Ein Weltmeister ohne Auto – das gibt’s nicht oft. „Macht euch keine Sorgen, wir werden uns wiedersehen“, twitterte Sébastien Ogier (32), nachdem Volkswagen letzte Woche völlig überraschend den Ausstieg aus der Rallye-WM verkündet hatte. Das Saisonfinale in Rallye Australien (17. bis 20. November) ist der letzte Einsatz des Franzosen für das Team, mit dem er vier Mal in Folge Weltmeister wurde. Wo er 2017 fahren würde, verriet Ogier damals allerdings noch nicht.
VW
Im Gegensatz zu den ebenfalls vorübergehend arbeitslosen Teamkollegen Andreas Mikkelsen (27) und Jari-Matti Latvala (31) standen Ogier gleich mehrere Optionen offen. Er selbst hatte öffentlich bedauert, nie mit M-Sport-Teamchef Malcolm Wilson zusammengearbeitet zu haben. Doch der rührige Engländer wird von Ford nur minimal unterstützt und muss mit einem klammen Budget leben. Einen Weltmeister kann Wilson schwerlich bezahlen.
Was bei Toyota nicht das Problem ist. Der Mannschaft des ebenfalls viermaligen Weltmeisters Tommi Mäkinen (52) trauen Insider für die Saison 2017 allerdings am wenigsten zu. Würde sich Ogier noch einmal eine Saison wie 2012 antun, als er sich auf die Entwicklung des Polo R WRC konzentrierte und nie um WM-Siege fuhr?
Ogier
Hyundai ist mit drei Fahrern, darunter die aufstrebenden Talente Thierry Neuville (28) und Hayden Paddon (29), bereits gut besetzt. Ein Superstar würde da nur stören. Und Citroën-Teamchef Yves Matton (49) rollte dem Weltmeister nicht gerade den roten Teppich aus. Interesse ja, aber nicht um jeden Preis, ließ der Belgier ausrichten.
Aus die Maus - Alles zum Austritt von VW: Weltmeister Volkswagen verlässt die WRC
Volkswagen will sich in Sachen Rallye in Zukunft auf Kundensport konzentrieren. Dazu soll eine abgespeckte, sogenannte R5-Version des Polo konstruiert werden. Den fertig entwickelten Polo R WRC des Jahrgangs 2017 schiebt Volkswagen dagegen ebenso aufs Abstellgleis wie Weltmeister Ogier.
Immerhin ist der in bester Gesellschaft. Auch Walter Röhrl (69) stand 1981 trotz Titel ohne Team da, weil Mercedes kurz vor dem Saisonstart das Handtuch warf. Ein Jahr später wurde Röhrl erneut Weltmeister.

Von

Christian Schön