Nissan GT-R/Porsche 911 GT3 RS 4.0: Test
Zeit für Spitzensportler

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Der Nissan GT-R ist der Renner, der nach der Stoppuhr die schärfsten Porsche abhängt. Bezwingt er auch den rassigsten aller Elfer, den GT3 RS 4.0? Ein Vergleich der beiden Fahrmaschinen.
Ticktick, zing, tschick ... nanu, er zeigt ja doch Regungen. Der Nissan steht knisternd vor der Ausfahrtschranke der Teststrecke. Bremsscheiben und Auspuff kühlen ab und ziehen sich lautstark aus ihrer überhitzten Dehnung zurück in Form. Als würde er schwitzen, lässt der GT-R einige Tropfen aus den Radhäusern tröpfeln – Wasser, das er auf unserer ersten ungeduldigen Sondierungsrunde auf dem teilweise noch feuchten Handlingparcours mitgerissen hat. Wer hätte das gedacht: Die sonst so unangestrengt, ja manchmal fast unbeteiligt wirkende Fahrmaschine mit Gewinner-Gen ächzt – und scheint hier ernsthaft aus der Puste zu geraten. Der sonst wie automatisch auf Siege abonnierte Nissan GT-R muss sich mächtig abrackern. Nicht weil die Strecke noch etwas feucht oder gar zu anspruchsvoll für ihn wäre. Es scheint, als hätte der GT-R Angst.
Überblick: Alle News und Tests zum Porsche 911 GT3

Heißes Eisen: Der letzte Elfer der aktuellen Baureihe 997 ist eine reine Fahrmaschine.
Überblick: Alle News und Tests zum Nissan GT-R

Starker Japaner: Der Nissan GT-R beschleunigt mit 530 PS und 612 Nm Drehmoment.
Egal, der Japaner rennt hier äußerst effektiv, die Zeiten stimmen. Schade nur: Den zu hoch im Auto montierten Sitzen fehlt Seitenhalt, und für furioses Klangspektakel fühlt sich die früh in den Begrenzer stotternde Turbomaschine nicht unbedingt zuständig. Auf Drehen und Kreischen ist eben traditionell ein GT3 abonniert. Ein bis in die Achttausender tourender Saugmotor übernimmt die Sound-Aufgabe. Und das mit Inbrunst. Im Stand rasselt und rumort der Vierliter nervös und ungestüm, im mittleren Drehzahlbereich schlürft und sägt der Boxer furchteinflößend, um im hohen Tourenbereich schmerzhaft laut zu brüllen. Geil! Die extrem direkte Lenkung übermittelt kribbelnd den Asphaltzustand, starre Sitzschalen klemmen den Fahrer ein wie in einer Kirmesgondel – im RS reicht eine lockere Einstimmungsrunde, schon rauscht Adrenalin in Sturzbächen.
So aufgepeitscht starten wir zu gestoppten Runden. Trotz Hinterradantrieb verliert der mit einer mechanischen Hinterachssperre bestückte Porsche nur in einer engen, im zweiten Gang gefahrenen Kehre kurz die Haltung – ansonsten kleben die 325er-Hinterreifen bombenfest am Asphalt. Der Motor reagiert auf kleinste Gaspedalbewegungen mit brachialem Antritt, die wahnwitzige Seitenführung der breiten Räder treibt die Kurvengeschwindigkeiten hoch. Das Minus an Leistung kompensiert der GT3 durch weniger Gewicht, fehlenden Turbodruck durch Drehfreude, variable Dämpferhärte durch knallharte Federraten. Am Ende steht die Zeit. 1:29,30 – über eine Sekunde schneller als der GT-R. Eine Welt in dieser Klasse. Und eine neue Rangordnung.
Fazit
Rund eine Sekunde trennt Porsche und Nissan auf unserer Teststrecke. Damit ist die Sache glasklar: Der 911 GT3 RS 4.0 ist der neue König nach Stoppuhr. Aber um welchen Preis? Der Nissan schafft das beinahe genauso gut – und kostet die Hälfte.
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