Zustände wie im alten Rom, nur komplizierter: Antiken Bildhauern reichte ein Feigenblatt, um die Scham ihrer Marmor-Athleten zu verhüllen. Auto-Ingenieure hingegen müssen heute schon tief in die Technik-Trickkiste greifen, um mit ihren Muskel-Modellen keinen Anstoß zu erregen. Hybrid heißt das Zauberwort, wenn es darum geht, schwere Geländewagen vom Klimakiller-Image reinzuwaschen. Elektro-Unterstützung soll den Spritdurst der Benziner drosseln – und zwar auf das Niveau kompakter Mittelklassewagen. Klingt toll. Aber auch irgendwie zu schön, um wahr zu sein. Schließlich reden wir von Autos, die weit über zwei Tonnen wiegen und sich mit Leistungen von 300 PS aufwärts scheinbar wenig um die Schonung unserer Umwelt scheren.

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Dieselverdächtige 6,3 Liter verspricht Hybrid-Vorreiter Lexus für die inzwischen schon zweite Generation seines Teilzeit-Stromers RX. Und sogar der bislang nicht gerade für besonderen Öko-Ehrgeiz berühmte Porsche Cayenne will mit Benzin-Elektro-Doppelherz vom Saulus zum Paulus mutieren und pro 100 Kilometer mit 8,2 Liter Sprit zufrieden sein. Beim CO2-Ausstoß knackt er damit – wie sein Technik-Zwilling VW Touareg – die magische Grenze von 200 Gramm pro Kilometer, was aufgrund der höheren Kraftstoff-Energiedichte in dieser Klasse nicht einmal ein Dieselmotor schafft. Der Hybridversion des BMW X6 geht es primär um Power und Performance. Nebenbei wird aber auch ein bisschen gespart. Denn weil die E-Motoren Rückenwind für den V8-Benziner liefern, hat der es leichter. Und soll mit 9,9 Liter Verbrauch in dieser Leistungs-Liga einen neuen Maßstab setzen.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Touareg

Schon Goethe wusste: Grau ist alle Theorie. Im Fall der vier Hybriden hätte sich der Dichter daher wohl auch erst mal selbst zitiert: Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Auch wir von AUTO BILD waren skeptisch. Uns interessierte nicht allein die Frage, wie reibungslos und zuverlässig die komplexen Antriebe im Alltag funktionieren – für die Deutschen sind sie schließlich Neuland. Der Test klärt auch, wie es ums Spartalent der progressiven Viererbande wirklich steht. Sind die Motor- Mischlinge tatsächlich Umwelt-Engel? Oder doch nur die altbekannten Ressourcen-Verschwender, die sich hinter einem Hightech-Feigenblatt verstecken?

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Fortschritt oder Feigenblatt? Ich finde: ersteres. Der Hybridantrieb senkt den Verbrauch dieser vier, doch solche Dickschiffe taugen grundsätzlich nicht zum Retter des Weltklimas. Sinnvoller wären die Doppelherzen in kleineren Autos. Aber das kommt ja bald. Zumindest geht die Reise in die richtige Richtung. Ohne Strom-Unterstützung würden Touareg, Cayenne und Co locker zwei, drei Liter mehr verbrauchen. Im Vergleich zum Diesel trumpfen die elektrifizierten Benziner mit CO2-Vorteilen auf. Dennoch: Außer für Technik-Gourmets mit Öl-Allergie bleibt der Selbstzünder attraktiver – vor allem, weil er weniger kostet. Der Hybrid-Touareg ist 22.800 Euro teurer als der V6-TDI. Das holt man an der Tankstelle nie wieder rein. Auch macht mich die komplexe Technik skeptisch. Was, wenn mal die Elektronik rumzickt? Und wie beherrschbar und bezahlbar bleibt das Ganze, wenn die Autos in die Jahre kommen?