Das Kind im Manne möchte noch nicht nach Hause gehen. Und so bricht der Spieltrieb sich Bahn. Wir feiern, flirten, fahren Auto – einfach nur so, aus Spaß an der Freude. Da passt es ganz gut, dass Opel seiner eher gesetzten Mittelklasse-Limousine Insignia das Sportabzeichen GSi ans Heck heftet. Die 260 PS der Topversion bleiben zwar unangetastet, der große Opel zieht sich aber einen knackigen Sportdress über. Könnte also spaßig werden. Vor allem, weil als Spielkamerad ein echt pfiffiges Kerlchen wartet: der 280 PS starke Skoda Superb 2.0 TSI 4x4.

Rein formell tun sich Skoda und Opel nicht viel

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Video: Opel Insignia GSi (2018)

Erste Fahrt im neuen GSi

Als stattliche Familienkutsche gehen rein äußerlich beide durch. Um die 4,90 Meter lang, mit großer Heckklappe und ausreichend Platz – Vater und Sohn werden nicht enttäuscht. Papa bevorzugt den Opel, weil der vorn etwas mehr Luft und die strammeren, tiefer montierten Schalensitze bietet. Junior lümmelt lieber im Fond des Skoda, der deutlich weitläufiger ausfällt und in dem selbst langbeinige Lulatsche entspannt durchatmen. Zudem nutzt der Nachwuchs den um bis zu 310 Liter größeren Kofferraum (maximal 1760 Liter) für eine Extraladung Legosteine. Bei der Qualität spüren selbst sensible Fingerkuppen kaum Unterschiede. Beide Limousinen sind sorgfältig zusammengesteckt und bemühen sich um ein wohnliches Ambiente. Das unterstützt die großzügige Ausstattung von Insignia GSi und Superb Sportline. Von der Getriebeautomatik über eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik bis hin zum Verstellfahrwerk fährt hier vieles ohne Aufpreis mit. Opel spendiert zusätzlich sogar noch Matrix-LED-Licht, Skoda belässt es bei den Bi-Xenon-Scheinwerfern.

Der Superb bringt seine Kraft besser auf die Straße

Skoda Superb
Sprintsieger: Der Superb braucht bis Tempo 100 nur 5,2 Sekunden, 200 km/h liegen nach 21,8 Sekunden an.
Nanu, was stimmt denn da nicht? Der 20 PS stärkere Tscheche lässt den Rüsselsheimer beim Ampelstart stehen wie ein Elektroauto das Dieseltaxi, auf dem Trockenhandlingkurs des Contidroms schleicht er aber fast zwei Sekunden nach dem GSi ins Ziel. Messgerät kaputt, Mondphase ungünstig, Motivation vergessen? Nein, nein, viel einfacher. Aber der Reihe nach. Der Zweiliter im Superb entwickelt 280 PS – und die fühlen sich locker wie 300 an. Über das Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen und eine Visco-Kupplung gelangt die Leistung an alle vier Räder. Und wird dort so blitzschnell in eine erdgebundene Umlaufbahn überführt, dass die Superb- Crew ängstlich nach den Haltegriffen tastet. Lächerliche 5,2 Sekunden bis Tempo 100, 21,8 Sekunden für 200 km/h – was für eine Rakete. Okay, der Sound bleibt dünn und vierzylindrig banal, die zwei Kupplungen wechseln die Gänge aber wie im Rausch.
Opel? Der mit dem GSi-Schriftzug? Äh, müsste gleich kommen. Da hinten ... Obwohl Allrad und Achtstufenautomatik ihre Sache wirklich gut machen und der Insignia 28 Kilo weniger wiegt, passiert der aktuell stärkste Blitz die 100-km/h-Marke erst nach 6,7 Sekunden. Macht mal eben 1,5 Sekunden Verspätung, die bis Tempo 200 auf fünf Sekunden anschwellen. Hat der Insignia unterwegs noch getankt? Natürlich nicht, er kriegt die Kraft aber nicht so gut auf die Straße wie der Skoda und lässt beim Schalten immer ein paar Zehntel liegen.

Das GSi-Paket macht den Insignia zum Kurvenräuber

Opel Insignia
Rundstreckenmeister: Auf dem Handlingkurs nimmt der Insignia dem Superb satte 1,7 Sekunden ab.
Jedenfalls solange es geradeaus geht. Sobald wir auf den Trockenhandlingkurs abbiegen und alle Systeme auf Sport stellen, wandelt sich der GSi zum talentierten Kurvenräuber – und der Skoda kann sein weiches Wesen nicht länger verbergen. Ran an die Kurve, spät gebremst, präzise eingelenkt und nichts wie weg – so dekliniert der Opel den Kurventanz. Ja, die Lenkung reagiert aus der Mittellage erst wenig und dann zu spitz, doch das stört eher beim Familienausflug als bei der Zeitenjagd. Und der Opel ankert mit der Unnachgiebigkeit eines Türstehers (aus 100 km/h mit warmer Bremse in 32,7 Metern) und bleibt (ideal-)linientreu wie Putins Parteigenossen – Untersteuern bleibt die absolute Ausnahme. Der Tscheche beweist da deutlich weniger Konsequenz. Und das geht so: ran an die Kurve, ohne festen Druckpunkt frühzeitig gebremst, laut jammernd geradeaus geschoben und weiter. Wenigstens liefert die Lenkung eine klare Rückmeldung und lineares Ansprechen, der Rest hält es eher mit Churchill: no sports. Fast 37 Meter braucht der Superb aus 100 km/h bis zum Stillstand, schon nach wenigen Runden wird die Bremse weich, und trotz Allrad schlittern wir dauernd hilflos Richtung Kiesbett. Ergebnis dieser Dynamik-Demenz: Auf 3,8 Kilometern Contidrom-Kurs verliert der TSI auf den GSi satte 1,7 Sekunden.
Geizig zeigen sich beide Hersteller nur bei der Garantie: Lächerliche zwei Jahre müssen den Kunden reichen. Buh! An der Tankstelle wird dann noch eine gewisse Eilzulage gefordert: 9,6 Liter schluckt der Skoda alle 100 Kilometer, der Opel noch einen knappen Liter mehr. Bäh! Und auch an der Kasse müssen GSi-Anhänger etwas tiefer in die Tasche greifen. Zusammen mit der gut zum GSi-Charakter passenden 20-Zoll-Bereifung für 1000 Euro stehen 48.800 Euro auf der Rechnung, für den Superb Sportline mit Progressivlenkung (160 Euro) werden 45.810 Euro fällig. Schnell mal nachgerechnet: Der große GSi-Spaß kostet also 2990 Euro mehr als die brave Nummer im Superb? Gebongt – sagt zumindest das Kind im Manne ...

Fazit

Bemerkenswert, wie dynamisch Opel den GSi abstimmt – und wie er ohne zusätzliche PS eine ansehnliche Rundenzeit schafft. Der stärkere, aber selbst im Sportprogramm softere Skoda fährt klar hinterher.