Um das gesamte deutsche Straßennetz von rund 630.000 Kilometern abzufahren, bräuchte der Durchschnittsfahrer 42 Jahre. Es ist also nicht so, dass einem in der Republik auf einmal die Straße ausgeht. Da scheint es nur folgerichtig, dass selbst Geländewagen eher auf befestigten Straßen bewegt werden. Der Antara etwa, den Opel nach viereinhalb Jahren überarbeitet. Er bekommt jetzt einen neuen Diesel und ein strafferes Fahrwerk. Das Facelift senkt die Karosserie um einen Zentimeter ab und soll dem bei Chevrolet in Korea gebauten Opel nun erstmals zu so etwas wie Handling verhelfen. Ansonsten bleibt sich der Antara treu, moderne Spartechnik oder ein zeitgemäßes Infotainmentsystem bekommt er nicht. Innen fast unverändert, bietet der solide verarbeitete Allradler bis auf das knappe Ladeabteil viel Platz. Fahrer und Beifahrer reisen auf unbequem gepolsterten Sitzen und blicken auf ein Armaturenbrett, das sich aus der Vectra-C-Ära herübergerettet hat.
Opel Antara
Dynamik? Fehlanzeige. Die taube, indirekte Lenkung und das übereifrige ESP wissen Fahrspaß zuverlässig zu verhindern.
Richtig neu wirkt der Antara also nicht. Und er fährt sich auch nicht so. Jeden Anflug der versprochenen Dynamik vereiteln die taube, indirekte Lenkung und das übereifrige ESP, das früh und rigide eingreift. Das neue Fahrwerk-Setup steigert also nicht die Agilität und mindert kaum das Schunkeln in Kurven, ruiniert aber den Federungskomfort. Zum müden Wesen des Opel trägt der neue 2,2-Liter-Diesel bei, der sich beim Anfahren nur mit Mühe aus einem tiefen Turboloch herausquält und sich trotz der besten Beschleunigungswerte nie nach 184 PS und 400 Nm anfühlt. Mit den schwächsten Bremsen, dem hakelig geführten und zu weit übersetzten Getriebe sowie einer für ein 1,9 Tonnen schweres Auto mit 393 Kilo viel zu niedrigen Zuladung bleibt für den sparsamen und gut ausgestatteten Antara lediglich der letzte Platz.
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Video: Opel Antara, Mazda CX-7, Mitsubishi Outlander

Günstige Kompakt-SUVs

Der Mitsubishi Outlander liegt nur knapp vor dem Opel. Statt auf Durchschnittlichkeit setzt er auf eine klare Positionierung: Er will ein SUV für Familien sein, bietet eine ordentliche Federung, hohe Variabilität, die höchste Zuladung, das beste Platzangebot und den größten Kofferraum bei umgelegten Sitzen, in dem sich zudem noch eine zumindest für Kinder zumutbare dritte Sitzreihe aus dem Boden basteln lässt. Andere Bereiche interessieren den Outlander dagegen gar nicht: Handling? Nein, der Mitsubishi schaukelt nur träge um Biegungen, vom ESP autoritär gezügelt. Auch die Sitzposition vorn passt nicht so recht. Dazu hakelt die Sechsgangbox, und der kernig-kräftige Diesel nervt auf langen Strecken mit seinem ständigen Turbopfeifen. Dass er im Herzen gern ein echter Offroader wäre, zeigt der Outlander mit seinem zuschaltbaren Allradantrieb, den er als Einziger dieses Trios auf eine feste 50-zu-50-Verteilung fixieren kann – für die kleine Geländekraxelei.
Dagegen kapituliert der Mazda CX-7 schon vor gröberen Feldwegen, hat sich ganz der Dynamik verschrieben. Nun mag man darüber streiten, ob eiliges Kurvenkratzen Sinn eines SUV ist, doch im Vergleich zu den anderen fährt sich der Mazda am angenehmsten. Seine Passagiere sitzen tief im Auto, haben im Fond allerdings auch nicht mehr als ein ausreichendes Raumangebot. Seine direkte und ausgewogene Lenkung führt ihn präzise um Kurven. Dabei bleibt er lange neutral, und es bedarf schon einigen Übermuts, um sein ESP zu alarmieren. Die hohe Fahrdynamik erklärt auch die stramme Fahrwerkabstimmung, die wenig Verständnis für Komfortanliegen hat. Solche erfüllt eher der ebenfalls 2,2 Liter große Turbodiesel. Sein serienmäßiger SCR-Kat zerlegt die giftigen Stickoxide zu Stickstoff und Wasser. Auf das kleine Chemielabor im Auto macht den Fahrer aber nur die zusätzliche Anzeige für den Füllstand des 15,5 Liter großen Harnstofftanks aufmerksam. Ansonsten fällt der kultivierte Selbstzünder mit hoher Drehfreude, seiner homogenen Kraftentfaltung und dem ebenfalls günstigen Verbrauch positiv auf. Mit seiner kurzwegigen und präzisen Schaltung, den besten Bremsen und dem höchsten Wiederverkaufswert punktet sich der CX-7 weit nach vorn. Und beweist, wie gut Geländewagen sein können, die sich gar nicht ins Gelände wagen wollen.

Fazit

von

Sebastian Renz
Mazda und Mitsubishi haben sich für unterschiedliche, aber jeweils schlüssige Interpretationen der SUV-Idee entschieden: Der CX-7 zielt auf sportliche Kunden, der Outlander auf Familien. Dass der CX-7 den Outlander deutlich distanziert, liegt am besseren Fahrverhalten und den hervorragenden Bremsen des Mazda. Der Antara lässt uns dagegen fragend zurück. Weil er die Vorzüge eines SUV-Konzepts nicht umsetzt und trotz des überarbeiteten Fahrwerks im Komfort ebenso schwächelt wie im Handling.

Von

Sebastian Renz