Rennfahrer mit Eltern, die selbst aktive Motorsportler sind, gibt’s öfter. Formel-1-Pilot Carlos Sainz und sein gleichnamiger Vater (zweimal Rallye-Weltmeister) sind das jüngste Beispiel. In einer Familie aus Mecklenburg-Vorpommern sind Vollgas-Gene sogar schon in der dritten Generation nachweisbar.
Arvid Kremer gehörte zu DDR-Zeiten zu den wildesten Rallyepiloten. Sohn Armin wurde nach der Wende gesamtdeutscher Rallyemeister und Europachampion. Jetzt fährt der 53-Jährige um den Weltmeistertitel der Senioren-Klasse WRC2 Masters – mit Tochter Ella als Beifahrerin.
Am vergangenen Wochenende starteten die beiden bei der Rallye Neuseeland im Citroën C3 Rally2 (1,6-Liter-Turbomotor, rund 290 PS, Allrad). Ergebnis: Gesamtrang zwölf in der WRC2 und Sieg in der Masters-Wertung.
„Vor zwei Jahren haben wir das beim WM-Lauf in Italien ausprobiert. Es hat auf Anhieb gut funktioniert. Außerdem hat es uns beiden Spaß gemacht“, blickt Kremer zurück. Damals wie jetzt musste Stammbeifahrer Timo Gottschalk passen. Der Rallye-Dakar-Sieger von 2011 ist noch immer hauptsächlich in der Wüste aktiv. Für ihn haben gerade die Vorbereitungen auf die „Dakar“ im Januar Priorität.
Ella Kremer (23) liest ihrem Vater Armin (53) das Gebetbuch vor.
Bild: Hersteller

In Neuseeland traten Vater und Tochter Kremer zum fünften Mal zusammen an. „Im Auto konzentriert sich jeder auf seinen Job. Da spielt es keine Rolle, dass wir verwandt sind“, beschreibt Kremer senior die interfamiliäre Zusammenarbeit im Cockpit. Ella Kremer (23), die nach der Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau inzwischen ein Marketingstudium absolviert, stimmt zu. Nur Ehefrau und Mutter Silvia sieht alles mit gemischten Gefühlen. „Sie akzeptiert es aber, weil sie weiß, dass ich nicht mehr so hohe Risiken eingehe wie früher“, sagt Kremer.
Früher, als er zu den besten Rallyefahrern Deutschlands zählte. Nach drei Meistertiteln (1996, 1998 und 1999) gewann er auch die Europameisterschaft (2001) und die Asien-Pazifik-Meisterschaft (2003). „Ich bin damals ganz schön rumgekommen“, erinnert sich Kremer. Dann erforderte das Familienunternehmen („Mecklenburger Landpute“) eine Rallyepause. Gemeinsam mit Bruder Frank trat Armin Kremer die Nachfolge von Vater Arvid an.
Seit 2011 setzt der Ex-Profi sporadisch wieder den Helm auf, als Hobby. Bei ausgesuchten WM-Läufen tritt er meist in der zweiten Liga an. Im gemieteten Skoda gewann er in der laufenden Saison bereits dreimal die WRC2 Masters, zuletzt auch in Neuseeland. Kremer hat damit gerade als einziger Deutscher Chancen auf einen Titel im internationalen Rallyesport.
In Neuseeland stand der Skoda nicht zur Verfügung, deshalb der Wechsel auf einen Citroën. „Der ist nicht so agil wie der Skoda. Ich denke, das ist auf den Schotterstraßen rund um Auckland kein Nachteil“, sagt Kremer. Bei der folgenden Asphaltrallye in Spanien tritt er wieder im Skoda an, erneut mit der Tochter als Beifahrerin. „Mein Ziel ist der Titel in der WRC2 Masters. Wäre doch klasse, wenn ich den in Katalonien zusammen mit Ella feiern könnte.“