Seat Mó 125: Elektroroller, Motorroller, Leistung, Preis
Spanischer Elektro-Flitzer zum Pendeln
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Ausgerechnet Autohersteller Seat willl Berufspendler fürs Zweirad begeistern. Wir haben den elektrischen Mó drei Monate ausprobiert.
Bild: Olaf Tamm / AUTO BILD
Latin Lover düsen auf Motorrollern durch die Altstadt, im Businessanzug, mit Jethelm und ohne Socken. Lässige Bilder aus Südeuropa, aus Florenz oder Barcelona.
Wie Javier Bardem auf dem Weg zu Penélope Cruz fühle ich mich nicht, eher wie das Michelin-Männchen. Ich trage lange Skiunterwäsche, Motorradjeans aus festem Cordura-Gewebe mit Protektoren an Knien und Hüften, einen Fleecepullover, darüber eine schwere Lederjacke mit Innenfutter. Wie komme ich bloß runter, um mir die Schuhe zu schnüren?
Eigentlich bin ich Schönwetter-Biker. Heute zeigt das Thermometer vier Grad, und mein Auto soll stehen bleiben. Ins Büro sind es 23 Kilometer. Landstraße, Autobahn, Stadtverkehr – all das will ich mit dem Elektroroller absolvieren. Nicht mit einem dieser Tretrollerspielzeuge oder einem 45-km/h-Bremsklotz, sondern mit dem Seat Mó.

Große Klappe: Das Fach unter der Sitzbank erspart einen lästigen Rucksack.
Bild: Olaf Tamm / AUTO BILD
Den schickt die spanische VW-Tochter als ernst zu nehmendes Transportmittel in den Markt, das bei Bedarf Tempo 95 rennt und auch Menschen ansprechen soll, die bislang nicht auf zwei Rädern unterwegs waren. In den Städten werden die Räume für Autos nämlich immer enger, Straßen von vier auf zwei Spuren verengt, Parkplätze abgeschafft.
12 PS im Sport-Modus
Schlüssel nach links drehen und die klappbare Sitzbank entriegelt. Irre, wie viel da reinpasst: zwei Helme oder ein mittelgroßer Supermarkteinkauf. Es geht los. Fahrmodus "City" passt in der Stadt und sogar auf Landstraßen. Der Roller beschleunigt druckvoll und nahezu lautlos. 80 km/h sind in dieser Stufe möglich. (Elektroroller Vergleich 2022)
Den Sport-Modus wählt, wer die volle 12-PS-Power ausschöpfen will. Damit sind Mó-Fahrer beim Ampelstart meist vorn und gewinnen auf der Autobahn Tempoduelle gegen Lkw. "Eco" begrenzt den Mó auf etwa 65 km/h. Die Drosselung soll die Reichweite verlängern, lässt ihn aber lahm wirken.

Flotte Biene: Beim Ampelstart summt der Mó den meisten Autos davon.
Bild: Olaf Tamm / AUTO BILD
Apropos Reichweite: Die Werksangabe (bis zu 133 km) lässt sich in der Praxis nicht erreichen. Bei einer Überlandfahrt (16 Grad) mit 60 bis 75 km/h strandete ich nach 72 Kilometern mit drei Prozent Restakku bei meinen Schwiegereltern. Das Kombiinstrument gaukelte 79 gefahrene Kilometer vor – satte zehn Prozent Abweichung! Also Strom fassen und weiterfahren? Kann man vergessen bei dem Ladetempo. Übernachten wollte ich bei Schwiegermama nicht, so ließ ich den Roller am Netz und mich abholen.
Reichweiteneinbuße bei Kälte
Kälte lässt den Aktionsradius weiter schrumpfen. Wer den Mó nur in der Stadt bewegt und stets an die Steckdose hängt, kann mit ihm trotzdem glücklich werden. Das liegt unter anderem an seinem portablen Akku. Beim Herausziehen klappen Rollen aus, der 41 Kilogramm schwere Stromspeicher lässt sich dann wie ein Trolley ziehen. Um in den vierten Altbau- Stock zu gelangen, braucht es aber definitiv einen Fahrstuhl.
Der Wetterschutz ist ordentlich, bei nasser Straße bleiben die Füße trocken und die Hose sauber. Im Sommer findet der Kompaktroller vor jeder Eisdiele ein Plätzchen. Nicht so gut: Es fehlt eine wirksame Traktionskontrolle, auf rutschiger Fahrbahn kann das Hinterrad wegschmieren.

Handgepäck: Der Akku wird zum Trolley und lässt sich mitnehmen – eine feine Sache.
Bild: Olaf Tamm / AUTO BILD
Würde ich mit dem Mó 225 Tage im Jahr zur Arbeit pendeln, hätte mein Diesel-BMW jährlich 10350 Kilometer weniger auf der Uhr, ich würde 642 Liter Sprit einsparen und dem Klima 1,7 Tonnen CO2 ersparen. Die Stadt Hamburg hätte einige Stickoxide weniger in der Luft und mehr Parkplätze zur Verfügung.
Eine interessante Vorstellung – sie klingt ein bisschen nach Zukunft.
Fahrzeugdaten und Preis: Seat Mó 125
Fazit
Kein Lärm, keine Abgase, keine Parkplatzsuche. Flotter und angenehmer kann man in der Stadt kaum unterwegs sein – falls es nicht regnet oder schneit. Als Pendler würde ich umsteigen. Aber nur, wenn Seat den Akku verbessert.
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