Qualität und Kulanz

Unter Gebrauchtwagenkäufern gilt Skoda schon lange als hip: Moderne VW-Technik zum Discountpreis – und das ein paar Jahre früher als aus Wolfsburg. Fabia-Kunden durften die Technik des 2001 eingeführten neuen VW Polo bereits 1999 genießen. Ohne dabei als Versuchskaninchen herhalten zu müssen, Kinderkrankheiten im eigentlichen Sinne sind beim Fabia unbekannt.

Serienfehler dagegen nicht. Sie zeigen auch bei Skoda die Nachteile von Piëchs vielgerühmter Gleichteilestrategie. Wie der Fall mit den elektrischen Fensterhebern. Weil ein Zulieferer eigenmächtig das Material wechselte, brechen reihenweise die Seilführungen – auch im Fabia. Immerhin gewährt Skoda selbst bei älteren Fahrzeugen Kulanz. Ebenso bei Getriebeschäden, die gelegentlich bei den 1,4-Liter-Benzinern ab 75 PS und den 1,9-Liter-TDI vorkommen.

Keine Kulanz hingegen bei einer Skoda-Altlast aus Vor-VW-Zeiten, dem 1,4-Liter mit seitlicher Nockenwelle. Zwar gewöhnten ihm die Techniker im tschechischen Mlada Boleslav sogar die Euro-4-Norm an, nicht aber den Wasserverlust ab. Der Alumotor mit sogenannten nassen Laufbuchsen hat daher einen Hang zu durchgebrannten Zylinderkopfdichtungen. Sechs Fälle werden zurzeit vom AUTO BILD-Kummerkasten bearbeitet. Aber auch die anderen Antriebe verlieren manchmal das kühlende Naß, sei es wegen Marderfraß an den Schläuchen oder erlahmter, robotermontierter Schlauchschellen.

Motor und Technik

Korrosion kommt beim Fabia auch vor, allerdings in ungewohntem Zusammenhang: Massekabel und Steckverbinder der zahlreichen elektrischen Komponenten korrodieren. Dagegen schützt nur der gelegentliche Tropfen Kontaktspray, denn sonst versagen außer Komfortextras auch der CAN-Datenbus der Motorsteuerung.

Gleiches droht bei Bastelausflügen in den Stromkreislauf, etwa der Nachrüstung eines Radios: Wer nicht die von Skoda freigegebenen Adapter benutzt, verändert eventuell das Geschwindigkeitssignal. Dann läuft zwar die Musik, aber der Motor nicht mehr.

Wobei die Motoren mechanisch robust sind. Selbst die bei VW gelegentlich zu verzeichnenden Zahnriemenprobleme kommen bei den gleichen Aggregaten im Skoda so gut wie gar nicht vor. Anscheinend ist die Volkswagen-Technik aus Tschechien nicht nur billiger, sondern tatsächlich auch besser.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte: • 12/99 Modelleinführung als Schrägheck-Kleinwagen mit fünf Türen, ABS und zwei Airbags ab Werk. Motoren von 50 bis 100 PS4/00 50-PS-Motor mangels Nachfrage eingestellt, statt dessen zwei 1,4-Liter mit 60 und 75 PS • 11/00 Einführung Fabia Combi und Zweiliter-Benziner mit 115 PS • 4/01 viertürige Stufenhecklimousine Fabia Sedan • 8/02 1,2-Liter-Dreizylinder mit 55 oder 64 PS • 9/03 1,4-Liter-TDI (75 PS) und Fabia RS mit 1,9-Liter-TDI, 130 PS • 7/04 Ausstattungen neu gestaffelt.

Schwachstellen: • Fensterheber mit elektrischem Antrieb (Foto) versagen im gesamten VW-Konzern, so auch bei Skoda. Unbedingt nach Kulanz fragen. • Motorelektronik arbeitet mit CAN-Bus-Technik, die ihre Signale mitunter falsch versteht. Schon ein nachträglich eingebautes Radio kann den Motor lahmlegen. • Kraftübertragung führt bei Kupplung und Antriebswellen zu Problemen. Betroffen sind vor allem die drehmomentstarken TDI-Motoren mit 100 und 130 PS. • Generator versagt relativ häufig, auch sein Antriebsriemen gilt als rißgefährdet. Die Batterie hingegen verhält sich absolut unauffällig. • Verarbeitung ist recht ordentlich, allerdings beginnt der Fabia bald zu knacken und zu knistern, auch lockern sich manche Verkleidungen.

Reparaturkosten: Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel Skoda Fabia 1.4 16V, 55 kW/75 PS, Baujahr 2002. Bei den Preisen profitieren die Fabia-Kunden vom bewährten VW-Austauschprinzip, auch viele Verschleißteile sind erstaunlich günstig auszuwechseln.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit von Matthias Gaehler, Gutachter TÜV Süd: "Der Skoda Fabia schneidet zwar etwas besser ab als der Durchschnitt aller geprüften Fahrzeuge, was aber nicht über ein paar typische Schwachstellen hinwegtäuschen darf. So zeigen die Radaufhängungen vorn und hinten manchmal unzulässiges Spiel, und die Scheinwerfer müssen wir fast doppelt so oft wie üblich beanstanden. Dazu kommt mangelnde Wirkung der Fußbremse an der Hinterachse, vor allem bei Modellen mit Scheibenbremse."

Modellempfehlung: Skoda Fabia 1.4 16V (55 kW/75 PS)

Steuer/Schadstoffklasse: 95 Euro im Jahr/Euro 4 Verbrauch: Testverbrauch: 6,5 Liter. Werksangabe: 6,6 Liter (Super) Versicherung: Vollkasko (13/500 Euro SB): 467 Euro. Teilkasko (13/150 Euro SB): 82 Euro. Haftpflicht (15): 687 Euro (Basis: Ontos-Jahrestarife für Regionalklasse Berlin, 100 Prozent) Inspektion: 15.000 Kilometer. Kosten: etwa 100 bis 400 Euro Wertverlust: Dreijährige verlieren rund 43 Prozent vom Neupreis (Händlerverkaufspreis), danach jährlich um 600 Euro Verlust.