Malcolm Wilson (60) ist Meister darin, mit geringen finanziellen Mitteln große Wirkung zu erreichen. Seit 1997 stellte seine Firma M-Sport das Werksteam von Ford in der Rallye-Weltmeisterschaft, holte in der Folgezeit zwei Herstellertitel. Als sich die amerikanische Marke 2012 endgültig aus der WM zurückzog, machte Wilson einfach in Eigenregie weiter.
Ogier
Ein neuer Bolide für Sébastien Ogier
Das Geld für die großen Namen fehlt seitdem natürlich, Ford-Piloten standen zuletzt selten auf dem Podium. Aber Wilson hat in aller Stille aus seiner Firma einen der größten Industriepartner im Rallyesport geformt. Wer privat ein World Rally Car (WRC) kaufen oder mieten will, kommt am mittelenglischen Cockermouth nur schwer vorbei. Außerdem haben inzwischen über 100 Exemplare des Ford Fiesta R5 die Werkstätten von Dovenby Hall verlassen, einem ehemaligen Krankenhaus. Um die rund 300 Arbeitsplätze langfristig zu sichern, ist gerade ein 25 Millionen Euro teurer Ausbau im Gange – inklusive eigener Teststrecke.
Und so gab es in der Szene kaum jemandem, der Wilson nicht von ganzem Herzen seinen jüngsten Coup gegönnt hätte – die Verpflichtung des viermaligen Weltmeisters Sébastien Ogier (33). Zum ersten Mal seit den Zeiten von Colin McRae (2007 mit dem Hubschrauber abgestürzt), Marcus Grönholm (48) und Carlos Sainz (33) fährt wieder ein Weltmeister für M-Sport! Wie der M-Sport-Boss seine Angestellten während der Weihnachtsfeier darüber informierte, sagt alles über das sympathische Team.
Woher ein sicherlich nicht unbeträchtlicher Teil des Ogier-Gehalts für 2017 herkommt, zeigen erste Fotos seines neuen Arbeitsgeräts. Unübersehbarer Hauptsponsor auf dem Fiesta WRC des Franzosen ist Red Bull. Im Gegensatz zu Volkswagen, wo der Energydrink-Hersteller in den vergangenen vier Jahren auf allen drei Werksautos vertreten war, konzentriert man sich jetzt offensichtlich auf den Champion, den man bereits seit Jahren auch persönlich sponsert. Das Auto von Teamkollege Ott Tänak kommt weitgehend ohne Werbung aus.
Noch. Denn auch diesen Teil des Deals inszeniert M-Sport weltmeisterlich. Zunächst wurde der brandneue Fiesta WRC ganz in Weiß präsentiert – die Fachpresse und das Internet waren voll davon. Jetzt zog Wilson persönlich die Decke von den lackierten – beziehungsweise beklebten – Autos. Die Multimedia-Kanäle explodierten förmlich.
Gleichzeitig wies Wilson darauf hin, dass dies noch nicht das endgültige Design sei. Das wolle man erst auf der Messe „Autosport International“ Mitte Januar in Birmingham zeigen.
Die Fans können’s kaum erwarten. Und bis zum Start der Rallye Monte Carlo bleiben dann noch einmal ein paar Tage, das Design erneut zu überarbeiten.
WRC-Ausstieg von Volkswagen: Die Details

Von

Christian Schön