Bevor wir über Stärken und Schwächen des 3008 Hybrid4 sprechen, müssen wir eine Grundfrage klären. Nämlich die, ob wir auf dem Weg in die Zukunft mit 200 PS starken 1,8-Tonnen-Brummern unterwegs sein sollten, die keinerlei Verzicht von uns verlangen. Sondern all den Komfort, die Sicherheit und Größe bieten, mit denen wir uns heute umgeben, und die dafür mit aufwendiger Antriebstechnik auf Diät gehalten werden. So machen das ja etwa Audi Q5 Hybrid, BMW 5er Active Hybrid, Infiniti M 35h, Lexus RX 450h oder Mercedes S 400 Hybrid. Und wenn wir glauben, dies sei der richtige Weg, gibt es gleich eine Antwort auf die Frage nach der Qualität des neuen Dieselhybridantriebs. Dann ist er brillant.

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Erster Dieselhybrid im Test

Als erster Hersteller bringt Peugeot einen Dieselhybriden in der Großserie. Der Hinweis auf die Großserie deshalb, weil Audi 1997 im A4 Avant duo den 1,9-Liter-TDI mit einem Elektromotor verbandelt und 100 Stück verkauft hat. Dass PSA (Peugeot und Citroën) einen Dieselhybriden bringt, ist seit Jahren klar. Die Hybrid4 genannte Kombination aus Zweiliter-Selbstzünder und 27 kW starkem Elektromotor tingelte mehrere Saisons über die Autosalons. Die lange Entwicklungszeit lohnte, PSA setzt mit dem Antrieb den neuen Maßstab bei den Hybriden. Bevor jetzt die Prius-Bruderschaft aufschreit, den Dieselhybriden wegen höheren Verbrauchs, CO2-Werten und der Stickoxid-Emissionen geißelt: ja, stimmt. Aber der 3008 schafft etwas Wichtigeres: Er macht den Hybriden für Europa tauglich.

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Peugeot 3008 Hybrid4
Emissionsfrei: Mit dem Elektromotor allein schafft der 3008 immerhin vier Kilometer.
Kompakte Hybriden leiden an schwachbrüstigen Benzinmotoren und kapazitätsknappen Akkus, denen auf der Autobahn schnell der Saft ausgeht. Selbst bei mildem Tempo quälen sie sich hochtourig und kraftlos Berge hinauf. Während sich Toyota Prius oder Honda Insight nur mit ihren Benzinern kaum vernünftig fahren ließen, schafft im 3008 der Diesel mit 300 Nm eine Grundlage, die eigentlich keine elektrische Unterstützung mehr braucht. So kann er die Kraft des Elektromotors ganz zum Sparen nutzen. Mit den 1,1 kWh Kapazität seines Akkus fährt der Peugeot 3008 bis zu vier Kilometer rein elektrisch – ganze Stadtteile durchstromert er so laut- und emissionslos. Im ZEV-Modus fährt der 3008 nur mit der Kraft seines Elektroantriebs. Im Normalbetrieb schaltet sich der Diesel dagegen früh, aber sehr sacht zu. Er ist an das automatisierte Sechsganggetriebe EGS6 gekoppelt. Nervt es in anderen PSA-Modellen mit langen Zugkraftunterbrechungen und Schaltrucken, glättet der Elektromotor die Gangwechsel hier bei niedrigem Tempo mit kurzem Kraftschub.
Nur zwei Kleinigkeiten stören im Alltag mit dem Hybrid4: zum einen der hakelige Wählhebel mit seinen unsauber abgegrenzten Ebenen. Zum anderen: Geht der Fahrer vom Gas, regeneriert der Elektromotor Bewegungsenergie. Wie ein Dynamo am Fahrrad bremst das. Im 3008 so sehr, dass sich in der Stadt normales Bremsen fast erübrigt. Allerdings variiert der Grad der Verzögerung je nach Ladungsstand des Akkus. Bei voller Batterie fällt die Verzögerung viel geringer aus als bei leerer. Logisch, weil ein voller Akku keine Energie mehr aufnehmen kann. Also muss der Fahrer immer den Batteriestand kennen, um einzuschätzen, wie heftig der 3008 beim Gaswegnehmen an Fahrt verliert.
Und was bringt das alles? Der Testverbrauch: 6,5 Liter Diesel/100 km im Schnitt, 5,4 Liter minimal. Klingt nicht überragend, angesichts der Werte eines Toyota Prius. Bedenkt man aber, das der subjektiv unwesentlich temperamentvollere Audi Q5 Hybrid kaum unter zehn Liter Super/100 km zu bringen ist, zeigt das die neue Qualität des Dieselhybridantriebs. Allrad kann das System auch noch. Ansonsten ist es halt ein ganz normaler 3008, der auch hier mit viel Platz, guter Variabilität, weniger mit Agilität oder Federungskomfort aufwartet. Der 3008 Hybrid4 ist ein überzeugendes Auto – wenn man einen 200 PS starken, 1,8 Tonnen schweren Hybriden als Lösung betrachtet. Und nicht als andere Form des Problems.

Fazit

von

Sebastian Renz
Vielleicht sollten wir den 3008 Hybrid4 als Anfang ansehen. Dann weist er in die Zukunft, mit hohem Einsparpotenzial. Für das energische Temperament und die eiligen Fahrleistungen liegen die Verbrauchswerte auf niedrigem Niveau – wenn auch erheblich über den Normangaben. Es ändert nichts daran, dass die Franzosen als Erste einen Hybriden geschaffen haben, der in der Klasse unter 40 000 Euro keine Kompromisse mehr fordert. Noch beeindruckender wäre allerdings ein bezahlbarer Dieselhybrid im 208 oder 308. Aber das kann ja noch kommen. Was jetzt zählt: Der Diesel-Hybrid setzt neue Maßstäbe. 

Von

Sebastian Renz