Die Pariser Zeitung "Le Monde" ist entzückt: Renault könnte endlich zu seiner Avantgarde-Rolle zurückfinden, den sozialen Bereich ausdehnen, Industriearbeitsplätze in Schwellenländern schaffen und die Dritte Welt vor der fortschreitenden Umweltverschmutzung durch importierte Dreckschleudern bewahren, schreibt das unabhängige Blatt über den französischen Autohersteller. Was ist da los bei den Franzosen?

Die Antwort heißt "Logan", soll 5000 Euro kosten und die Wachstumsmärkte von China bis Kolumbien erobern. Schon im April 2003 startete Renault bei der rumänischen Tochter Dacia die Produktion des Solenza, ein Billigauto mit westlicher "Organspende" in Form einer französischen Motor-Getriebe-Einheit. Gleichzeitig wurde für 2004 der X90 auf Mégane-Basis angekündigt, mit dem sogar richtig Geld verdient werden soll; jetzt ist er da, heißt "Logan" und startet zunächst im September auf dem rumänischen Markt. Dabei wird es aber nicht bleiben: Bis 2010 sollen fünf weitere Produktionsstandorte folgen und die Schwellenmärkte von Russland bis Nordafrika erobert werden.

"Unser Absatzziel von 700.000 Fahrzeugen im Jahr kann nur mit einer Produktion abgedeckt werden, die vier von fünf Kontinenten abdeckt", sagte Konzernchef Louis Schweitzer zur Logan-Vorstellung in Paris. Die Produktion der Stufenheck-Limousine ist in Rumänien bereits angelaufen. Im Interesse der Kosten wurde auf hochmoderne Ausstattungsdetails verzichtet, statt dessen gibt es Platz satt (500 Liter Kofferraumvolumen), gute Fahrdynamik und robuste Technik. Immerhin mussten die Ingenieure berücksichtigen, dass in vielen angepeilten Ländern raues Klima und schlechte Straßenverhältnisse herrschen.

Renault schlägt so gesehen den umgekehrten Weg ein wie Volkswagen: Die Wolfsburger bauen in Brasilien günstig ein Auto (VW Fox), rüsten es auf - und bringen es als neuen Lupo nach Westeuropa. Renault nimmt ein Auto aus Westeuropa (Mégane), rüstet es ab – und baut es günstig für Schwellenländer.

Wenn die Strategie aufgeht, dann könnte "Le Monde" Recht behalten. Neue Arbeitsplätze vor Ort, die ein günstiges und modernes Auto nach EU-Norm produzieren – ein dickes Plus für die Umwelt, besonders in den Entwicklungsländern. Viel Neues im Osten also. Von dem der Käufer im Westen aber nichts hat: "Nach Westeuropa wird das Auto vorerst nicht eingeführt", so Louis Schweitzer. "Mittelfristig" schließt der Renault-Chef diesen Schritt allerdings auch nicht aus.

Kurzfristig gibt es ohnehin Wichtigeres – Ihre eigene Karriere zum Beispiel. Falls Sie es noch nicht wussten: Audi sucht einen neuen Werbechef. Bewerbungen bitte ausschließlich über autobild.de (ab Freitag, 4. Juni 2004) oder AUTO BILD. Mehr dazu in Heft 23/2004.