaber ein Begriff sein. Noch heute, 60 Jahre nach der Präsentation des Klassikers, lebt der Geist des Einbaums in Form von Caterham, Donkervoort und Co. fort. Mitte der 60er-Jahre war man sich bei Lotus allerdings schon einig, dass der Seven der immer größer werdenden Popularität der Marke und dem anspruchsvollen Image nicht mehr gerecht werden würde. So entstand 1964 unter dem Projektnamen "P5" nicht nur einer der ersten Sportwagen in Mittelmotor-Bauweise der Welt – noch vor Lamborghini Miura und Porsche 914 –, sondern der erste englische Mittelmotorsportler überhaupt: der Europa. Erst 40 Jahre später sollte dieser Name wiederbelebt werden. Dabei kann der Europa von damals auf ein turbulentes Leben zurückblicken. Trotz des gehobenen Anspruchs war er ein Billigmodell, das jedoch zu keiner Zeit als wirklich preiswert zu bezeichnen war. Lange Zeit stand er auf dem Heimatmarkt gar nicht zur Verfügung. Und wirklich akzeptiert wurde die Flunder seinerzeit auch nicht.
Für den Vortrieb sorgte damals ein französisches Herz


Auch beim Fahrverhalten spürt man den technischen Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte. An die Direktheit des neuen Europa kommt sein Vorfahre bei Weitem nicht heran, doch wen wundert das? Vor allem die im Europa von damals verbauten Gummipuffer an der Hinterachse lassen ihn sehr empfindlich auf Stöße aller Art reagieren. Die richtige Fahrwerkseinstellung war und ist ein wahrer Balanceakt zwischen fahrbar und unfahrbar. Eine Grauzone gibt es da kaum. Aber nicht nur die Hinterachse war problembehaftet. Auch das Verhalten der Vorderachse ist aus heutiger Sicht mehr als schwammig; das tiefe Eintauchen des Vorderwagens beim Bremsen erfordert schon etwas mehr als nur Gewöhnung. Einem Europa der Neuzeit sind derartige Schwächen unbekannt. Er lässt sich zielsicher und friedlich über die Straßen dirigieren. Mitverantwortlich hierfür: die hervorragend agierende Lenkung ohne Servounterstützung. Einen Europa zu fahren, ist damals wie heute ein faszinierendes Erlebnis. Man kann sich schon jetzt auf die Neuauflage der Neuauflage freuen – hoffentlich noch vor dem Jahr 2046.
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