Was machen die meisten Autofahrer im Winter als Erstes? Richtig: Sie schalten die Sitzheizung ein. Die Po-und-Rücken-Erwärmung kam 1966 auf den Markt – in einem Cadillac DeVille – und gehört mittlerweile schon in vielen Kleinwagen zum Standard. Die Oberklasse geht noch einen Schritt weiter, bietet seit einiger Zeit auch beheizte Mittelarmlehnen und Armauflagen in den Türen an.

Sitzheizungen im AUTO BILD-Test

Ausgewählte Produkte in tabellarischer Übersicht
1.
Testsieger
Mobicool MH 40S
sehr gut
2.
Preis-Leistungs-Sieger
Ok Cars Sitzauflage mit Heizung
gut +
3.
APA Sitzauflage mit Heizfunktion
gut
4.
Walser WarmUp
gut
5.
Cartrend Auto Sitzheizung Comfort
gut
6.
HP Autozubehör Autositzauflage
befriedigend +
7.
Klingleting Beheizbare Kissen
befriedigend +
8.
Cartrend Autositzheizung Basic
befriedigend -
9.
Lescars KSA-200.h
ausreichend

Warum? Weil die körpernahe Wärme es viel schneller mollig macht als das Heizen per Gebläse. ZF geht jetzt noch einen Schritt weiter: Der Automobilzulieferer hat den ersten beheizbaren Sicherheitsgurt entwickelt.
Vier hauchdünne metallische Heizlitzen mit 0,4 mm Durchmesser werden dafür in das Gurtband eingewebt. In nur zwei Minuten heizt sich der Gurt bei einer Temperatur von minus fünf Grad auf 40 Grad auf und sorgt mit seinem 1,43 m langen und 33 mm breiten Heizfeld für angenehme, gleichmäßige Wärme.
Vier hauchdünne Heizlitzen werden in das Gurtband eingewoben, erhitzen es auf bis zu 40 Grad Celsius.
Bild: ZF

Am Handling für den Anwender oder der Montage des Gurts bei den Autoherstellern ändert sich dadurch rein gar nichts. Wohl aber am Energieverbrauch des Fahrzeugs, weshalb die Entwicklung vor allem für E-Autos interessant ist. (So weit reichen die Akkus dieser 42 E-Autos auf der Autobahn!)

Kontaktheizungen deutlich energieeffizienter

"Fünf bis sechs Kilowattstunden verbraucht die Klimaanlage in einem ausgekühlten Auto, bis eine für die Insassen angenehme Temperatur erreicht ist", erklärt Björn Kräft, Leiter Entwicklung Sicherheitsgurte bei ZF am Standort Alfdorf in Baden-Württemberg. Während Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor dafür auch die Abwärme des Motors nutzen, kommt die Heizungsenergie bei E-Autos komplett aus der Batterie – und geht damit zulasten der Reichweite.
Die Wärmebildkamera beweist: Der Sicherheitsgurt wird mollig warm.
Bild: ZF

Sogenannte Kontaktheizungen wie beheizte Lenkräder (Stromverbrauch ca. 50 Watt), Sitzheizungen (100 Watt) und eben der beheizbare Sicherheitsgurt (70 Watt) arbeiten in dieser Aufwärmphase deutlich energieeffizienter. Kräft: "Intelligent vernetzte Kontaktheizungen reduzieren ohne Verlust an Komfort den Stromverbrauch deutlich. Bei E-Autos ist so ein Plus an Reichweite bis 15 Prozent möglich."

Markteinführung frühestens 2025

Zusätzlicher Nebeneffekt ist ein Gewinn an Sicherheit. Der Gurt als Rückhaltesystem funktioniert nur wirklich perfekt, wenn er eng am Körper anliegt. Ein Gurt als Wärmequelle könnte Autofahrer dazu animieren, sich trotz Kälte ohne dicke Winterjacke hinters Steuer zu klemmen. So kann der Gurt im Fall der Fälle ohne störende Textilien seine Sicherheitsaufgaben erfüllen.
Bei ZF ist die Entwicklung der wärmenden Gurte zur Serienreife abgeschlossen. "Wir stehen mit einigen interessierten Herstellern in Gesprächen. Aber wir kennen auch deren Projektentwicklungszeiten und rechnen mit einer Markteinführung deshalb frühestens 2025", wagt Lars Kübler, Leiter Produktentwicklung Sicherheitsgurtsysteme, eine vorsichtige Prognose.

Von

Thomas Arndt