Im Nissan-Fond ist Platz wie in der S-Klasse

Es gibt Autos, die können einpacken. Fast alles. Und alles andere können sie auch: Lehnen klappen, Bänke verschieben, Sitze wegzaubern. Diesen wunderbaren Talenten haben die Hersteller einen kurzen Namen gegeben: Van. Klingt irgendwie schnöde, fast technisch wie ESP oder ABS. Warum so sachlich, wenn es um die Helden des Alltags geht? Nennen wir sie ab sofort beim Namen. Nissan Note, Opel Meriva und Ford Fusion sind tolle Kisten. So! Der jüngste Neuzugang unter den besonders kompakten Raumfahrzeugen heißt Nissan Note. Er ist der japanische Verwandte von Renault Modus und Clio, alle drei teilen sich die Plattform auch noch mit dem Nissan Micra.

Von außen wirkt der Note sachlich-kompakt, als sei er im Architekturprogramm entstanden. Aufgabe: möglichst wenig Platz verschwenden bei maximalem Innenraum. Dafür mußte der 2,48 Meter lange Radstand des Renault Modus auf 2,60 Meter verlängert und der Wagen auf 4,08 Meter gestreckt werden. So entstand ein Fond, für den sich die Interieur-Leute auf die Schultern klopfen dürfen. In der zweiten Reihe herrscht eine Beinfreiheit wie in der Mercedes S-Klasse. Die an den Vordersitzen angebrachten Tabletts rücken in weite Ferne. Schade, daß die Preisliste keinen Kellner anbietet, der im Fond serviert.

Der lange Weg zur Wasserflasche läßt sich aber mit der verschiebbaren Rückbank (serienmäßig) überbrücken. 160 Millimeter führt die zweite Reihe vor und zurück, die Lehnen klappen im Verhältnis 60:40. Im 437 Liter großen Kofferraum trickst der Fünfsitzer mit einem doppelten Boden, der aus zwei Faserplatten mit integrierten Griffen besteht. "Flexi-Board" heißen die Bretter, eine schöne Umschreibung für eine Notlösung. Weil nur die Lehnen klappen und nicht die Sitzflächen, entsteht beim Umlegen keine ebene Ladefläche, sondern eine zentimeterhohe Stufe. Diese Lücke füllt das Flexi-Board.

Betriebskosten, Garantien und Preise

Besser paßt diese Bezeichnung zum Meriva. Er ist total flexi, boah! Die robuste Sitzbank läßt sich in zwei Einzelsitze verwandeln, die vor- und zurück- sowie seitwärts fahren. Die Lehnen rasten in verschiedenen Neigungswinkeln ein. Außerdem klappen die Sitze komplett weg und hinterlassen einen ebenen Ladeboden. Von so vielen genialen Ideen kann der Ford Fusion nur träumen. Zwar läßt er sich durch die niedrige Ladekante spielend leicht beladen, allerdings klappt es im Fond ohne großen Staun-Effekt.

Zuerst fallen die Sitzflächen nach vorn und geben den Blick frei auf blanke Scharniere und dicke Schrauben in Baumarktqualität. Dann fallen die Sitzlehnen nach vorn, bei längeren Gegenständen klappt auch die Beifahrerlehne weg. Der Fusion arbeitet im Vergleich zu Meriva und Note mit einfacheren Mitteln. Das gilt auch für die Inneneinrichtung. Das aufgeschäumte Plastikarmaturenbrett wirkt simpel, aber nicht peinlich. Die Sitzflächen kommen etwas zu kurz. Im Zuge des Fiesta-Facelifts erhielt auch der Fusion modernere Gesichtszüge und neue Farben wie zum Beispiel das Oliv-Metallic. In Kombination mit der kantigen Karosserie und der leicht erhöhten Sitzposition scheint der Fusion bestens gerüstet für das Großstadt-Gewusel.

Das macht ihn auch übersichtlicher als den Opel im Bonbon-Format. Der Meriva kennt nur eine geometrische Linie: Kurven! Aber auch ein rundgelutschtes Auto paßt ins Eckige, man muß nur richtig zielen. Dabei sollte im Meriva unbedingt ein Parkpilot helfen, der für 395 Euro den Einweiser ersetzt. Auf so etwas kann der Note verzichten. Der arbeitet mit einfachen Glasgnubbeln, die oben auf den Frontscheinwerfern sitzen und als Peilhilfen dienen. Das Leben erleichtern soll auch der intelligente Schlüssel (350 Euro, nur Tekna) des Note. Automatisch öffnet er den Wagen, man muß ihn nur bei sich tragen. Motto: Hingehen, reinsetzen und losfahren.

Technische Daten und Fahrleistungen

Beim Starten aber beginnen die Komplikationen. Dort, wo bei Meriva oder Fusion das Zündschloß sitzt, befindet sich beim Note ein Plastikdrehknopf. So weit, so gut, aber zusätzlich zum Drehen des Knopfs müssen auch noch Bremse und Kupplung getreten werden. Nervig! Für diese Prozedur entschädigt der 1,6-Liter-Benziner. Mit 110 PS spielt er munter auf und genehmigt sich mit 7,6 Liter Super im Schnitt auch weniger als die etwas schwächeren Aggregate von Ford (100 PS) und Opel (105 PS).

Das Fünfganggetriebe findet ohne Hakeln den Weg, die Lenkung arbeitet ausreichend verbindlich, und so zirkelt der Japaner fromm durch Kurven aller Art. Wohlgemerkt mit aktiviertem Schleuderschutz ESP. Wer ihn ausschaltet, lernt einen ganz anderen Note kennen. Auf abrupte Ausweichmanöver reagiert der Mini-Van dann mit heftigem Lastwechsel, das Heck kann plötzlich ausbrechen. Kein Problem für unseren Testwagen, da er ESP serienmäßig an Bord hat.

Bedenklich allerdings für das Basismodell 1.4, bei dem ESP Aufpreis kostet (550 Euro), noch schlimmer für den 1.6 Automatik und den kleinen Diesel 1.5 dCi, für die ESP gar nicht erst angeboten wird. Konfrontiert mit unserem Testergebnis, entschied sich Nissan, das Fahrwerk noch einmal zu überarbeiten. Gut. Besser noch: Stimmt das Fahrwerk gleich so ab, daß auch ungeübte Fahrer damit keine Probleme haben, und rüstet zusätzlich alle Modelle serienmäßig mit ESP aus.

Bewertung und Fazit

So wie Opel. Das ESP ist bei allen Versionen dabei. Deshalb fährt der Meriva stets im grünen Bereich, allerdings auch weniger sportlich als der Note. Der Motor wirkt müder, verbraucht aber mit 7,8 Litern einen Schluck mehr. Das liegt auch am höheren Fahrzeuggewicht von 1335 Kilogramm – gut 150 mehr als die Konkurrenz. Die stecken auch in der soliden Rückbank, die für die Ewigkeit gebaut zu sein scheint. Diesen Eindruck vermittelt das Fünfganggetriebe eher nicht. Der Schalthebel bewegt sich etwas eckig, will mit leichtem Nachdruck in die Gassen geführt werden.

Ford kann das besser. Der Fusion schaltet problemlos und läßt sich auch präziser durch enge Kurven steuern. Dafür spart er am Komfort. Abrollgeräusche sind ständig präsent, jede Querrille stößt bitter auf. Note und Meriva fühlen sich zwar ebenfalls straff an, Unebenheiten verdauen sie aber gelassener. Aber tolle Kisten müssen ja auch keine Sänften sein, eher gute Allround-Talente. Und da ist der Note Spitze. Da können die anderen einpacken.

Fazit von AUTO BILD-Redakteurin Margret Hucko: Diese drei Mini-Vans können wirklich zupacken. Meriva, Fusion und Note sind tolle Kisten. Am besten packt es der Nissan. Er wirkt einfach dynamischer, moderner. Und auch beim Fahrverhalten leistet sich unser Testsieger keinen Ausrutscher – weil der1.6er ESP serienmäßig an Bord hat. Dieses Urteil könnte bei einem Note-Modell ohne ESP allerdings ganz anders lauten. In puncto Variabilität bleibt für mich der Meriva die größte Überraschungskiste. Obwohl wir die Tricks jetzt x-mal gesehen haben. Zwei lose Einlegeböden im Nissan Note können gegen das Flex-System im Meriva nichts bewegen.

Hier ist Ihre Meinung gefragt

Ob ein Auto letztlich ankommt, wissen nur die Verbraucher selbst – also Sie. Deshalb ist uns Ihre Meinung wichtig. Vergeben Sie eigene Noten für Nissan Note 1.6 Acenta, Opel Meriva 1.6 und Ford Fusion 1.6 Ambiente. Den Zwischenstand sehen Sie nach Abgabe Ihrer Bewertung.

Von

Margret Hucko