Der Opel Corsa B von Martin Zillig aus dem niederrheinischen Kreis Kleve hat eine Million Kilometer runter! AUTO BILD erzählt die Geschichte des Kilometer-Millionärs.
Ein alter, verrosteter Opel Corsa war Ehrengast bei der Weltpremiere des brandneuen Modells. Warum? Ganz simpel: Er ist Kilometermillionär. Seit 21 Jahren kurvt Besitzer Martin Zillig mit dem gebraucht gekauften Selbstzünder durch seine Heimat am Niederrhein und in den benachbarten Niederlanden herum. Im Sommer 2019 war es so weit, der sechsstellige Tacho sprang wieder auf null. Würde er den alten für einen neuen Corsa verkaufen? "Niemals", betont Zillig. "Der Corsa gehört zu mir wie meine Kinder."
Der Corsa schnurrt, Reparaturen sind kaum nötig
Der Millionärs-Corsa schnurrt unbeirrt, auch wenn "Schnurren" arg geschönt ist.
Der 1993 debütierte Polo-Konkurrent Corsa B ist ein echtes Kind der 90er. Keine Kanten, kaum Struktur – ein Ei. Warum er trotzdem ein Traumwagen ist? Weil er echte Langzeitqualitäten hat. Auch wenn das niemand diesem Modell zugetraut hätte, denn auch der Rotstift führte Regie beim Bau des Corsa. Doch dieses Exemplar schnurrt unbeirrt. Wobei "Schnurren" bei dem von Isuzu zugelieferten und stark an ein Nutzfahrzeug erinnernden Motor etwas geschönt ist. Dafür hält er durch, und auch der Blick in die Reparaturhistorie überrascht. Alle 200.000 bis 250.000 Kilometer müssen Lichtmaschine und Anlasser ersetzt werden, ab und zu gibt es einen neuen Zahnriemen, fertig.
Kupplung bei 300.000 km getauscht – zu früh
Der von Isuzu zugelieferte Motor machte noch nie Probleme, brauchte noch nicht mal eine neue Zylinderkopfdichtung.
Der Motor selbst hatte noch nie was. Nicht einmal die Zylinderkopfdichtung musste ersetzt werden. Tagein, tagaus springt der 1,7-Liter dienstbeflissen an, selbst bei kältesten Temperaturen gibt es keinerlei Probleme. Ölverbrauch? Kaum messbar. Bei Kilometerstand 300.000 tauschte Zillig vorsorglich die Kupplung. Viel zu früh, wie er heute weiß. Die zweite tut nun schon seit über 700.000 Kilometern ihren Dienst. Ein Ende ist nicht absehbar. Und das trotz teils harter Anhängereinsätze. Als sich der vierfache Familienvater eine Grube für die heimische Garage baute, musste der kleine Opel zeitweise Anhänger mit bis zu 2,5 Tonnen Sand und Bauschutt ziehen. Natürlich nur auf dem Privatgrundstück, auf öffentlichen Straßen wäre das ja verboten. Folgeschäden sind nicht erkennbar.
Alle 1000 Kilometer muss Zillig tanken
Der Corsa von Martin Zillig hat schon halb Europa gesehen. Das Nordkap fehlt noch.
Notwendig geworden war die Grube, als Zillig mit dem Schweißen begann. Ständig neue Rostnester forderten reichlich Frischblech. Das sieht man dem Wagen an. Hauben und Türkanten sind stark angenagt, die Schweller ein einziger Flickenteppich. Dass das nicht ewig so weitergeht, weiß auch Zillig. "Jedes Jahr sitze ich mit Freunden zusammen, und wir überlegen uns, was ich mir kaufen sollte. Aber am Ende bleibt es dann doch immer wieder beim Corsa", sagt er und grinst. Wie viel Sinn das Festhalten am Dauerläufer macht, rechnet er gerne vor: "Mein Arbeitsweg beträgt hin und zurück 165 Kilometer. Bei 4,5 Litern Durchschnittsverbrauch tanke ich mit ein paar Privatfahrten einmal die Woche nach rund 1000 Kilometern 45 Liter Diesel. Reparaturen kann ich selbst machen." Klar, billiger geht es nicht. Selbst Touren durch Spanien, Italien und England hat der Corsa schon überlebt. Im nächsten Jahr möchte Zillig mit dem kleinen Blauen bis rauf ans Nordkap. Wenn das Auto weiter so gut durchhält, könnte das klappen.