Mercedes-Benz Actros trifft SL 65 AMG
Lust und Laster

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Mit jeweils 612 PS sind sie die stärksten ihrer Gattung. Und beide kommen von Mercedes-Benz: der Rasse-Roadster SL 65 AMG und der Truck-Titan Actros 1861. Der etwas andere Vergleich.
612 PS gegen 612 PS
Treffen sich zwei Mercedes-Fahrer: "Mein Zweisitzer hat über 200.000 Euro gekostet." – "Meiner auch." – "Meiner hat 612 PS." – "Pah, meiner hat genausoviel." – "Das reicht für 300 km/h." – "Hmmh." – "Was ist?" – "Ich sag’ mal so: Bei mir ist bei Tempo 89 Schluß. Aber wie schmeckt Dir das: maximales Drehmoment 2900 Newtonmeter! Acht Zylinder! 16 Liter Hubraum!"
Spätestens hier klingt der Dialog verdammt geprahlt – und bei der Höchstgeschwindigkeit stimmt doch was nicht? Bevor Sie sich noch mehr wundern, löse ich lieber auf. Tatsächlich spricht jeder der beiden Angeber von einem Mercedes-Zweisitzer. Und die Wahnsinns-Zahlen stimmen auch. Mercedes-Mann Nummer eins erzählt vom SL 65 AMG. Wofür SL steht, ist wohl klar. Das ist die große Roadster-Baureihe. AMG – dahinter steckt der Mercedes-Haustuner. Und die 65? Sie weist auf den Hubraum hin, satte sechs Liter. Eingeschenkt von zwei drallen Turboladern, aufgeteilt auf insgesamt zwölf Zylinder. So viel verwegener Maximal-Maschinenbau ergibt dann nebenbei auch den (Auto-)Fabelwert von 1000 Newtonmetern Drehmoment.
Prahl-Hans Nummer zwei spricht von seinem Actros 1861 Black Edition. Actros, die große Lastwagen-Baureihe von Mercedes. 18 Tonnen Gesamtgewicht, 612 PS – so löst sich dazu der typische Nutzfahrzeug-Nummerncode auf.
Spätestens hier klingt der Dialog verdammt geprahlt – und bei der Höchstgeschwindigkeit stimmt doch was nicht? Bevor Sie sich noch mehr wundern, löse ich lieber auf. Tatsächlich spricht jeder der beiden Angeber von einem Mercedes-Zweisitzer. Und die Wahnsinns-Zahlen stimmen auch. Mercedes-Mann Nummer eins erzählt vom SL 65 AMG. Wofür SL steht, ist wohl klar. Das ist die große Roadster-Baureihe. AMG – dahinter steckt der Mercedes-Haustuner. Und die 65? Sie weist auf den Hubraum hin, satte sechs Liter. Eingeschenkt von zwei drallen Turboladern, aufgeteilt auf insgesamt zwölf Zylinder. So viel verwegener Maximal-Maschinenbau ergibt dann nebenbei auch den (Auto-)Fabelwert von 1000 Newtonmetern Drehmoment.
Prahl-Hans Nummer zwei spricht von seinem Actros 1861 Black Edition. Actros, die große Lastwagen-Baureihe von Mercedes. 18 Tonnen Gesamtgewicht, 612 PS – so löst sich dazu der typische Nutzfahrzeug-Nummerncode auf.
Actros: Leistung und Luxus
Die Sonderserie Black Edition ist die stärkste Zugmaschine, die zwischen Hammerfest und Gibraltar auf Tour geht. Eine limitierte Reihe (100 Stück in Deutschland), die bis auf ein paar restliche Exemplare bereits verkauft ist. Wohl auch, weil dieser tiefschwarz lackierte Actros ein bißchen wie der AMG unter den Lastern auftritt.
Aufgemotzt mit polierten Rädern und fetten Breitreifen, verziert mit glänzenden Edelstahlgittern in Kühlergrill und Bugschürze, verkleidet mit mächtigen Luftleitblechen und bestückt mit massig Chromzierrat am "Megaspace"-Fahrerhaus. Diese XL-Kabine mit Stehhöhe und fast fünf Quadratmetern Grundfläche gibt es im normalen Actros auch. Jedoch ohne die Lederausstattung der pneumatisch unterstützten Schwingsitze, ohne Vogelaugenahorn-Cockpit und ohne Klimaautomatik.
Die schönsten Spielereien in der Black-Edition: Winzige Lämpchen im Dachhimmel zaubern auf Knopfdruck einen schummrig-romantischen Sternenhimmel über Truckers müdes Haupt. Und ein kleiner Tritt, der elegant aus der Mittelkonsole herausklappt, erleichtert das Einsteigen ins 2,20-Meter-Bett. Da liegt man dann, in einem Kuschelnest, knapp vier Meter hoch über dem Boden, senkt auf Knopfdruck die Elektro-Rollos, guckt zur Nacht noch ein Roadmovie auf der DVD-Anlage, schlürft ein von der 550-Watt-Mikrowelle erhitztes Süppchen, kocht am nächsten Morgen einen Cappuccino auf der integrierten Kaffeemaschine. Ich will Trucker werden ...
Aufgemotzt mit polierten Rädern und fetten Breitreifen, verziert mit glänzenden Edelstahlgittern in Kühlergrill und Bugschürze, verkleidet mit mächtigen Luftleitblechen und bestückt mit massig Chromzierrat am "Megaspace"-Fahrerhaus. Diese XL-Kabine mit Stehhöhe und fast fünf Quadratmetern Grundfläche gibt es im normalen Actros auch. Jedoch ohne die Lederausstattung der pneumatisch unterstützten Schwingsitze, ohne Vogelaugenahorn-Cockpit und ohne Klimaautomatik.
Die schönsten Spielereien in der Black-Edition: Winzige Lämpchen im Dachhimmel zaubern auf Knopfdruck einen schummrig-romantischen Sternenhimmel über Truckers müdes Haupt. Und ein kleiner Tritt, der elegant aus der Mittelkonsole herausklappt, erleichtert das Einsteigen ins 2,20-Meter-Bett. Da liegt man dann, in einem Kuschelnest, knapp vier Meter hoch über dem Boden, senkt auf Knopfdruck die Elektro-Rollos, guckt zur Nacht noch ein Roadmovie auf der DVD-Anlage, schlürft ein von der 550-Watt-Mikrowelle erhitztes Süppchen, kocht am nächsten Morgen einen Cappuccino auf der integrierten Kaffeemaschine. Ich will Trucker werden ...
Brachiale Maschine im SL
Wie mickrig mutet dagegen die Vollausstattung des SL 65 an: Klar, exklusives Nappaleder, alles elektrisch betätigt, beste Sitze mit Kühlung und Massagefunktion, CD-Wechsler und Navigationssystem – das erwartet man schließlich vom teuersten Roadster. Aber eine Standklimaanlage, Fax-Gerät oder die "Ereignisanzeige" im Actros, die beispielsweise die Temperatur des Joghurts im Frachtraum übermittelt, werde ich in einer SL-Preisliste niemals finden.
Muß ich aber auch nicht. Bei dem SL-Geschoß reicht es völlig aus, daß die Position V12-Biturbo vermerkt ist. Ein Vorschlaghammer unter den Pkw-Motoren, die versprochenen 1000 Nm sind wahrlich keine Marketing-Luftblase. Den Sprint auf 200 erledigt der SL damit unter dumpfem Getöse und in zwölf Sekunden – in dieser Zeit haben sportliche Limousinen gerade mal Tempo 100 erreicht. Verwirrend überlegen auch der Durchzug: Aus Tempo 200 Vollgas geben – ein SL 65 hämmert weiter voran, der Horizont läßt sich wie per Mausklick im digitalen Fotoprogramm heranzoomen. Die Tachonadel fällt über die 300er-Marke – ist sie kaputt?
Gleiches dachte ich vom Actros-Drehzahlmesser. Gewaltig schiebt die leere Zugmaschine an, obwohl sich der Tourenzeiger nur gemächlich über die 1000er-Markierung wälzt. Hier hakt die Nadel doch, oder? Aber nein. Hat der Getriebeautomat einen der mittleren 16 Gänge vorsortiert und die Telefonbuch-dicke Kupplung endlich mit jeder Faser zugepackt, läßt der Actros bei schlappen Drehzahlen jeden TDI stehen. Dann rummelt es nur leise unter den bestickten Bodenteppichen – bei Tempo 80 ist der Laster nicht die Spur eines Dezibels lauter als der dumpf bollernde Roadster SL.
Überhaupt ist die Black Edition äußerst komfortabel. Außer gedämpftem Klirren der Limo-Flaschen im Kühlschrank belästigt mich keinerlei Lärm beim "Trucken". Extras wie Abstandsregeltempomat und Spurhalteassistent erleichtern die – bei 90 km/h – anscheinend ewig langen Autobahnetappen. Zumal diese angesichts des Tankinhalts von 1200 Litern (Verbrauch um 33 Liter Diesel auf 100) selten durch Tankstopps unterbrochen werden. Sagt ein Mercedes-Fahrer zum anderen: "Ich komme mit einer Tankfüllung über 500 Kilometer weit. Und Du?" "Einmal durch Europa."
Muß ich aber auch nicht. Bei dem SL-Geschoß reicht es völlig aus, daß die Position V12-Biturbo vermerkt ist. Ein Vorschlaghammer unter den Pkw-Motoren, die versprochenen 1000 Nm sind wahrlich keine Marketing-Luftblase. Den Sprint auf 200 erledigt der SL damit unter dumpfem Getöse und in zwölf Sekunden – in dieser Zeit haben sportliche Limousinen gerade mal Tempo 100 erreicht. Verwirrend überlegen auch der Durchzug: Aus Tempo 200 Vollgas geben – ein SL 65 hämmert weiter voran, der Horizont läßt sich wie per Mausklick im digitalen Fotoprogramm heranzoomen. Die Tachonadel fällt über die 300er-Marke – ist sie kaputt?
Gleiches dachte ich vom Actros-Drehzahlmesser. Gewaltig schiebt die leere Zugmaschine an, obwohl sich der Tourenzeiger nur gemächlich über die 1000er-Markierung wälzt. Hier hakt die Nadel doch, oder? Aber nein. Hat der Getriebeautomat einen der mittleren 16 Gänge vorsortiert und die Telefonbuch-dicke Kupplung endlich mit jeder Faser zugepackt, läßt der Actros bei schlappen Drehzahlen jeden TDI stehen. Dann rummelt es nur leise unter den bestickten Bodenteppichen – bei Tempo 80 ist der Laster nicht die Spur eines Dezibels lauter als der dumpf bollernde Roadster SL.
Überhaupt ist die Black Edition äußerst komfortabel. Außer gedämpftem Klirren der Limo-Flaschen im Kühlschrank belästigt mich keinerlei Lärm beim "Trucken". Extras wie Abstandsregeltempomat und Spurhalteassistent erleichtern die – bei 90 km/h – anscheinend ewig langen Autobahnetappen. Zumal diese angesichts des Tankinhalts von 1200 Litern (Verbrauch um 33 Liter Diesel auf 100) selten durch Tankstopps unterbrochen werden. Sagt ein Mercedes-Fahrer zum anderen: "Ich komme mit einer Tankfüllung über 500 Kilometer weit. Und Du?" "Einmal durch Europa."
Fazit, technische Daten und Testwerte
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn Die Leistung von insgesamt 1224 PS – klar, das allein ist beeindruckend. Vielmehr bewegt jedoch das hohe Technik-Niveau, mit dem Mercedes diese Bären-Benze beflügelt. Zum Beispiel elektronische Fahrhilfen oder Radar- und Kameraüberwachung zur Spurhaltung in einem "Nutzfahrzeug". Oder die Brachial-Maschine im Luxus-Roadster SL. Faszinierend sind beide – eben Lust und Laster auf allerhöchstem Niveau.
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