Mercedes bringt das C-Klasse T-Modell auf Touren. Von AMG stammen Muskeln und sehniges Fahrwerk. Wie überzeugend das ist? Wir haben den Kombi getestet.
Von draußen dringt nur dezentes Fahrtwindzischen herein, aus den Radhäusern ertönt allenfalls ein dumpfes Rauschen. Die Tachonadel dümpelt irgendwo zwischen den Strichen 120 und 130. Die siebte Fahrstufe liegt an, der Drehzahlmesser bestätigt: knapp 700 lässig-niedrige Touren, Leerlauf! Wie jetzt? Standgas auf der Landstraße? Ja, der Benz "segelt", er hat seine Getriebezahnräder vom Biturbo-V6 entkoppelt und auf Niedrig-Drehzahl geschaltet.
Komfortkiller: Die 255er-Reifen mit 35er-Querschnitt nagen am Abrollkofort der starken C-Klasse.
Leise, dezent und in der Folge wohl auch ziemlich sparsam rollt der 450 AMG dahin. Die Federung arbeitet verbindlich, und die Lenkung reagiert mit reichlich Servounterstützung. 367 PS aus einem 3.0-V6 stehen bereit, um auf der linken Spur ganz vorne mitzumischen. Keine Frage, der C 450 AMG hätte ohne Weiteres das Zeug zum feinen Reisegleiter. Hätte. Wären da nicht die unnachgiebigen Reifen. Mag ja sein, dass 255er-Reifen mit 35er-Querschnitt (!) für agileres Handling sorgen und auch die Bremswege verkürzen können. Aber: Dieses unkomfortable Abrollverhalten verschlechtert die Alltagsbilanz des T-Modells beträchtlich. Da nützen auch der riesige Kofferraum, die tolle Variabilität (auf Tastendruck legen sich die Rückbanklehnen zu einer ebenen Fläche zusammen) oder die üppige Multimedia-Versorgung (inklusive grandioser Rundum-Kamera-Peilhilfe) wenig – der C 450 AMG fährt schlicht zu steifbeinig, um die tägliche Tour zur Arbeit zum entspannten Ausflug zu machen.
Er kann auch sehr dynamisch: Im "Sport-plus"-Porgramm fährt der Kombi mächtig die Krallen aus.
Immerhin: Die 61.642 Euro Kaufpreis sind keineswegs für die Katz – es steckt ja noch ein zweites Auto im 450er. Das kommt auf Knopfdruck zum Vorschein. Aktiviert der Fahrer (über ein kleine Wippe auf der Mittelkonsole) das Sport-plus-Programm, verwandelt sich der Reisetourer in einen aggressiven Renner. Der ohnehin hellwache V6-Benziner – er dreht herrlich agil bis locker über die 6000er-Marke – nimmt dann noch spontaner Gas an, das Automatikgetriebe schaltet mit Zwischengas herunter, die Lenkung mag den festeren Griff, Traktion ist dank sportlich verteiltem Allradantrieb eh zuhauf vorhanden – so macht der C 450 mächtig Laune. Bei fast 1,8 Tonnen Leergewicht und reichlich Masse über der Vorderachse ist das T-Modell zwar kein Slalom-Wunder, doch immerhin ein extrem handlicher und dank 520 Nm Drehmoment auch ein besonders durchzugsstarker Mittelklasse-Kombi.
Sparsam ist er jedoch nicht: 10,3 Liter Durchschnittsverbrauch. Noch was für den Stammtisch: Der Sprint von 0 auf Tempo 100 belegt, wie stark der Biturbo arbeiten kann, sobald es drauf ankommt. Wir haben 5,2 Sekunden gemessen – 911er-Niveau.
Kein günstiger, aber ein großer Spaß: Der Biturbo verleiht dem 450 AMG eine Portion Fahrfreude. Die agile Fahrwerkabstimmung kostet Komfort. Schade im Alltag – passt aber zu einem echten AMG.