Mercedes E 300 Hybrid/250 CDI: Test
Lohnt der Hybrid wirklich?

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Mercedes will den Diesel mit Elektro-Unterstützung noch sparsamer machen. Klingt clever, kostet aber. Schauen wir doch erst mal, ob es überhaupt klappt. Ein Vergleich zweier E-Klassen.
Deutsche Autokäufer und Hybrid – das ist bislang keine Lovestory. Von den 1.337.679 Pkw, die von Januar bis Mai zwischen Flensburg und Füssen neu zugelassen wurden, rollten lediglich 6721 mit der Kraft der zwei Herzen vom Händler-Hof. Gründe dafür gibt es mehrere. Erstens holen die wenigsten Hybridmodelle ihren Mehrpreis durch den niedrigeren Spritverbrauch wieder herein. Zweitens beschränkt sich das Angebot (außer bei einigen Japanern) noch immer vorwiegend auf teure Edel-Autos. Und drittens beißen sich die Antriebszwitter am europäischen Kunden so lange die Zähne aus, wie ihre Hersteller nur auf große Märkte wie Amerika und Asien schielen und lediglich Benziner mit E-Motoren paaren. Verbrauchswunder sind dadurch bisher ausgeblieben.
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Die sparsamste Oberklasse-Limousine der Welt? Mercedes verspricht für die Hybrid-E-Klasse viel.
Überblick: Stromer und Hybride bei AUTO BILD GREENCARS

Konventionell angetrieben: In Sachen Dynamik liegt der E 250 CDI gleichauf mit seinem Hybrid-Bruder.
Bei der Beschleunigung von 0 auf 100 liegen beide E-Klassen mit 7,7 Sekunden gleichauf. Im Durchzug kann der Hybrid dem E 250 ebenfalls nicht davonfahren. Schafft er wenigstens das versprochene Verbrauchswunder? Leider nein. Mit einem Schnitt von 5,5 Litern war der Teilzeit-Stromer auf der AUTO BILD-Testrunde nur zwei Zehntel sparsamer als sein konventioneller Zwillingsbruder. Bei betont sachter Fahrweise und Vollgas-Verzicht ließen sich mit gemessenen 4,6 Litern immerhin 0,4 Liter Verbrauchsvorteil herausholen – ebenso in der City, wo der Hybrid (5,9 Liter) von einem gewissen Anteil elektrischen Fahrens im Stop-and- go-Betrieb profitiert. Die Funktion des "Segelns" bleibt hingegen ohne großen Nutzen – zumal Mercedes, ebenso wie viele Mitbewerber, den Begriff missverständlich nutzt. Denn unterhalb von 160 km/h wird beim Dahinrollen nur der Verbrennungsmotor stillgelegt und vom Antriebsstrang getrennt. Vortrieb wie beim Schiff, dem der Wind die Takelage bläht, findet nicht mehr statt. Wer das Gaspedal nur sanft berührt, um die Geschwindigkeit zu halten, ruft sofort den Diesel wieder auf den Plan.
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Gleichstand: Am Ende kann der E 300 Hybrid nichts besser als der E 250 CDI – kostet aber deutlich mehr.
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Fazit
Der Berg kreißte – und gebar eine Maus. Mit großen Erwartungen gestartet, gibt der E 300 Bluetec Hybrid ein eher enttäuschendes Debüt. Das versprochene Verbrauchswunder bleibt aus, technischer Aufwand und Mehrkosten sind im Verhältnis zum erzielbaren Nutzen zu hoch. Um den Verbrenner wirksam entlasten zu können, müssten der Elektromotor stärker und die Batteriekapazität größer sein. So kann der gewöhnliche Diesel praktisch alles genauso gut, kostet aber viel weniger. Deswegen gewinnt er hier.
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