Der Mann ist einfach ein Phänomen. Citroën-Pilot Sébastien Loeb hat im zarten Alter von 44 Jahren die Rallye Spanien gewonnen, den vorletzten Lauf der Saison 2018. Der neunmalige Weltmeister, der seit Jahren nur noch sporadisch WM-Rallyes bestreitet, setzte sich im Endspurt gegen Titelverteidiger Sébastien Ogier (34) durch. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, stammelte der sichtlich gerührte Loeb nach der Zieldurchfahrt. „Sechs Jahre nach dem letzten Sieg hier in Spanien noch einmal zu gewinnen, ist jedenfalls ein unglaubliches Gefühl.“
Loeb
Der Mann ist eine Sensation: Loeb kann's immer noch
Der Elsässer stellte damit gleich zwei neue Rekorde auf: Er stockte seine eigene Bestmarke auf jetzt 79 WM-Siege auf. Außerdem liegt bei keinem anderen Fahrer eine so lange Zeitspanne zwischen dem ersten und dem letzten WM Sieg - seit Loebs Premierensieg bei der Rallye Deutschland 2002 sind mehr als 16 Jahre vergangen.
Ford-Pilot Ogier hatte trotz der Niederlage gegen seinen früheren „Erzfeind“ ebenfalls allen Grund zum Strahlen. Mit Rang zwei verdrängte er Thierry Neuville (30) von der Tabellenspitze, der aufgrund eines Reifenschadens wenige hundert Meter vor dem Ziel nur Vierter wurde. „Bei der Rallye Australien als Erster zu starten, ist zwar ein großer Nachteil“, blickte Ogier auf das Saisonfinale (15. bis 18. November) auf extrem staubigem Schotter voraus. „Aber daran kann ich nichts ändern. Ich werde alles geben, meinen sechsten Titel zu holen.“
Ogier
Ogier geht als WM-Führender ins große Rallye-Finale
Wechselhaftes Wetter machte die Rallye Spanien zu einem der turbulentesten WM-Läufe der letzten Jahre. Mehrfach wechselte die Führung zwischen Ott Tänak (30, Toyota), Dani Sordo (35, Hyundai) und Jari-Matti Latvala (33,Toyota), meist aufgrund von Reifenschäden. Den entscheidenden Schlag setzte der bis dahin achtmalige Spanien-Sieger Loeb, als er am Sonntagmorgen anders als die Konkurrenten Ogier und der zu diesem Zeitpunkt führende Latvala auf harte Reifen setzte. Im Ziel hatte Loeb nur 2,9 Sekunden Vorsprung vor Ogier. Die Positionen drei bis fünf trennten schließlich sogar nur 2,1 Sekunden.
Eine erfolgreiche Premiere des Polo GTI R5 (275 PS, Allrad) konnte Volkswagen feiern. Werksfahrer Eric Camilli (31) führte anfangs die Kategorie WRC 2 - die „Zweite Liga“ der Rallye-WM - an. Ein defektes Schaltgestänge stoppte den Franzosen zwischenzeitlich. Teamkollege Petter Solberg (43), heute eigentlich in der Rallycross-WM unterwegs, hielt exakt sechs Jahre nach seinem offiziellen Ausstieg als Rallyeprofi mit den regulären WRC 2-Teilnehmern mit. Der Weltmeister von 2003 kam auf dem dritten Klassenrang ins Ziel. Der Polo GTI R5 ist für den Kundensport konzipiert, die Rallye Spanien ist vorerst der einzige Werkseinsatz für den Marken-Weltmeister der Jahre 2013 bis 2016.
Endergebnis Rallye Spanien:
1. Sébastien Loeb/Daniel Elena (Citroën C3 WRC) 3:12.08,0 Stunden
2. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (Ford Fiesta WRC) + 2,9 Sekunden
3. Elfyn Evans/Daniel Barritt (Ford Fiesta WRC) + 16,5 Sekunden
4. Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (Hyundai i20 Coupe WRC) + 17,0 Sekunden
5. Dani Sordo/Carlos del Barrio (Hyundai i20 Coupe WRC) + 18,6 Sekunden
6. Ott Tänak/Martin Järveoja (Toyota Yaris WRC) + 1.03,9 Minuten
Meisterschaftsstand nach zwölf von 13 Rallyes:
1. Sébastien Ogier (Frankreich, Ford), 204 Punkte
2. Thierry Neuville (Belgien, Hyundai), 201 Punkte
3. Ott Tänak (Estland, Toyota), 181 Punkte
4. Esapekka Lappi (Finnland, Toyota), 110 Punkte
5. Jari-Matti Latvala (Finnland, Toyota), 102 Punkte
6. Andreas Mikkelsen (Norwegen, Hyundai), 84 Punkte

Von

Christian Schön