Freude am noblen Reisen wird in Caravan-Kreisen oft spontan mit einem traditionsreichen Namen in Verbindung gebracht: Tabbert. Legendär sind die beigen Baureihen Comtesse, Baronesse und der in Kleinserie gefertigte Grande Jeunesse. Letzterer schrammte schon vor 15 Jahren an der 70.000-Euro-Schallmauer. Deutlich preiswerter, aber ebenfalls exklusiv ausstaffiert startete 2004 Tabberts volkstümlicher Luxusriese Puccini. Wird dieser Typ seinen berühmten Ahnen als älterer Gebrauchter gerecht? Neben auffälligen Doppelplanken, Alufelgen im Fünfarm-Design und hellen Außenfarben setzte der in Sinntal-Mottgers gefertigte Tandemachser auf eine deutlich modernere Innenraumgestaltung als die barocken Schwestern. Aufwendig verarbeitete Möbel mit Eibe-Echtholzfurnierfronten und hellen Kontrasthölzern an Tisch und Küchenzeile wirken im Hier und Jetzt deutlich freundlicher als der zuvor jahrzehntelang kultivierte Eiche-rustikal-Schocker. Robuste Pushlock-Verschlüsse und teilweise mit Gasdruckfedern bestückte Türen verrichten selbst nach gut zwölf Jahren unauffällig ihren Dienst. Natürlich trägt das Mobiliar nach dieser langen Zeit bei genauem Hinsehen erkennbare Patina, doch der Gesamteindruck bleibt wertig. "La Bohème" ist der vielsagende Name der verbauten hellen Kunstlederpolster, die haptisch Distanz zu ihrem natürlichen Vorbild wahren, dafür aber pflegeleicht sind. Aufpreisfrei gab es verchromte Schaltergarnituren und dimmbare Deckenleuchten, passend zur samtartigen Dachinnenhimmel-Bespannung.

Der Puccini ist uneingeschränkt wintertauglich

Tabbert Puccini 655 MDW 250
Ein großer Tabbert geht nicht ohne Rundecke – viel Licht durch XL-Fenster.
Konstruktiv mag ein Puccini aus den Nullerjahren nicht mehr ganz auf Augenhöhe mit seinen als unverwüstlich geltenden Vorläufern sein – in einigen Fällen schwächelten bereits frühzeitig Heki-Dachfenster und Nähte, was zu unschönen und teuren Wassereinbrüchen führte. Dennoch passte in der Regel die Langzeitqualität – wie auch im Falle des von uns besichtigten Exemplars. Dieses war jahrelang bei einer bekannten Schaustellerfamilie im professionellen Kilometerfresser-Dauereinsatz und gab dank seines luftigen Raumangebots die Dauerrolle als mobiles Apartment. Küchen- und Toilettenwagen im Tross erklären den hervorragenden Zustand von Kochnische und Badabteil im Tabbert. Für ein gewerbliches Dauerläuferprofil qualifiziert den Puccini besonders seine uneingeschränkte Wintertauglichkeit: Die Kombination aus wirksamer Isolierung und Truma-Heizung trotzt auch fiesesten Minusgraden, weitere Pluspunkte sind das Tabbert-Thermodach und der dämmend ausgelegte Fahrzeugboden.

Caravan-Einsteiger sind hier fehl am Platz

Tabbert Puccini 655 MDW 250
Extralang: Gut achteinhalb Meter Caravan, knapp fünf Meter Kombi davor.
Neubesteller durften sich einst aufpreisfrei zwischen 2,30 und 2,50 Meter Außenbreite entscheiden. Die Breitbauvariante bietet einerseits ein tolles Raumgefühl und riesenhafte Bettenlandschaften, ist andererseits ob ihrer Stirnfläche im Alltag ein ziemliches Kaliber, das den Verbrauch in die Höhe treibt und selbst potenten Zugfahrzeugen wie unserer Mercedes E-Klasse einiges abverlangt: Durch den langen Hebel setzen sich während der Fahrt Caravan-Bewegungen abgemildert bis ins Cockpit fort, obwohl der leer bereits über 1600 Kilogramm schwere Tandemachser eigentlich manierlich auf der Straße liegt. Keine Frage, dieses Modell ist definitiv nichts für Caravan-Einsteiger, sondern spricht ausschließlich erfahrene Gespannfahrer mit einem geeigneten schweren Zugfahrzeug an. Was bei unserem Gebrauchten fehlte, war ein Mover: Ohne ihn ist zentimetergenaues Rangieren auf Campingplätzen eine Qual. Dass sich diese Investition selbst jetzt noch lohnen kann, legt die Prognose des Verkäufers der Caravan-Welt Nord in Bönningstedt bei Hamburg nahe: "Der schafft locker noch mal 10 Jahre auf der Straße und macht dann weitere 10 bis 20 Jahre ein Rentnerpaar als Dauercamper glücklich." Ein Dauerläufer eben.
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Fazit von Lars Jakumeit: Der Name Tabbert hält, was er verspricht: Selbst ein betagter Puccini ist ein guter Kauf, wenn die Vorgeschichte passt und es keine versteckten Wasserschäden gibt. Mehr Luxus geht kaum. Urteil: vier von fünf Punkten.