Reißt Jaguar auch Minardi und Jordan mit?

Die Krise in der Formel 1 hat in Jaguar ein erstes Opfer gefordert. Ford kündigte am Freitag an, sein Engagement in der "Königsklasse" zu beenden und den Jaguar-Rennstall aus finanziellen Gründen am Saisonende zurückzuziehen. "Jaguars Präsenz in der Formel 1 war eine wertvolle Plattform für das Marketing und das Markenbewußtsein", sagte John Greenwell, Vorsitzender und Geschäftsführer der wirtschaftlich angeschlagenen Luxusmarke Jaguar. "Dennoch sind wir zu der Ansicht gekommen, sich zu 100 Prozent auf das Kerngeschäft zu konzentrieren."

Die Ankündigung erfolgte einen Tag, nachdem der Mutterkonzern Ford die Schließung eines der drei Jaguar-Werke in Großbritannien bekannt gegeben hatte. Den Mitarbeitern des Formel-1-Teams solle eine Weiterbeschäftigung ermöglicht werden. Bevorzugt werde ein Verkauf des Rennstalls. Vor dem drittletzten Saisonrennen am Sonntag kommender Woche in Schanghai rangiert Jaguar in der Marken-WM mit zehn Punkten an siebter Stelle. Jaguar ist seit 2000 in der Formel 1. Damals hatte Ford den Rennstall von Ex-Weltmeister Jackie Stewart gekauft. Große Erfolge konnte Jaguar nicht feiern.

Auch die Ford-Motorenschmiede Cosworth steht zum Verkauf. Davon betroffen sind Minardi und das Jordan-Team, für das Nick Heidfeld fährt. Die Zukunft der Rennställe ist offen. Teamchef Eddie Jordan denkt angeblich ebenfalls über einen Rückzug aus der Formel 1 nach. "Es hat keinen Sinn mehr weiterzumachen", zitierte die Münchner "Abendzeitung" vom Freitag den Iren. Derzeit steht Jordan ohne Motoren, ohne Fahrer und ohne den erhofften Investor für die neue Saison da.

Zehn Teams müssen an den Start

Der Rückzug von Jaguar trifft die Formel 1 in einer Phase, in der intensiv um die Zukunft gerungen wird. Im Mittelpunkt der Diskussionen stehen Kostensenkungen und ein neues Motorenreglement. Während Formel-1-Chef Bernie Ecclestone nach eigener Aussage nicht überrascht war über die Entscheidung von Jaguar, bedauerten BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen und Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug den Schritt des Konkurrenten.

"Diese Entscheidung und die Diskussionen der vergangenen Monate belegen, daß die Kostenfrage die dringlichste in der Formel 1 ist", sagte Theissen. Besonders betroffen seien die Motoren. "Es muss gelingen, bei der Einführung eines Reglements Kostensprünge zu vermeiden und die Aufwendungen für den Renn- und Testeinsatz deutlich zu reduzieren."

"Wir haben klar definierte Budgets, deren Einhaltung oberstes Gebot. Dies ist verbunden mit dem Anspruch, siegfähig zu sein", beschrieb Haug das Formel-1-Engagement von Mercedes. DaimlerChrysler bleibe ein ganz entschiedener Verfechter für Kostenreduktionen, sagte er weiter und verwies darauf, dass das Unternehmen seit geraumer Einsparungen und entsprechende Reglements mit konkurrierenden Herstellern angestoßen habe.

Sollten im kommenden Jahr weniger als zehn Teams in die neue Saison starten, hätte dies weit reichende Folgen. Laut dem so genannten Concorde Agreement, dem Grundgesetz der Formel 1, müssen mindestens 20 Autos bei den Rennen am Start sein. Somit könnte der Wegfall eines oder mehrerer Rennställe dazu führen, dass die Teams ein drittes Auto stellen müssen, um bestehende Verträge mit den Veranstaltern zu erfüllen. Dies würde aber wieder erhebliche Mehrkosten für die Rennställe bedeuten.