Die Überraschung stellt sich schon auf den ersten Metern ein. Mitten in der fränkischen Schweiz, umgeben von saftigem Grün und milder Sommerbrise, entpuppt sich der neue Performance-6er plötzlich als Genießer. Sanft und gediegen, so, wie es seiner stattlichen Statur gebührt, wie es sein Vorgänger allerdings nie sein wollte. Das Power-Schiff ist zum Gourmet avanciert, verwöhnt mit Atmosphäre und Stil, mit geschmeidiger Fortbewegung auf allerhöchstem Niveau. Der Fahrtwind zupft sanft am Haupthaar, die Sonne streichelt wärmend durchs Cockpit, während Achtzylinder und Doppelkuppler die 2059 Kilogramm Lebendgewicht ebenso lässig wie gefühlvoll in Bewegung schnippen. Entspannung auf vier Rädern, wie sie schöner eigentlich kaum sein könnte.
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Video: BMW M6 Cabrio

Bärenstark und sauschnell

Bild: AUTO BILD
BMW M6
Bitte nicht falsch verstehen: Das M6 Cabrio hat seinen Charakter vielleicht abgesoftet, doch zum Softie ist es dadurch noch lange nicht geworden. Nach wie vor könnte es das Kleinhirn spielend in Schieflage beschleunigen, die Falten mittels Querbeschleunigung straffen oder neckisch am Augapfel zupfen, wenn es mal wieder in 35,2 Metern von Tempo 100 auf 0 gehen muss. Nur dass sein Nervensystem mittlerweile eben zwischen Wellness und Athletik zu trennen weiß. Oder anders formuliert: Die M GmbH hat den 6er nachgeschärft, sein Wesen diesmal aber nicht vollends mit der Performance-Klinge gespitzt.
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Video: Mercedes SL 63 AMG

SL mit 537 PS

Mercedes SL 63 AMG Ähnlich pflegt man auch bei AMG vorzugehen. Schließlich wird die Tradition offener Power-Cruiser in Affalterbach schon seit Jahrzehnten kultiviert. Was bislang fehlte, war eher das nötige Talent auf abgesperrter Strecke. Ein Missstand, der mit der jüngsten Auflage des SL 63 AMG nun aber passé sein soll. Zumindest, wenn man der Aufmachung unseres Testwagens glauben schenken mag. Der fährt mit allem vor, was das AMG Performance Studio derzeit zu bieten hat: Leistungssteigerung auf 564 PS und 900 Newtonmeter, 40-prozentige Hinterachssperre, Vmax-Anhebung auf 300 km/h, Keramikbremsen, Schmiederäder in 19 und 20 Zoll, Mischbereifung und das zweistufig einstellbare Performance-Fahrwerk mit Active Body Control.
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Video: Jaguar XKR-S Cabrio

Freizügiger Brite

Jaguar XKR-S
Der Jaguar XKR-S polarisiert dagegen in erster Linie optisch, posiert ungeniert mit doppelt gewölbter Haube, seitlich angebrachten Lufteinlässen, schwarzen 20-Zöllern und allerhand Karbon-Zierrat: Frontsplitter, Diffusor und der prominent aufgesetzte Heckspoiler bestehen aus der teuren Faser. Im Gegensatz zum Benz schockt der XKR-S aber nur von außen. Denn am Ende bleibt das klassische Jaguar-Feeling erhalten. Mit viel Liebe und Feingefühl ging man an die einzelnen Komponenten heran, änderte die Radaufhängungen, ergänzte die vorderen Doppelquerlenker um einen Aluminium-Achsschenkel, erhöhte die Federrate um 28 Prozent und spendierte dem V8-Kompressor mittels überarbeiteter Kraftstoffzuführung und verringertem Abgas-Gegendruck 550 PS sowie 680 Newtonmeter. Wie der Vergleich unter den Traumcabrios ausgeht, erfahren Sie in der Bildergalerie.Den kompletten Artikel gibt's im Online-Heftarchiv als PDF-Download.

Fazit

von

Manuel Iglisch
Der SL 63 geht nicht nur längs-, sondern auch querdynamisch als Sieger hervor, bleibt trotz aller Performance gewohnt erhaben und hätte diesen Vergleich souverän gewonnen, wenn man sich all diese Perfektion nicht derart teuer erkaufen müsste. Der BMW ist ähnlich ausgewogen, geradeaus ebenbürtig und bietet den größten Nutzwert zum kleinsten Preis. Auch der XKR-S kommt deutlich günstiger, vereint zudem Performance und Flair mit einer Selbstverständlichkeit, die man bei den deutschen Technokraten nur im Ansatz findet.

Von

Manuel Iglisch