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Video: Opel Corsa (2014)

Corsa im Adam-Kostüm

Die laut Opel fünfte Auflage des Corsa ist genau genommen erst die Generation vier Komma fünf. Denn die Rohkarosserie zeigt sich nur geringfügig verändert, wenngleich die Front natürlich auf das aktuelle Markengesicht á la Opel Adam umgestellt wurde und das Heck nun deutlich größere Rückleuchten trägt. Bei unverändertem, recht langem Radstand ist der Neue um zwei Zentimeter gewachsen, was auf die Innenraummaße aber keinen Einfluss hat. Die mussten sich bisher jedoch nicht verstecken, und so zählt auch der Corsa E zu den geräumigeren Autos seiner Zunft. Vorn kommen selbst 1,90-Meter-Menschen beulenfrei unter, auch Ellenbogenfreiheit und Raumgefühl sind luftig. Im Fond ist das Platzangebot etwas knapper: Sind die Vordersitze für 1,85 Meter Körpergröße eingestellt, so finden hinten immerhin noch 1,75 Meter große Passagiere genug Beinfreiheit vor. Überm Scheitel reicht's im Fond aber bis zu einer Größe von gut 1,80 Meter, auch die Innenraumbreite geht in Ordnung. Das Kofferraumvolumen fällt mit 285 Litern klassenüblich aus, die Ladekante dürfte etwas tiefer verlaufen. Die Heckklappe schwingt weit auf, erst oberhalb einer Körperlänge von 1,85 Metern stößt man sich am abstehenden Heckklappenschloss den Kopf.

Empfehlenswert: Parksensoren am Heck

Die Vordersitze sind recht straff gepolstert, große Zeitgenossen wünschen sich aber mehr Oberschenkelauflage. Auch der Seitenhalt in Kurven könnte besser sein. Die Übersichtlichkeit nach vorn ist gut, nach schräg hinten wird sie hingegen von den breiten C-Säulen eingeschränkt. Zum Rückwärtseinparken empfehlen wir daher zumindest Parksensoren am Heck (350 Euro Aufpreis). Einen Schritt weiter geht der automatische Parkassistent (580 Euro), der selbsttätig in Längs- wie Querparklücken lenkt; der Fahrer muss lediglich die Geschwindigkeit regulieren. On top lässt sich hierzu eine Rückfahrkamera (295 Euro) buchen, die zentimetergenaues Rangieren ermöglicht.
Opel Corsa
Der Arbeitsplatz: griffiges Lenkrad vor aufgeräumtem Armaturenträger. Doch der Infotainment-Monitor liegt zu weit unten.
Das Cockpit des neuen Corsa wurde im Vergleich zum Vorgänger stark überarbeitet, die Bedienelemente sind logisch und gut erreichbar angeordnet. Der Sieben-Zoll-Monitor des optionalen Multimediasystems IntelliLink müsste jedoch wesentlich höher positioniert sein, um den Blick des Fahrers nicht so weit vom Geschehen auf der Straße abzulenken. IntelliLink erlaubt eine Wiedergabe von Smartphone-Inhalten, wie beispielsweise eine Navigationsfunktion via App, und verfügt außerdem über eine Freisprechfunktion per Bluetooth. Die Qualitätsanmutung des Interieurs ist insgesamt hochwertig, wenngleich die Türverkleidungen wie auch die unteren Teile des Armaturenträgers aus hartem, kratzempfindlichem Kunststoff bestehen, der hier und da sorgfältiger entgratet sein dürfte. Die Serienausstattung des Basismodells Selection ist karg: zwei elektrische Fensterheber, Funk-Zentralverriegelung, elektrische Außenspiegel – das war's im Wesentlichen. Empfehlenswerter ist das nächsthöhere Ausstattungsniveau Edition, das immerhin eine manuell zu bedienende Klimaanlage, ein CD/Bluetooth-Radio sowie einen Bordcomputer mitbringt.
Im Überblick: Alle News und Tests zum Opel Corsa
Optional gibt es nun eine Vielzahl von Assistenzsystemen: Ordert man die Frontkamera (700 Euro), warnt der Corsa vor drohenden Frontkollisionen, erkennt Verkehrszeichen und mahnt bei unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrspur. In Verbindung mit optionalem Bi-Xenonlicht ist zudem ein Fernlichtassistent an Bord. Auch ein Totwinkelwarner ist erhältlich; er kommt im Paket mit dem automatischen Parkassistenten zum Aufpreis von 580 Euro. Vom Vorgänger kennen wir das in den Heckstoßfänger integrierte FlexFix-Fahrradträgersystem (670 Euro), das zwei Räder bis je 20 Kilo aufnehmen kann. Der Haken: Auf eine Anhängerkupplung, eine Rückfahrkamera oder ein Ersatzrad muss in diesem Fall verzichtet werden. Das ist schade, denn auf das serienmäßige Reifenpannenset mögen wir uns nicht verlassen.

Fünf Motoren zwischen 90 und 116 PS stehen zur Wahl

Opel Corsa
Der Corsa E ist eher straff abgestimmt. Folge: leichte Stuckerneigung auf kurz hintereinander folgenden Unebenheiten.
Wie der Neue fährt? Nun, spürbar besser als sein Vorgänger. Dessen um die Mittellage extrem zappelige Lenkung wurde entschärft, wenngleich das Ruder immer noch etwas spitz anspricht und wenig Rückmeldung spendet. Plötzliche Lenkimpulse sorgen für leichte Schlagseite, und auch beim Bremsen taucht der Vorderwagen stark ein. Dabei ist der Corsa E keine Sänfte, sondern eher straff abgestimmt, was die leichte Stuckerneigung auf kurz hintereinander folgenden Unebenheiten untermauert. Hinsichtlich der Fahrsicherheit lässt sich der Corsa nicht lumpen; er reagiert spontan auf Lenkbefehle und folgt erst einmal neutral dem Kurvenverlauf. Wer zu schnell in die Kurve fährt, erntet hingegen kräftiges Untersteuern. Geht der Fahrer nun vom Gas, drängelt das Heck spürbar, wird aber sogleich vom ESP zur Ordnung gerufen.Für ansprechende Fahrleistungen sorgt der neue Einliter-Turbo-Dreizylinder, der quasi ab Standgas verzögerungsfrei seine Arbeit aufnimmt und wacker durchzieht. Dass es mit dem schmalbrüstigen 1,4-Liter-Saugbenziner nun gleich zwei 90-PS-Benziner im Portfolio gibt und dazu noch einen 100-PS-Vierzylinder-Turbo zwischen den beiden Ecotec-Dreizylindern, verwirrt uns genauso wie Sie. Doch so gut der moderne Turbo-Dreizylinder auch funktioniert (vor allem in der 116-PS-Version): Er ist, wie übrigens auch bei Ford, schlicht zu teuer. Und: Mit knapp sieben Liter Alltagsverbrauch bleibt er das große Verbrauchswunder schuldig. Und so würden wir uns für den bewährten, auf 100 PS gedrosselten 1.4 Turbo entscheiden, den derzeit drehmomentstärksten Motor im Corsa. Er arbeitet entspannt und leise. Der aus einer Kooperation mit Fiat stammende 1,2-Liter-Diesel wurde kräftig überarbeitet und präsentiert sich in besserer Form denn je. Beim Kaltstart zwar immer noch laut nagelnd und auch im warmen Zustand nie ganz vibrationsfrei, wurde ihm aber das einst riesige Turboloch weitgehend ausgetrieben. Mit 75 PS kann sich der 1.3 CDTI gegen fahrfertige 1200 Kilo nur mühsam durchsetzen, die Fahrleistungen der 95-PS-Version sind hingegen ansprechend. Beiden Selbstzündern reichen in der Praxis knapp fünf Liter Diesel für 100 Kilometer. Im Frühjahr 2015 folgt eine weitere Variante des kleinen Diesels mit 95 PS, 210 Nm Drehmoment und Sechsgang-Schaltgetriebe.
Weitere Infos zum Opel Corsa  und seinen wichtigsten Konkurrenten  finden Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt es im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.

Der umfangreich überarbeitete Corsa kann im Wettbewerberfeld bestehen, wenngleich er nicht so ausgewogen federt wie ein Polo und nicht so dynamisch um die Ecke wetzt wie ein Fiesta. Seine Stärken liegen im guten Platzangebot und der Vielzahl auf Wunsch erhältlicher Assistenzsysteme. Der neue, durchzugsstarke Turbo-Dreizylinder macht Spaß, ist aber teuer und nicht so sparsam wie erwartet.