Ein Zank auf dem Spielplatz um das richtige Förmchen kann mächtig eskalieren. Gib das Rote! Nein, meins! Gib mir! Nee! Kind 1 plärrt, Kind 2 weint nach Mama, Mutter 1 springt auf, Mutter 2 pöbelt entrüstet dagegen, Mutter 3 keift dazwischen – ruck, zuck verwandelt sich der Sandkasten zum Vorhof der Hölle. Alles nur, weil das rote Plastiksandförmchen angeblich besser backt als das blaue. Hätten die Kleinen mal lieber bei AUTO BILD angefragt. Wir klären so etwas nämlich unabhängig vom Aussehen. Wir gehen die Frage nach den brauchbarsten Sandspielzeugen eher wissenschaftlich an.

Das Revier der beiden Quasi-SUVs ist die Innenstadt

VW Cross Up
Optikspielereien: Genau wie der Karl Rocks setzt der Cross Up auf üppige Beplankung im SUV-Look.
Hier ein passendes Beispiel: Der ganz neue Mini-Buddler Opel Karl Rocks und der ebenfalls taufrische Kleinst-Wühler VW Cross Up treten als 75 PS starke Benziner im gleichen Segment an. Beide eint der optische Hang zum Spielen an Böschungen und Matschhügeln. Da wären als wichtigste Maßnahmen: robuste Beplankung an Front, Heck sowie Radläufen, dazu eine stämmige Dachreling und die minimale Höherlegung der Karosserie um rund zwei Zentimeterchen. Ergebnis: eine Art Mikro-SUV auf kleinster Grundfläche. Schlau! Technisch tut sich dagegen nichts. Allradantrieb kennen die beiden nur vom Hörensagen, Differenzialsperren oder Ähnliches sind ihnen fremd – weil es für die (in dieser Liga so wichtige) Innenstadttauglichkeit gar nicht nötig ist.
Alle News und Tests zum VW Cross Up

In Sachen Spritzigkeit liegt der Opel vorne

Opel Karl Rocks
Macht mehr aus seinem Antrieb: Trotz gleich starkem Motor lässt der Opel den VW locker hinter sich.
Die kleinen Dreizylindermotörchen müssen entsprechend nicht an kräftezehrendem Vierradantrieb drehen, außerdem bleibt das Auto leicht und beweglich. Das zeigen auch die Verbrauchswerte: Um fünfeinhalb Liter Super naschen die beiden Kleinen weg, das geht in Ordnung. Allerdings: Der Opel setzt sein Aggregat effektiver ein. Er sprintet flinker, zieht spürbar besser durch, läuft kultivierter und hängt spritziger am Gas. Der 1.0 im Up vibriert unter Last und bei höheren Touren, zieht eher gemächlich los und tut sich schwer, im letzten Gang Tempo zuzulegen. Die deutlich längere Übersetzung wirft ihm ordentlich Sand ins Elastizitäts-Getriebe. In Zahlen: Während der Karl von 80 auf 120 km/h in rund 23 Sekunden zieht, braucht der Up 13 Sekunden länger. Das zieht sich. Dafür spricht die Federung des Cross Up feiner an als beim Opel.
Alle News und Tests zum Opel Karl
Für beide gilt dabei: Der Komfort ist insgesamt sehr ordentlich, das Geräuschverhalten passabel, und die Sitze beider Mikro-SUV sind absolut fernreisetauglich – mit leichtem Vorteil für den VW. Hier fällt die Polsterung hochwertiger aus, strammere Wangen bieten zusätzlichen Halt. Schade, dass der Cross Up nur Ausstellfenster hinten hat – da wirken die echten Kurbelfenster im Fond des Opel erwachsener.

An der Kasse kostet der Rocks weniger Steine

Opel Karl Rocks VW Cross Up
Der Blitz ist billiger: Im Testwagen-Trimm kostet der Karl Rocks knapp 1000 Euro weniger als der Cross Up.
Außerdem stehen im Karl fünf Sitzplätze zur Verfügung, im VW nur vier. Zum Ausgleich schickt der Up den variableren Kofferraum ins Rennen. Der Vollständigkeit halber: Wache ESP-Einstellungen und griffige Reifen halten die beiden Kleinen selbst bei sportlicher Fahrweise noch sauber in der Spur. Die Lenkung des Up arbeitet jedoch feinfühliger, und seine Bremsen wirken (auch objektiv) einen Zahn bissiger. Mehr Fahrqualität also bei VW – jedoch zu einem höheren Preis. 14.250 Euro sind für den Cross Up fällig, Opel verkauft den Karl Rocks für 12.600 Euro. In beiden Testwagen kommt allerdings Zusatzausstattung zum Einsatz, die den Opel teurer macht, aber moderner dastehen lässt. So bietet zum Beispiel das Multimediasystem im Karl umfangreichere Funktionen (Apps, WLAN, Apple CarPlay und Android Auto), gleichzeitig sichern zusätzliche Kopfairbags die Gäste im Falle eines Unfalls besser ab. Man weiß ja schließlich nie – falls die beiden mal im Sandkasten aneinandergeraten.

Fazit

Der Opel ist nicht nur dank seiner frechen Kriegsbemalung ein sympathisches Auto. Der robust anmutende Kleine meistert den Alltag sehr ordentlich, schnurrt flüssig und problemlos sowie sparsam durch die Gegend. Dem noch genügsameren Up stünden bessere Fahrleistungen und modernere Multimediatechnik gut.