Platz und Komfort sind die Stärken der V-Klasse von Mercedes. Zudem umgibt sie die Aura des Teuren. Mit vernünftiger Ausstattungslogik muss das nicht sein.
Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2019. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs V-Klasse, das mit einem 239 PS starken Diesel unterwegs ist – nicht um fremde Galaxien zu erforschen, sondern um Kunden mit erhöhtem Platzbedarf zu überzeugen. So außerirdisch ist sie gar nicht, die V-Klasse. Wer an die Grenzen von C- und E-Klasse T-Modell stößt, kann sich zu ähnlichen Preisen auch für das größte Modell der Schwaben entscheiden. Zwar ist auch dies kein günstiger Spaß, doch sind dafür fast alle Raumanforderungen abgedeckt – vom Transport neugeborener Sechslinge bis hin zu deren Umzug in die erste eigene Wohnung.
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.
Schnell stellt sich ein tiefenentspannter Fernfahrer-Fahrstil ein
Mercedes V-Klasse (2019): Test - Infos - Facelift
So fährt die frische V-Klasse mit 239 PS
Dies ermöglichen der massive Qualitätseindruck und der eher stoische Charakter, der sich auch in der entspannten Fahrweise wiederfindet, die sich auf der Kommandobrücke wie von selbst einstellt. Die Topmotorisierung 300d unseres Testwagens konterkariert diesen Eindruck beinahe, weil sie den schweren Kasten mit unerhörter Leichtigkeit vorantreibt und dies auch noch jenseits der 200-km/h-Marke vermag. Das wattige Fahrwerk wogt dabei entgegen unseren Erwartungen nie aus der Spur, doch am Ende muss die Fuhre auch immer wieder abgebremst werden. Wer den V sportlich bewegt, sollte genügend Geld für Reifen und Bremsbeläge einkalkulieren. Obwohl wir auf unseren Testfahrten nicht für den Verschleiß hätten aufkommen müssen, stellte sich rasch ein tiefenentspannter Fernfahrer-Fahrstil ein. Die gute Geräuschdämmung und die serienmäßige Neunstufen-Automatik sorgen ebenso für ein Wellnessprogramm wie die elektrischen Komfortsitze mit Heizung und Lüftung, die allerdings mit 4000 Euro mächtig ins Geld gehen.
In Sachen Ausstattung gibt es viele Entscheidungen zu treffen
Dank verschiebbarer Einzelsitze ist die V-Klasse flexibel und extrem praktisch.
Eine V-Klasse vernünftig auszustatten ist alles andere als einfach. Selbst wer spendabel ist und zur typischen Vollausstattung "mit allen Schikanen" greifen will, hat noch viele Entscheidungen zu treffen. Wir gehen in unserer Kaufberatung von Kunden aus, die häufig mit mehreren Insassen fahren, insgesamt ein großes Raumangebot benötigen, aber ansonsten so alltagstauglich wie möglich unterwegs sein möchten. Angesichts der hohen Preise wählen wir die Ausstattung mit besonders viel Bedacht aus. Beispiel eins: die Wagenlänge. Extralang (5,37 Meter) benötigen die wenigsten, die Kurzversion (4,90 Meter) spart gerade mal 940 Euro zur Normallänge (5,14 Meter) ein, dafür muss auf gut 20 Kofferraum-Zentimeter hinter den Radhäusern verzichtet werden – lohnt sich nicht. Anders ist es bei Beispiel zwei: die Schiebetür links. Sie kostet 906 Euro und bringt mehrere Extra-Zentner mit. Kinder steigen ohnehin besser auf der Beifahrerseite aus, und das üppige Raummaß macht das Aus- und Einsteigen maximal simpel. Auch auf die Elektro-Bedienung der auch manuell leicht beweglichen Schiebetüren darf verzichtet werden; sie kostet pro Seite 932 Euro und lohnt sich nur, wenn ständig neue Fahrgäste im Taxibetrieb transportiert werden.
Nur eine Sache kann der VW T6 besser
Praktisch im Alltag, aber sauschwer: der Laderaumteiler für 568 Euro.
An der Heckklappe hingegen scheuen wir die Investition von 506 Euro für die separat zu öffnende Heckscheibe nicht. Sie ist im Alltag besonders nützlich, wenn nicht jedes Mal das riesenhafte Heckportal geöffnet werden soll. Eine sinnvolle Kombination entsteht auch durch den Laderaumtrenner – eine Art Schwerlastregal mit doppeltem Boden, der serienmäßig zwei Klappkisten umfasst. Im Alltag ist die Unterteilung der Ladehalle praktisch, da es ansonsten nur wenig Halt für Einkäufe und Co. gibt. Mit einem Handgriff lässt sich der Boden hochklappen. Mühsam wird es allerdings, wenn das sperrige und schwere Teil zur vollen Raumnutzung entfernt und später wieder eingesetzt werden will. Es nutzt das prinzipiell hochwertige und durchdachte Schienensystem, das auch zur Verankerung der hinteren Sitze dient. Diese verdient die heftigste Rüge in diesem Test. Dass die herausnehm- und drehbaren Sitze nicht gerade leicht sind, lässt sich kaum vermeiden, doch die komplexe Verriegelungsmechanik mit verschiebbaren Ankern im Boden wird zum echten Angstgegner, sobald ein Montageversuch schief angegangen wird. Das – aber auch nur das – kann der Erzrivale der V-Klasse besser. Die Rede ist vom VW T6.1 Multivan. Er bietet in der Basis deutlich schwächere Motoren und besitzt nicht die Souveränität von Hinterradantrieb und Wandlerautomatik. Trotz des wertvolleren V-Klasse-Eindrucks ist der VW je nach Ausstattung und Motorisierung fast immer teurer als der Benz.Unser Kauftipp zum Schluss: Bleiben Sie pragmatisch. Der Basisdiesel V 220d mit 163 PS reicht vollkommen, genauso wie die einzelne manuelle Schiebetür und pflegeleichte Radkappenräder. Leisten Sie sich stattdessen alles, was Komfort und Praxistauglichkeit fördert. Totwinkelwarner und Parkhilfe sollten unbedingt dazugekauft werden, viel mehr Assistenz bietet der V ohnehin nicht. Das Liegepaket (1051 Euro) enthält auch den Laderaumtrenner und macht die Dreierbank im Fond zum Klappbett.
Bildergalerie
Kaufberatung Mercedes V-Klasse
Fazit von Andreas Jüngling: Billig wird der Spaß mit der V-Klasse nie, aber als langjähriger (Be)gleiter für platzbedürftige Familien ist der V unschlagbar. Wählen Sie Extras mit viel Bedacht. Anders als die Standard-Ausstattungslinien lohnen sich eher die Editionen mit besserer Ausstattung für weniger Geld. Ein "Rise" mit sämtlichen Funktionsextras kostet faire 49.175 Euro.
Von
Andreas Jüngling
Kaufberatung Mercedes V-Klasse
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Wer mit seinem Platzbedarf an die Grenzen von Mercedes C- und E-Klasse T-Modell stößt, kann sich zu ähnlichen Preisen auch für das größte Modell der Schwaben entscheiden. Zwar ist auch die V-Klasse kein günstiger Spaß, sie deckt aber fast alle Raumanforderungen ab.
Bild: Ronald Sassen
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Dies ermöglichen der massive Qualitätseindruck und der eher stoische Charakter, der sich auch in der entspannten Fahrweise wiederfindet, die sich auf der Kommandobrücke wie von selbst einstellt.
Die Topmotorisierung 300d unseres Testwagens konterkariert diesen Eindruck beinahe, weil sie den schweren Kasten mit unerhörter Leichtigkeit vorantreibt und dies auch noch jenseits der 200-km/h-Marke vermag.
Das wattige Fahrwerk wogt dabei entgegen unseren Erwartungen nie aus der Spur, doch am Ende muss die Fuhre auch immer wieder abgebremst werden. Wer den V sportlich bewegt, sollte genügend Geld für Reifen und Bremsbeläge einkalkulieren.
Rasch stellt sich ein tiefenentspannter Fernfahrer-Fahrstil ein. Die gute Geräuschdämmung und die serienmäßige Neunstufen-Automatik sorgen ebenso für ein Wellnessprogramm wie die elektrischen Komfortsitze mit Heizung und Lüftung, die allerdings 4000 Euro kosten.
Bild: Daimler AG
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Der Fahrer würde sich glatt in einer C-Klasse wähnen, thronte er nicht so weit oben. Die Pkw-artige Mittelkonsole mit Armauflage und Kühlfach (2490 Euro) wie im Testwagen ist ohne Höheneinstellung nicht empfehlenswert.
Eine V-Klasse vernünftig auszustatten ist nicht einfach. Selbst wer zur Vollausstattung greifen will, hat noch viele Entscheidungen zu treffen. Wir gehen hier von Kunden aus, die ein großes Raumangebot benötigen, aber sonst so alltagstauglich wie möglich unterwegs sein möchten. Angesichts der Preise wählen wir die Ausstattung mit Bedacht aus.
Bild: Daimler AG
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Beispiel eins: die Wagenlänge. Extralang (5,37 Meter) benötigen die wenigsten, die Kurzversion (4,90 Meter) spart gerade mal 940 Euro zur Normallänge (5,14 Meter) ein, dafür muss auf gut 20 Kofferraum-Zentimeter hinter den Radhäusern verzichtet werden – lohnt sich nicht. Anders ist es ...
Bild: Ronald Sassen
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... bei Beispiel zwei: die Schiebetür links. Sie kostet 906 Euro und bringt mehrere Extra-Zentner mit. Kinder steigen ohnehin besser auf der Beifahrerseite aus, und das üppige Raummaß macht das Aus- und Einsteigen maximal simpel. Auch auf die Elektro-Bedienung der auch manuell leicht beweglichen Schiebetüren darf verzichtet werden.
Bild: Ronald Sassen
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An der Heckklappe hingegen scheuen wir die Investition von 506 Euro für die separat zu öffnende Heckscheibe nicht. Sie ist im Alltag besonders nützlich, wenn nicht jedes Mal das riesenhafte Heckportal geöffnet werden soll.
Eine sinnvolle Kombination entsteht auch durch den Laderaumtrenner – eine Art Schwerlastregal mit doppeltem Boden, der zwei Klappkisten umfasst. Mit einem Handgriff lässt er sich hochklappen. Mühsam wird es, wenn das sperrige und schwere Teil entfernt und später wieder eingesetzt werden will. Es nutzt das Schienensystem, das auch ...
Bild: Ronald Sassen
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... zur Verankerung der hinteren Sitze dient. Diese verdient die heftigste Rüge in diesem Test. Dass die herausnehm- und drehbaren Sitze nicht gerade leicht sind, lässt sich kaum vermeiden, doch die komplexe Verriegelungsmechanik mit verschiebbaren Ankern im Boden wird zum echten Angstgegner, sobald ein Montageversuch schief angegangen wird.
Bild: Ronald Sassen
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Unser Kauftipp zum Schluss: Bleiben Sie pragmatisch. Der Basisdiesel V 220d mit 163 PS reicht vollkommen, genauso wie die einzelne manuelle Schiebetür und pflegeleichte Radkappenräder. Leisten Sie sich stattdessen alles, was Komfort und Praxistauglichkeit fördert. Totwinkelwarner ...
Bild: Daimler AG
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... und Parkhilfe sollten unbedingt dazugekauft werden, viel mehr Assistenz bietet der V ohnehin nicht. Das Liegepaket (1051 Euro) enthält auch den Laderaumtrenner und macht die Dreierbank im Fond zum Klappbett.
Fazit: Billig wird der Spaß mit der V-Klasse nie, aber als langjähriger (Be)gleiter für platzbedürftige Familien ist der V unschlagbar. Wählen Sie Extras mit viel Bedacht. Anders als die Standard-Ausstattungslinien lohnen sich eher die Editionen mit besserer Ausstattung für weniger Geld. Ein "Rise" mit sämtlichen Funktionsextras kostet faire 49.175 Euro.