Sébastien Ogier (33) hat das schier Unmögliche geschafft. Der nach dem überraschenden Rückzug von Volkswagen kurze Zeit arbeitslose Weltmeister gewann nicht nur zum vierten Mal in Folge die Rallye Monte Carlo. Er schaffte auch das Kunststück, gleich die Premiere im neuen Team mit einem Sieg abzuschließen.
Ogier
Weltmeister Ogier war auch im Ford nicht zu schlagen
„Wenn man bedenkt, dass wir erst seit einem Monat zusammenarbeiten, ist dies ein unglaublicher Erfolg“, freute sich Ogier, der unter schwierigsten Streckenbedingungen seine ganze Klasse ausspielte. Sein Vorsprung nach 17 abwechselnd trockenen, verschneiten und vereisten Wertungsprüfungen betrug 2.15 Minuten vor Toyota-Pilot Jari-Matti Latvala (31). Rang drei ging an Ogiers Teamkollegen Ott Tänak (29).
Die erste Rallye mit der neuen Generation von World Rally Cars (WRC) gewann so ausgerechnet das einzige Team, das nicht offiziell als Werksmannschaft firmiert. Der letzte Sieg des WM-Außenseiters liegt beinahe fünf Jahre zurück. Den landete bei der Rallye Großbritannien 2012 interessanterweise der Mann, der jetzt hinter Ogier Rang zwei belegte – Jari-Matti Latvala. Nach vier gemeinsamen Jahren bei Volkswagen sind die beiden nun wieder Gegner.
Monte Carlo
Die Monte war traditionsgemäß der WRC-Auftakt
Nachdem er auf trockener Straße am Donnerstag noch leichte Eingewöhnungsprobleme zugab, kämpfte Sébastien Ogier auf den weitgehend verschneiten Wertungsprüfungen am Freitag schon bald mit Hyundai-Pilot Thierry Neuville (28) um die Spitze.
Der Belgier wurde den Vorschusslorbeeren, zu den Siegkandidaten zu zählen, lange gerecht. Kurz vor Ende der zweiten von drei Etappen führte er bereits mit 50 Sekunden vor Ogier. In WP 13 wurde er aber mit hoher Geschwindigkeit einen halben Meter zu weit aus einer Kurve getragen – den harten Kontakt mit einem Betonfundament überstand eine Radaufhängung nicht. „Aus eigener Kraft hätte ich Thierry wohl nicht mehr überholt“, gab Ogier zu.
Auch für Toyota verlief das Comeback nach einer 17 Jahre dauernden WM-Pause positiv, wenn auch nicht ganz so überzeugend wie für Ford. Latvala musste sich dagegen erst durch eine Reihe kleinerer Probleme kämpfen. So sprang sein Toyota am eiskalten Freitagmorgen nicht an. Zusammen mit Beifahrer Miikka Anttila schob er den Yaris WRC aus dem Parc fermé in die helfenden Hände der Mechaniker. Eine nicht richtig funktionierende Benzineinspritzung kostete weitere Zeit. „Ich würde das als Kinderkrankheiten einstufen“, sagte der für seine Verhältnisse erstaunlich nervenstarke Latvala.
Toyota
P2: Auch Toyota durfte beim Comeback feiern
Tatsächlich profitierte er mehr als Ogier von Fahrfehlern beziehungsweise technischen Problemen schnellerer Konkurrenten. Als ersten erwischte es Kris Meeke (Citroën), vor dem Start als einer der Siegfavoriten gehandelt. Auf Rang zwei liegend musste er mit beschädigter Radaufhängung zunächst aufgeben (WP 4). Nach dem Neustart mit reparierten Autos wurde er auf der Straße zwischen zwei Prüfungen in einen Verkehrsunfall verwickelt, der ihn endgültig aus dem Rennen warf.
Nach dem Ausfall von Thierry Neuville hatte sich Latvala bereits mit Rang drei abgefunden. Wenige Kilometer vor dem Ziel wirbelten aber Motorprobleme des Ford von Ott Tänak das Klassement noch einmal durcheinander. Der Este musste Latvala passieren lassen, konnte mit einem nur auf drei Zylindern laufendem Triebwerk aber Hyundai-Pilot Dani Sordo (33) in Schach halten.
Das einzige deutsche Team am Start kam nicht ins Ziel. Ex-Europameister Armin Kremer rutschte mit geringem Tempo von der Strecke. Sein Skoda wurde dabei nicht beschädigt. Alleine schafften es Kremer und Beifahrer Pirmin Winklhofer nicht, sich aus der misslichen Lage zu befreien. Mangels Zuschauer, die hätten helfen können, war an dieser Stelle Feierabend.
Unfall
Bei Hayden Paddons Unfall starb ein Zuschauer
Überschattet wurde die Rallye Monte Carlo von einem tragischen Unfall schon auf der ersten Wertungsprüfung am späten Donnerstagabend. Hyundai-Pilot Hayden Paddon kam auf Glatteis von der Strecke und erfasste einen direkt am Straßenrand stehenden Zuschauer, der dabei tödlich verletzt wurde. Der erste tote Fan seit 20 Jahren in der Weltmeisterschaft hat die Diskussion um Nachtprüfungen neu entfacht. „Wir werden uns dieses Thema genau ansehen“, versprach Jarmo Mahonen, Rallyepräsident des Weltmotorsportverbands FIA.
Todesfall bei der Rallye Monte Carlo: Der Unfall im Video 
In der Weltmeisterschaft wird heute nur noch selten bei Dunkelheit gefahren. Beim nächsten WM-Lauf, der Rallye Schweden (10. bis 12. Februar), stehen von Flutlicht hell ausgeleuchtete sogenannte Super-WPs im Stadion auf dem Programm.

Von

Christian Schön