Die Zukunft fährt elektrisch, da sind sich viele Hersteller einig – und trumpfen auf der IAA 2009 mit schönen, bunten Elektro-Studien auf. Auch Renault mischt kräftig mit: Die Franzosen surren gleich mit vier  futuristischen E-Mobilen auf den Messeparcours, die ab 2011 in Serie gehen könnten. Ein ganz kleiner Saubermann ist der Twizy Z.E. Concept (steht für "Zero Emission"). Der wendige Winzling misst gerade einmal 2,30 Meter in der Länge und ist nur 1,10 Meter breit. Die beiden Sitze sind hintereinander angeordnet – der Twizy ist im Prinzip eine Art Motorroller mit Dach. Da passt es ganz gut, dass man Heizung und Klima zwecks Energie-Ersparnis lieber gleich weggelassen hat. Der Elektro-Antrieb mit 15 kW (20 PS) reicht für Tempo 75, nach 100 Kilometern muss der Twizy für dreieinhalb Stunden an die Steckdose und seinen Lithium-Ionen-Akku stärken.

Der Zoe Z.E. Concept lädt mit 400 Volt in nur 20 Minuten auf

Renault Z23 Twizy Z.E. Concept
Der zweisitzige Twizy ist eine Art Motorroller mit Dach und wendet auf drei Metern.
Mehr Platz und Komfort dürfen Kunden der Zukunft vom Zoe Z.E. Concept erwarten, sofern es den kompakten Elektro-Viersitzer denn irgendwann mal zu kaufen gibt. Dessen E-Maschine leistet 70 kW (95 PS) und bringt den 4,10 Meter langen Franzosen bis zu 160 Kilometer weit, danach muss aufgeladen werden. Mit 230 Volt dauert das zwischen vier und acht Stunden, per "Druckbetankung" unter 400-Volt-Starkstrom nur 20 Minuten. Eine entsprechende Multi-Steckdose, die ein Netzwerk von Ladestationen in Europa ermöglichen soll, ist in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger RWE und weiteren Autoherstellern geplant.

Der Elektro-Fluence könnte 2011 in Serie gehen

Renault Z22 Zoe Z.E. Concept
Der variable Zoe Z.E. Concept fasst je nach Sitzeinstellung bis zu 500 Liter Stauvolumen.
Optische Highlights der Studie sind die elegant nach oben schwingenden Flügeltüren und der futuritische Innenraum mit "frei schwebenden" Sitzen, die im Dachhimmel verankert sind. Die hinteren Rücklehnen lassen sich versenken, das Gepäckabteil fasst je nach Sitzkonfiguration 500, 325 oder 150 Liter. Sehr innovativ ist auch das Cockpit mit Glaskugel, in der ein Display Fahrinformationen und Navigation anzeigt. Alles Glaskugelei, meinen Sie? Der dritte im Bunde, der Fluence Z.E. Concept, ist da schon realistischer. Das Conceptcar basiert auf dem gleichnamigen Stufenheckmodell Renault Fluence. Der Mégane mit Stufenheck geht bereits 2010 mit konventioneller Antriebstechnologie in Serie. In der Elektro-Studie, die 2011 als Serienmodell erhältlich sein soll, stecken der gleiche Antrieb und Batteriesystem wie im Zoe Z.E. Concept. Solarzellen im Dach, auf dem Armaturenbrett und der Hutablage sammeln zusätzliche Energie.
Außen blitzt der E-Fluence mit verchromtem Kühler und studientypisch monströsen 21-Zöllern, innen flimmert blaue Cockpitbeleuchtung. Die elegant gezogene Mittelkonsole mit Klima-Bedientasten und integriertem Freisprech-Handy zieht sich durch den gesamten Innenraum. Ein Praktiker ist der Kangoo Z.E. Concept. Der Transporter fährt ebenfalls mit 95 PS starker E-Maschine, ist 3,95 Meter lang und stolze 1,85 Meter hoch. Neben viel Platz bietet der Zukunfts-Kangoo unter anderem ein Solardach, das beim Parken Strom für die Klimaanlage liefert. Die speziell wärmegedämmte Karosserie funktioniert nach dem Prinzip einer Thermoskanne: Doppelte Wände ermöglichen eine Luftzirkulation, wodurch Energie für Heizung und Kühlung gespart wird. Besonders innovativ ist laut Renault eine in die Fahrertür integrierte Akkuanzeige, die den Fahrer über den Zustand des Akkus informiert, wenn er sich dem Fahrzeug nähert – damit man gleich weiß, ob sich das Einsteigen überhaupt lohnt, oder ob vorm Losfahren erstmal eine kleine Lade-Session fällig ist.

Quickdrop-System ermöglicht Batteriewechsel in drei Minuten

Renault Kangoo Z.E. Concept
Rollende Thermoskanne: Der Elektro-Kangoo spart Energie durch eine doppelte Karosseriewand.
Zum Aufladen der Stromspeicher seiner E-Mobile hat sich Renault etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Neben Standard- und Schnellladung soll ein so genanntes "Quickdrop"-System angeboten werden, bei dem die leer gefahrene Fahrzeugbatterie innnerhalb von drei Minuten gegen einen frischen Akku ausgetauscht wird. Das Verfahren funktioniert vollautomatisch; ein Roboter tauscht die Batterien aus. Leere Akkus werden in eine Ladestation gefahren und in 20 Minuten wieder aufgeladen. Die einzige Vorgabe für das Quickdrop-System ist ein standardisierter Einbauort für die Batterie, damit die Roboter zupacken können. Laut Renault soll Quickdrop bei der Einführung der neuen Elektrofahrzeuge zuerst in Israel zum Einsatz kommen.

Von

Jan Kretzmann