Der Herr von Welt trägt keinen Anzug von der Stange, er lässt schneidern. Und Gleiches gilt natürlich auch fürs Automobil – zumindest optisch, beim Blechkleid. Von Massenware kann bei Maserati Quattroporte und Porsche Panamera also keine Rede sein, exklusiver geht es kaum. Es sei denn, wir schielen zu Jaguar: Aus dem Mutterland des Maßanzugs rollt der XJ heran und fordert zur Anprobe. Mit hoher Gürtellinie, flachem Dach und lang auslaufendem Heck steht der XJ auf den Rädern. Ungewohnt.

Überblick: Alle News und Tests zum Jaguar XJ

Auch bei der Inneneinrichtung bricht Jaguar mit vielen Konventionen. Ein runder Drehschalter auf der Mittelkonsole besorgt die Gangwahl, virtuelle Instrumente liefern die Informationen. Großer Zauber, aber gewöhnungsbedürftig. Genau wie der Touchscreen-Monitor in der Mitte, über den sich viele Funktionen steuern lassen. Doch die sind in Menüs versteckt, und die kleinen Symbole muss man erst mal treffen. Zu viel Platz sollte übrigens niemand erwarten – trotz ausladender Dimensionen und 5,12 Meter Länge. Der Jag wirkt vorn noch vergleichsweise luftig, im Fond sitzt es sich wegen der abfallenden Dachlinie aber nicht übertrieben herrschaftlich – trotz der sehr bequemen Sitze. Na ja, englischen Anzügen sagt man ja auch eine gewisse Steifheit nach, italienische fallen lässiger. Der Maserati liefert das perfekte Beispiel dafür. Eine Limousine von klassischer Schönheit, stilsicher und ungemein elegant.

Überblick: Alle News und Tests zum Porsche Panamera

Erlesenen Geschmack beweisen die Italiener auch beim Cockpit. Das wirkt neben den futuristischen Kommando-Zentralen von Jaguar und Porsche geradezu schlicht, aber genau deshalb besonders anziehend. Wer sich dann an dem absurden Radio-Navi-System stört, ist selbst schuld. Und sollte sich lieber über das knautschweiche Leder von Edelhersteller Poltrona Frau freuen. Oder über den geräumigen Fond, der für lange Beine mehr Entfaltungsmöglichkeiten bietet als der des XJ. Noch besser sitzt es sich in den körpernah geschnittenen Sitzen des Porsche. Hier muss niemand den Kopf einziehen. Und der Panamera hat einen Vorteil, den wir in der Luxusklasse gar nicht erwartet haben: Die Fond-Lehnen lassen sich umklappen – die Shoppingtour kann kommen. Auch der Panamera ist edel eingerichtet, aber auf andere Art als XJ und Quattroporte. Ernsthaft, weniger verspielt, hier wird Technik ausgestellt. Auffällig vor allem die Mittelkonsolen- Kommandobrücke mit ihrer funkelnden Tasten-Batterie.
Der Porsche tritt hier mit 4,8 Litern, 400 PS und dem Siebengang–Doppelkupplungsgetriebe PDK (3511 Euro) an. Der V8 dreht leichtfüßig, schmettert mit warmem Bariton und beschleunigt den Panamera energisch. Ausgerüstet mit Luftfederung (1952 Euro), 19-Zoll-Rädern (1785 Euro), Sport-Chrono-Paket (1095 Euro) und Servotronic (262 Euro) liefert der Porsche großen Sport. Mal eben 1,9 Tonnen schwer, fährt er sich leichtfüßig und präzise, federt andererseits erstaunlich souverän, wird nur auf Querrillen nervös. Über die stolpert auch der Jaguar gern, lange Wellen nimmt er wesentlich geschmeidiger. Wie im Porsche ist auch sein V8 ein Direkteinspritzer, das 385-PS-Triebwerk läuft mit warmem Wohlklang, sehr sanft und leise.

Überblick: Alle News und Tests zum Maserati Quattroporte

Maserati Quattroporte
Doch unterschätzen sollte den Jag deshalb niemand. Bei Bedarf drückt der Fünfliter gewaltig voran. Dennoch fährt sich der XJ nicht ganz so agil und handlich wie Panamera und Quattroporte, lenkt eckiger ein, wankt in schnellen Kurven mehr. Seine Bestimmung liegt eher in der schnellen, gepflegten Reise als in sportlicher Hast. Ganz anders der Maserati. Hier tobt ein heißblütiger 4,7-Liter-V8 mit 440 PS unter der Haube, der dir schon beim Start Stromstöße durch den Körper jagt. Ein wildes, hitziges Tier, das zum Steineerweichen knurrt, brüllt, donnert. Und genau so ist der Quattroporte unterwegs: hart, nervös, unruhig und immer auf dem Sprung. Fordernd – für Fortgeschrittene. Beim Preis kennt Maserati keine Gnade und verlangt herbe 133.310 Euro. Mit Abstand folgt der Panamera für 103.180 Euro. Der Jaguar fährt für 100.020 Euro zwar am günstigsten vor, insgesamt gilt aber: Maßarbeit kostet dann doch etwas mehr ...
Dirk Branke

Fazit

Schön für die, die hier die Wahl haben. Unsereins freut sich ja schon, wenn es die Lieblings-Jeans in der passenden Größe gibt. Aber bitte, die Betuchteren können sich ihr Auto gern auf den Leib schneidern lassen. Der Porsche etwa – nicht ganz so raffiniert geschnitten wie die beiden anderen, aber technisch überlegen. Anglophile werden den Jaguar lieben. Mutig, aber irgendwann musste ja mal ein neuer Stil her. Und der lässige Maserati passt wie ein feiner Anzug aus Rom oder Mailand.