Der Hochdach-Mercedes ist ein Bruder des Renault Kangoo. Wie schlau ist der Kauf des erstaunlich preiswerten Raumriesen Citan?
Auf der Suche nach einem kompakten Alltagsbegleiter mit viel Platz für Kind und Kegel führt am Thema Hochraumkombi kaum ein Weg vorbei. Die Stuttgarter haben seit 2012 ihren in der Standardversion 4,32 Meter kurzen Citan Kombi im Angebot. Die Modellbezeichnung ist ein Kunstwort, das sich zusammensetzt aus City und Titan – und führt ein wenig in die Irre. "Pragmat" würde das uneitle Naturell wohl besser beschreiben. Wie sein preiswerter französischer Bruder, der Renault Kangoo, packt das in drei Radständen lieferbare Hochdach-Raumwunder dank 685 bis 3000 Liter Laderaumvolumen nahezu jede knifflige Transportaufgabe – vom Familienurlaub über den Großeinkauf bis zum Umzug einer kompletten Studentenbude.
Gebrauchtwagen mit Garantie
10.579 €
Mercedes-Benz Citan 108 lang Radio, Jahr 2018, Diesel
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Der Materialeindruck ist markenuntypisch einfach
Viel Hartplastik im Cockpit macht deutlich, dass der Citan in erster Linie als kompakter Hochdachkombi für Gewerbekunden entwickelt wurde.
Vollständig auf der Strecke bleibt dabei allerdings der aus den Limousinenbaureihen vertraute Premiumanspruch vom Erfinder des Automobils. Eine Bugmaske mit riesigem Grillstern und ein Cockpit mit runden Luftausströmern mühen sich zwar um Markenwiedererkennung, wirken jedoch wie ein zu dick aufgetragenes Makeup. Der Materialeindruck ist durch viel Hartplastik deutlich einfacher (und leider auch weniger haltbar) als bei anderen Modellen aus dem Daimler-Konzern. Rost ist dank teilverzinkter Bleche kein Thema. Leichtes Knirschen und Klappern an Bord ist nicht ungewöhnlich, das Geräuschniveau bewegt sich subjektiv auf normalem Kleintransporterniveau. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, dass der Citan neu einst ein echter Billigheimer war: Zum Grundpreis von rund 20.000 Euro für die 90-PS-Version addierten sich durch Extras wie Klimaanlage, Radio oder die zweite Schiebetür schnell der eine oder andere zusätzliche Tausender. Für das im Optimalfall 0,4 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer sparende BlueEfficiency-Paket wurden beim Diesel zusätzliche 400 Euro Aufpreis fällig.
Gegenüber dem Kangoo ist der Mercedes fühlbar straffer abgestimmt. Dennoch: Schnelle Kurven sind nicht seine Stärke.
Sympathischer ist da der knurrige, dafür im AUTO BILD-Test mit nur 5,8 Liter Verbrauch schwäbisch-sparsame 1,5-Liter-Diesel mit 90 PS. Dieser erfüllte anfangs nur die Euro-5-Norm und ist dadurch von Fahrverboten bedroht. Etwas zukunftssicherer sind die 2015 eingeführten Euro-6-Dieselmotoren. Ab 2013 gab es den 114-PS-Benziner als 112 BlueEfficiency. Sein Pluspunkt ist ein im Sommer 2016 nachgereichtes, modernes Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (6G-DCT) für schaltfaule Citan-Fahrer. Das von den Stuttgarter Ingenieuren modifizierte, jedoch weiterhin indirekt abgestimmt wirkende Fahrwerk hat ebenfalls die Stärken und Schwächen des Renault-Zwillings geerbt. Mit dem Thema Fahrdynamik steht der Citan auf Kriegsfuß: Mit reichlich Schlagseite schiebt er sich im Alltag bereits ohne Ausnutzung der Ladefähigkeiten stark untersteuernd durch enge Radien. Geradeaus werden Seitenwindböen zum unerwünschten Anlass für so manch einen ungeplanten Schlenker. Auch die stattlichen 506 Kilo an möglicher Zuladung machen die Sache nicht besser. Immerhin stimmt der Komfort, den der Mix aus eher soften Federn und Dämpfern bietet, auf der Langstrecke.Der klare Trumpf des Citan ist und bleibt eindeutig sein Platzangebot. Vorn gibt es selbst für groß gewachsene Personen nie Raummangel. In Reihe zwei des vollwertig geschnittenen Fondabteils gelangen Mitfahrer bequem dank cleverer Schiebetüren. Gegen Aufpreis konnten Großfamilien und Taxifahrer zudem zwei weitere Sitzplätze in Reihe drei ordern.
Was beim AUTO BILD-Testwagen aufgefallen ist, und auf welche Mängel Käufer beim Mercedes Citan achten sollten, erfahren Sie in der Bildergalerie.
Bei genauem Hinsehen ist der Citan eine Mogelpackung. Bis auf den prestigeträchtigen Stern hat er dem Renault Kangoo praktisch nichts voraus. Immerhin bietet auch er im Alter viel Raum fürs Geld.
Der Mercedes Citan ist ein kompakter Alltagsbegleiter mit viel Platz für Kind und Kegel. Eben ein echter Pragmat, genau wie sein preiswerter französischer Bruder Renault Kangoo. Hier kommt der Gebrauchtwagen-Test.
2/22
In der Standardversion ist der Citan 4,32 Meter lang. Lieferbar ist das Raumwunder in drei Radständen ...
... und löst dank 685 bis 3000 Liter Laderaumvolumen nahezu jede knifflige Transportaufgabe – vom Familienurlaub über den Großeinkauf bis zum Umzug einer kompletten Studentenbude.
Vollständig auf der Strecke bleibt dabei allerdings der aus den Limousinenbaureihen vertraute Premiumanspruch vom Erfinder des Automobils. Eine Bugmaske mit riesigem Grillstern ...
... und ein Cockpit mit runden Luftausströmern mühen sich zwar um Markenwiedererkennung, wirken jedoch wie ein zu dick aufgetragenes Make-up. Der Materialeindruck ist durch viel Hartplastik deutlich einfacher (und leider auch weniger haltbar) als bei anderen Modellen aus dem Daimler-Konzern.
Rost ist dank teilverzinkter Bleche kein Thema. Leichtes Knirschen und Klappern an Bord ist nicht ungewöhnlich, das Geräuschniveau bewegt sich subjektiv auf normalem Kleintransporterniveau. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, ...
... dass der Citan neu einst ein echter Billigheimer war: Zum Grundpreis von rund 20.000 Euro für die 90-PS-Version addierten sich durch Extras wie Klimaanlage, Radio oder die zweite Schiebetür schnell der eine oder andere zusätzliche Tausender. Für das im Optimalfall 0,4 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer sparende BlueEfficiency-Paket wurden beim Diesel zusätzliche 400 Euro Aufpreis fällig.
Sympathischer ist da der knurrige, dafür im AUTO BILD-Test mit nur 5,8 Liter Verbrauch schwäbisch-sparsame 1,5-Liter-Diesel mit 90 PS. Dieser erfüllte anfangs nur die Euro-5-Norm und ist dadurch von Fahrverboten bedroht. Etwas zukunftssicherer sind die 2015 eingeführten Euro-6-Dieselmotoren. Ab 2013 gab es den 114-PS-Benziner als 112 BlueEfficiency. Sein Pluspunkt ist ein im Sommer 2016 nachgereichtes, modernes Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe.
Das von den Stuttgarter Ingenieuren modifizierte, jedoch weiterhin indirekt abgestimmt wirkende Fahrwerk hat die Stärken und Schwächen des Renault-Zwillings geerbt. Mit dem Thema Fahrdynamik steht der Citan auf Kriegsfuß: Mit reichlich Schlagseite schiebt er sich im Alltag bereits ohne Ausnutzung der Ladefähigkeiten stark untersteuernd durch enge Radien.
Geradeaus werden Seitenwindböen zum unerwünschten Anlass für so manch einen ungeplanten Schlenker. Auch die stattlichen 506 Kilo an möglicher Zuladung machen die Sache nicht besser. Immerhin stimmt der Komfort, den der Mix aus eher soften Federn und Dämpfern bietet.
In Reihe zwei des vollwertig geschnittenen Fondabteils gelangen Mitfahrer bequem dank cleverer Schiebetüren. Gegen Aufpreis konnten Großfamilien und Taxifahrer zudem zwei weitere Sitzplätze in Reihe drei ordern.
Neben dem Kastenwagen-Know-how steuern die Franzosen leider auch alle von dem Kasten-König Kangoo bekannten Schwächen bei: Verarbeitungsmängel, Elektronikmacken, nur drei Sterne im EuroNCAP-Crashtest. Und Rückrufe: 2013 Kopfairbags, 2014 Bremsleitungen, 2016 Lenksäule, 2017 Motoraufnahme.
Fazit von Redakteur Lars Jakumeit: "Bei genauem Hinsehen ist der Citan eine Mogelpackung. Bis auf den prestigeträchtigen Stern hat er dem Renault Kangoo praktisch nichts voraus. Immerhin bietet auch er im Alter viel Raum fürs Geld." Urteil: drei von fünf Punkten.
20/22
Als Alternative zum Citan könnte der Fiat Doblò infrage kommen. Ein 105 PS starker 1.6 16V Multijet ist ab 6000 Euro zu haben. Urteil: 2,5 von fünf Punkten.