Falsche Reiniger und UV-Strahlung lassen Scheinwerfer ermatten. Mit etwas Geschick lassen sich blinde Scheinwerfer jedoch wieder aufbereiten. Scheinwerfer-Polituren sorgen für klare Sicht.
Falsche Reiniger, UV-Strahlung, Steinschläge – die Liste der Ursachen für blinde Scheinwerfer ist lang. Und spätestens bei der Hauptuntersuchung können Kratzer und Gilb auf den Leuchten zu einem echten Problem werden, denn vergilbte Scheinwerfer verlieren an Leuchtkraft und können durch die veränderte Streuung des Lichts andere Autofahrer blenden. Deswegen sollte man schnell für klare Sicht sorgen, sonst wird die Plakette verweigert, die Nachprüfung steht an. Wer dann keinen vierstelligen Betrag für einen neuen Satz Scheinwerfer in der Vertragswerkstatt zahlen will, kann seine Scheinwerfer auch polieren.
Was ist beim Polieren der Scheinwerfer zu beachten?
Auf keinen Fall sollte zum Polieren der Scheinwerfer eine Autopolitur verwendet werden. Stattdessen wird auf Schleifpapier zurückgegriffen. Es wird nass geschliffen, daher sollte auf Nasschleifpapier geachtet werden. Für das Nachpolieren wird spezielle Politur benötigt. Zur Versiegelung einen speziellen Lack verwenden. Wichtig: Sind die Scheinwerferabdeckungen stark zerkratzt, sollten sie unbedingt erneuert werden. Auch bei Rissen sollten neue her. Das Polieren funktioniert übrigens nur bei Kunststoffabdeckungen. Ältere Autos haben oftmals Glasscheinwerfer. In diesem Fall sollte man einen Fachmann aufsuchen.
Scheinwerfer polieren - Schritt für Schritt
1. Scheinwerfer gründlich mit Autoshampoo und Wasser reinigen
2. Scheinwerfer begutachten: Handelt es sich um leicht vergilbte Stellen oder tiefe Kratzer?
3. Kanten des Scheinwerfers mit Malerkrepp abkleben, damit der Autolack geschützt ist
4. Schleifpapier anfeuchten, denn es wird nass geschliffen
5. Grobes Schleifpapier (800er Körnung) mit leichtem Druck über die Oberfläche des Scheinwerfers schleifen, bis der Scheinwerfer gleichmäßig milchig wird
6. Bei zu schwachem Ergebnis ggf. abspülen und gröbere Körnung (400er) verwenden
7. Scheinwerfer abspülen und mit feiner Körnung (3000er) nachschleifen
8. Mit Poliermittel nachpolieren und für Glanz sorgen
10. Erneut entfetten und Klarlack gleichmäßig auftragen
Darf man blinde Scheinwerfer polieren?
Grundsätzlich ist es verboten, Scheinwerfer zu polieren. Denn durch das Abtragen des Kunststoffes beim Polieren werden sie bauteilich verändert. Und durch diese Veränderung erlischt die Bauartgenehmigung (§ 22a Abs. 7 StVZO) und damit auch die Zulassung. Diplomingenieur Fabian Stahl, Leiter Lichttecknik beim TÜV Rheinland erklärt dazu: "Als integraler Bestandteil des Scheinwerfer unterliegt auch die Abdeckscheibe dessen EU-Typzulassung. Änderungen daran sind daher nicht zulässig. Erfüllt sie nicht mehr die lichttechnischen Anforderungen, muss sie oder unter Umständen der gesamte Scheinwerfer ausgetauscht werden. Auch wenn das nachträgliche Polieren oder Lackieren einer Abdeckscheibe zu guten Messwerten führt, ist dies nach der gegenwärtigen Rechtslage nicht zulässig."
Die Kunststoffscheibe war mal klar und durchsichtig, jetzt ist sie verkratzt und vergilbt
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
Test: Vergilbte gegen aufbereitete Scheinwerfer
Erfüllt der Scheinwerfer nach dem Polieren überhaupt wieder alle lichttechnischen Anforderungen? Um das herauszufinden, hat AUTO BILD gemeinsam mit dem Branchen-Fachblatt "AMZ" (Auto, Motor, Zubehör) einen vergilbten Scheinwerfer, einen fabrikneuen und einen von Profis (Kent, 2K Lights Clear Coat) aufbereiteten ins Lichtlabor von Osram gebracht. Die Ergebnisse haben wir in eine Tabellenform gebracht (siehe unten). Daraus ist ersichtlich, dass schon der neue Scheinwerfer keine Leuchte ist, der vergilbte jedoch unfahrbar: kaum Licht auf der Straße, aber viel zu viel Blendung. Aufbereitet erfüllt er die Grenzwerte auch nicht in allen Punkten – schließlich ist der Reflektor des Scheinwerfers nach wie vor alt – bietet aber eine deutliche Verbesserung zur Ausgangssituation. Daher ist es eine Überlegung wert, die Aufbereitung zu legalisieren. Noch besser wäre natürlich, die Abdeckscheiben wie früher auswechselbar zu gestalten.
Wie kann man das Ermatten vermeiden?
Bei den heutzutage gängigen Plastikverkleidungen der Scheinwerfer wird bei der Herstellung UV-beständiger Lack aufgetragen. Dieser trägt sich jedoch mit der Zeit ab, das Ergebnis sind vergilbte Scheinwerfer. Mit der Zeit passiert das bei jedem Auto, mit ein paar Maßnahmen, kann der Scheinwerfer jedoch länger "frisch gehalten" werden. Das wichtigste: gute Pflege! Dazu sollte regelmäßig grober Dreck abgespült und die Scheinwerfer mit einem milden Autoshampoo geputzt werden. Wer kann, sollte außerdem Kies- und unbefestigte Strecken vermeiden, auf denen es oft zu Steinschlägen kommt.
Mit dem Profi-Set funktioniert es! Wer sich ganz genau an die Anleitung zur Scheinwerferreparatur hält, wird ein gutes Ergebnis erzielen. Mit einfachen Aufbereitungssets haben wir es nicht so gut hinbekommen. Der Arbeitsaufwand ist vom Zustand abhängig: Stark vergilbter Kunststoff braucht mehr Zeit oder schärfere Mittel. Die Sets gibt es ab 20 Euro zu kaufen. Etwa 90 Minuten sollten Hobbyschrauber für die Wiederaufbereitung der Kunststoffscheiben einplanen.
Scheinwerfer blind, was nun? Wer erblindete Lampen am Auto hat, der läuft Gefahr, dass ihm die Plakette verweigert wird. Wir zeigen, wie sich mit etwas Geschick beschädigte Kunststoffscheiben aufarbeiten lassen! So sparen Sie viel Geld für einen neuen Satz!
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
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Hier fehlt der Durchblick: Diese Kunststoffscheibe war einmal klar und transparent. Jetzt ist sie verkratzt und vergilbt. In fünf Schritten geht's zum perfekt aufbereiteten Scheinwerfer.
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
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1. Abkleben: Klebeband schützt das Auto vor Kratzern und Lacknebel. Zum Abkleben Kreppklebeband verwenden, das lässt sich später einfach entfernen und hinterlässt keine Rückstände.
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2. Schleifen: Es wird nass geschliffen, dabei nicht mit Wasser geizen. In der ersten Runde mit 800er, die groben Kratzer und die Verfilmungen entfernen, anschließend mit 2000er glätten — am Ende wirkt der Kunststoff matt.
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3. Reinigen: Vorsicht, der Reiniger muss besonders kunststoffverträglich sein, ungeeignete Mittel können für weitere Beschädigungen sorgen. Zum Putzen weiches, fesselfreies Papier verwenden und gründlich arbeiten.
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4. Haftgrund: Dieser Durchgang ist nötig, damit der Klarlack später hält. Wichtig: nur dünn auftragen und ausreichend trocknen lassen. Wir haben es im ersten Versuch falsch gemacht, der Lack wurde abgestoßen.
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5. Lackieren: Klarlack soll den Kunststoff schützen, erneutes Vergilben vermeiden. Mit gleichmäßigen Bewegungen sprayen, nicht zu viel auf einmal aufbringen, Lacknasen drohen. Genügend Zeit zum Trocknen einplanen.
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Fertig: Die Kunststoffscheibe ist nun frei von Kratzern, der Gilb verschwunden. Eine riesige Verbesserung im Vergleich zum Start der Aufbereitung!
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Die Reparatur von Scheinwerfern ist rechtlich gesehen verboten. AUTO BILD hat im Test genau hingesehen und festgestellt: Die Aufbereitung funktioniert. Die Messwerte des aufbereiteten Scheinwerfers sind um Längen besser, als die des vergilbten. Sie reichen aber nicht an die eines neuen Scheinwerfers heran.