Porsche legt den 911 GT3 neu auf. Die gute Nachricht zuerst: Der rennstreckentaugliche Elfer bleibt beim bewährten Konzept und setzt auch mit dem Wechsel auf die Baureihe 992 auf einen Saugmotor. In der vierten GT3-Generation leistet der bekannte Vierliter-Sechszylinder-Boxer 510 PS. Mehr dazu im Motor-Kapitel. Auch die restlichen Zutaten des GT3 stimmen Sportwagen-Fans frohgemut: Umfassender Leichtbau und aerodynamische Weiterentwicklung lassen den GT3 auf der Rennstrecke noch schneller werden. So knackte Rennfahrer Lars Kern mit dem neuen 911 GT3 die Sieben-Minuten-Schallmauer auf der 20,8 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife (6:59,927 Minuten). Das Plus an Technik schlägt sich auch im Preis nieder: Ab Mai 2021 steht der neue 911 GT3 für mindestens 167.518 Euro bei den Händlern – unabhängig davon, ob er mit PDK oder als Handschalter geordert wird. Damit kostet der Neue gute 15.000 Euro mehr als der Vorgänger.
Porsche 911 (992) GT3
Mit viel Leichtbau bleibt das Gewicht des neuen GT3 auf dem Niveau des alten.
Bild: Porsche AG

Vierliter-Sauger für den 992 GT3

Keine Turboaufladung im GT3: Im Heck des Neuen arbeitet der bekannte hochdrehende Vierliter-Boxer-Sechszylinder aus dem 911 Speedster. Die Leistung des GT3 ist damit im Vergleich zum Vorgänger um zehn PS gestiegen und beträgt nun 510 PS, das maximale Drehmoment klettert ebenfalls um zehn Maßeinheiten und gipfelt in 470 Nm. Außerdem verfügt der 4.0 (wie im Speedster) jetzt auch im GT3 über eine Einzeldrosselklappenanlage, die die Drehwilligkeit des Vorzeigemotors nochmals befeuern soll. Die Höchstdrehzahl liegt weiterhin bei 9000 Touren. Geschaltet wird per Doppelkupplungsgetriebe PDK mit sieben Gängen oder – puristisch – per Sechsgang-Handschaltung, wobei die Kraft unabhängig von der gewählten Getriebeoption an die Hinterräder geht.
● Motor: Sechszylinder-Boxer-Saugmotor
● Hubraum: 3996 ccm
● Maximale Leistung: 510 PS bei 8400 U/min
● Maximales Drehmoment: 470 Nm bei 6100 U/min
● Getriebe: Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe PDK oder Sechsgang-Handschaltung

Längsbeschleunigung auf dem Niveau des Vorgängers

Die Längsbeschleunigung entspricht der des alten GT3: Mit PDK geht es in 3,4 Sekunden von 0 auf 100 (Handschalter: 3,9 Sekunden). Unverändert sind auch die Höchstgeschwindigkeitswerte des GT3: 318 km/h mit PDK, 320 km/h mit dem manuellen Getriebe.
0-100 km/h: 3,4 s (PDK); 3,9 s (Handschalter)
0-200 km/h: 10,8 s (PDK); 11,9 s (Handschalter)
Vmax: 318 km/h (PDK); 320 km/h (Handschalter)
Porsche 911 (992) GT3
Leichtbau auch vorne: Die Fronthaube ist aus CfK – das ist aber nur auf der Unterseite zu erkennen.
Bild: Porsche AG

Neue Vorderachse für den 992 GT3

Ohne eine fahrwerkseitige Neuerung wäre die Unter-Sieben-Minuten-Zeit auf der Nordschleife vermutlich unmöglich gewesen: Der 992 GT3 bekommt eine komplett eigenständige Vorderachse mit Doppelquerlenkern. Dank höherer Sturzsteifigkeit soll er Lenkbefehle noch schneller umsetzen können und damit an Direktheit zugelegt haben. Ein Update sorgt dafür, dass die Hinterachse mit der neuen Vorderachse mithalten kann: Zum einen eine Anpassung an die größeren Räder (21 Zoll) und neue Stoßdämpfer, zum anderen ein größerer Lenkwinkel für die Hinterachslenkung (2,0 anstelle von 1,5 Grad). Anders als beim Vorgänger ist der Motor als tragendes Teil ausgelegt, wodurch die adaptiven Motorlager entfallen und ein noch unmittelbareres Fahren vermutet werden darf. Serienmäßig steht der GT3 auf Michelin Pilot Sport Cup 2-Bereifung (vorne: 255/35 ZR 20; hinten: 315/30 ZR 21). Optional bietet Porsche auch den extragriffigen Cup 2 R an.
Porsche 911 (992) GT3
Der Flügel des GT3 generiert nicht nur mehr Downforce, er spart auch Gewicht. Grund: Er ist aus Carbon.
Bild: Porsche AG

Schwanenhals-Spoiler oder Touring Paket

Leicht zu erkennen sind die neue Frontschürze und die Kühlluftauslässe. Kein Abluftschlitz in der Schürze mehr, sondern große Nüstern direkt in der serienmäßigen Carbon-Fronthaube – der kurze Überhang des 992 machte die Umgestaltung des Kühlluftstroms notwendig. Zusätzlich ist der Unterboden verkleidet und mündet im Diffusor mit je drei ausgeprägten Finnen rechts und links der klassischen, mittig angeordneten Endrohre. Resultat: Der Diffusor sorgt für viermal so viel Abtrieb wie beim 991.2 GT3. Darüber zieren das Heck ein Bürzel aus Carbon und der kontrovers diskutierte Heckflügel mit den Schwanenhals-Aufhängungen. Sie begünstigen den Luftstrom an der Unterseite des Flügels. Positiver Nebeneffekt: Der Flügel muss dank der besseren Anströmung nicht stärker angestellt werden, wodurch sich trotz mehr Abtrieb der cw-Wert (0,34) kaum verschlechtert haben soll. Alles in allem generiert der neue GT3 schon in der Werkseinstellung 50 Prozent mehr Abtrieb als der Vorgänger. Sowohl Frontspoiler als auch Heckflügel sind in vier Stufen einstellbar – je nach Vorlieben des Fahrers oder Rennstrecke. Wem das Spoilerwerk des normalen GT3 zu offensiv ist, kann wohl auch bei Generation 992 wieder auf das Touring Paket setzen – dann entfällt zumindest der große Heckflügel und der GT3 behält seine klassische Elfer-Linie. AUTO BILD rechnet damit, dass das Touring Paket im Sommer 2021 nachgereicht werden dürfte.
Porsche 911 GT3 Erlkönig
Der GT3 in der Touring Paket-Version ist schon in der Testphase. Statt des Schwanenhals-Flügels hat er einen ausfahrbaren Spoiler.
Bild: Automedia

Dank viel Carbon und Leichtbau setzt der GT3 keinen Speck an

Damit der neue GT3 trotz der breiteren und schwereren Karosse des 992 nicht träger wird, haben die Ingenieure massiv auf Leichtbau gesetzt: Die Fronthaube und den Heckdeckel aus Carbon haben wir ja bereits kennengelernt. Zusätzlich sind die drei hinteren Scheiben aus Polycarbonat, als Energiespeicher ist eine leichte Lithium-Eisenphosphat-Batterie (minus 10 kg) an Bord, ein Kunststoff-Trockensumpf und eine neugestaltete Auspuffanlage (Kat und OPF sitzen anstelle des Vorschalldämpfers direkt hinter dem Krümmer) reduzieren das Gewicht weiter. Wer es nochmal 1,2 Kilogramm leichter haben möchte, der kann den GT3 in Zukunft mit Carbondach bestellen – und damit auch das Konto etwas leichter machen. So kann Porsche stolz verkünden, dass der GT3 nur ein My schwerer geworden ist – ausstattungsbereinigt angeblich sogar ein bisschen leichter. 1418 Kilo Leergewicht für den Handschalter respektive 1435 Kilo für die PDK-Version sind im Jahr 2021 aller Ehren wert!
Porsche 911 (992) GT3
Kostenfrei können Kunden das Clubsport-Paket mit Überrollbügel, Feuerlöscher und Sechspunktgurt bestellen.
Bild: Porsche AG

Richtiger PDK-Wählhebel mit Schaltfunktion statt Elfer-Stummel

Im Innenraum gibt es keine großen Überraschungen. Das Armaturenbrett entspricht dem der aktuellen 992-Baureihe. Aber es gibt doch ein paar GT3-Besonderheiten. Dazu zählt das ans Sportmodell angepasste Kombiinstrument, das nun über eine reduzierte "Track"-Darstellung verfügt, die im Eifer des Fahrens nur die wirklich relevanten Informationen anzeigt. Rechts und links des analogen Drehzahlmessers wird außerdem ab ungefähr 6000 Touren ein gelber Schaltblitz eingeblendet, der ab 8700 blau flasht und eindringlich zum Gangwechsel mahnt. Dieser erfolgt im Falle des Handschalters entweder per klassischem Zusammenspiel aus linkem Fuß und rechter Hand oder – und auch das hat bei den Elfern bislang nur der GT3 – per Zug am klassisch aufragenden PDK-Wählhebel. Natürlich bleiben die Schaltpaddel am Lenkrad als Schaltalternative erhalten.