Moderne Zeiten bei Opel: Die Neuen heißen nicht mehr Adam und Karl, sondern zum Beispiel Crossland X. Und der hat nicht nur französische Verwandte, sondern beerbt auch den Mini-Van Meriva – tritt allerdings deutlich SUViger auf. Ob er damit dem Mokka zu nahe rückt? Die erste gemeinsame Ausfahrt klärt das.

Von seinem Technik-Bruder hebt sich der Crossland X ab

Play

Video: Opel Crossland X (2017)

Erste Fahrt im Crossland X

Seine Markenblitze in selbstbewusster Größe sowie die verchromte Spange am Dachende lassen keine Zweifel zu: Das ist ein Opel; der Crossland will (und muss) sich absetzen vom baugleichen Citroën C3 Aircross, der im Herbst folgt. Auch die Einrichtung liefert vertraute Reize, vom Lichtschalter links unten über die gewohnt kleinen Tachozahlen bis zu den AGR-Sitzen für 495 Euro extra. Die flachere Frontscheibe steht weiter vorne, das schafft mehr Van-Gefühl als im Mokka, wo der Fahrer zudem fünf Zentimeter höher thront. Das SUV fühlt sich im Fond einen Hauch geräumiger an, dafür ist der Crossland in der zweiten Reihe variabler: Lehnenneigung verstellbar, Bank zum Verschieben und bei voller Bestuhlung ein größerer Kofferraum (410 statt 356 Liter).
Alle News und Tests zum Opel Crossland X

Im Fahrwerk spürt man die Abstammung

Opel Crossland X
Kein verkappter Sportler: Die weiche Federung passt sehr gut zum entspannten Wesen des Crossland X.
Okay, aber ist das erste Baby dieser Firmenehe auch technisch ein Opel? Die Antriebe kommen aus Frankreich, der 1,2-Liter-Benziner startet mit hörbarem Dreizylinderklang. Der Schalthebel steht seltsam hoch, immerhin stimmt damit die Bedien-Ergonomie. Die Topversion mit 130 PS geht so gut (in 9,1 Sekunden auf Tempo 100), dass beim Anfahren auf Nässe die Vorderreifen mangels Allrad um Grip jammern. Auch eine Folge der eher sanften Federung: Der Crossland steigt aus den Federn und wankt in flotten Kurven deutlich, das ESP greift deshalb vorsorglich früh ein. Zwar stolpern die 17-Zoll-Räder gelegentlich harsch in Schlaglöcher, doch insgesamt passt das komfortable Wesen gut zum entspannten Charakter des Neuen. Da steckt ja Frankreich drin, merci! Endlich wieder ein Hochsitz, der kein verkappter Sportler sein will. So lässt sich auch mit der lethargischen Lenkung gut leben. Opel light.
Dagegen gibt sich der Mokka beim Fahren verbindlicher und straffer. Nach vorn sieht man besser in diesem aufrechten Kerl, der Abroll- und Motorgeräusche besser draußen hält. Klar, das SUV hat noch einen laufruhigeren Vierzylinder mit mehr Hubraum (1,4 Liter), aber auf den Rippen auch mehr Dämmmaterial.

Beim Fahren kann sich der Mokka X absetzen

Opel Mokka X
Der Mokka X hat einen laufruhigen Vierzylinder, er lenkt verbindlicher und rollt souveräner ab.
Und weil er sich in Länge und Höhe ein paar Zentimeter weiter streckt, ist er nicht nur schwerer – er fühlt sich auch so an. Träger, aber mit der exakteren Lenkung leicht zu kontrollieren, straffer gefedert, aber souveräner im Abrollkomfort – dieses Fahrwerk hat Reserven für den Allrad, den nur der Mokka bietet. Auch den 136 PS starken Diesel mit Automatik gibt es nur im SUV.  Am Ende treten sich die beiden Opel- Brüder weniger auf die Füße als vermutet. Unser Crossland, rund 2000 Euro günstiger als sein Bruder, hat gegen Aufpreis ein Head-up-Display, 180-Grad-Rückfahrkamera und eine heizbare Frontscheibe, der Mokka seinen unverrückbar festen Platz: Opel verkauft ihn so gut, dass auch der Nachfolger mit Allradtechnik (noch von GM) gebaut wird, wie Firmenchef Karl-Thomas Neumann bestätigt. Egal, ob der Crossland ihm Käufer abjagt.
Alle News und Tests zum Opel Mokka X
Technische Daten Opel Crossland X 1.2 Turbo • Motor: Dreizylinder, Turbo, vorn quer • Hubraum: 1199 cm³ • Leistung: 96 kW (130 PS) bei 5500/min • max. Drehmoment: 230 Nm bei 1750/min • Vmax: 206 km/h • 0–100 km/h: 9,1 s • Antrieb: Allradantrieb, Sechsganggetriebe • Tankinhalt: 45 l • L/B/H: 4212/1765/1605 mm • Kofferraum: 410–1255 l • Leergewicht: 1274 kg • EU-Mix: 5,0 l Super/100 km • Abgas CO2: 114 g/km • Preis ab 21.100 Euro.

Von

Joachim Staat