Deutschland reißt seine Klimaschutzziele, also muss Tempo 130 auf Autobahnen her, klar. Ausgerechnet die Autofahrer sollen mit dieser Forderung helfen, den CO2-Ausstoß zu verringern. Dabei bringt das zu wenig, die Wirkung eines generellen Tempolimits auf Autobahnen ist höchst umstritten. Selbst Tempo 120 brächte gerade mal magere zwei Prozent Spritersparnis, hat das Umweltbundesamt errechnet, leider sind nur Zahlen von 1999 verfügbar. Und damals verbrauchten die Autos im Schnitt noch mehr als heute. Wichtiger aber: Knapp 85 Prozent der schädlichen Emissionen stammen aus der Energie- und Wärmeerzeugung. Warum gehen wir das Thema CO2 nicht bei den größten Verursachern an? Was ist mit Kohleverstromung und schmutzigen Ölheizungen? Mit dem Verlagern des Güterverkehrs auf die Bahn, mit der Elektrifizierung der letzten Bahnstrecken, auf denen rußende Dieselloks aus den 60ern und 70ern die Umwelt verpesten?

Führt die Diskussion mit Fakten!

Tempo 130 schadet uns
Auf knapp zwei Dritteln der Autobahnstrecken gilt zurzeit kein Tempolimit.
Auch wenn ich als passionierter Autofahrer Verständnis habe, wenn Rennsport-Legenden wie Walter Röhrl und Hans-Joachim Stuck ein Tempolimit emotional ablehnen: Ideologisch zu argumentieren bringt den Klimaschutz nicht weiter. Ein Tempolimit zu diskutieren ist okay, doch am Ende steht immer die Abwägung, ob es was bringt. Ich plädiere dafür: Gehen wir das Thema logisch an und reduzieren zuerst die größten CO2-Quellen. Forcieren wir den Einsatz regenerativer Kraftstoffe! Kaufen wir Autos, die weniger verbrauchen. Bestellen wir bei Lieferdiensten, deren Transporter mit Öko-Strom fahren. Und ja, fahren wir mehr Rad. Nicht zuletzt: Vergessen wir nicht die Strahlkraft, die von der Idee einer Autobahn ohne Limit ausgeht, für unser Land, für unsere Wirtschaft. Wollen wir unseren Ruf als Land der schnellen Autos wirklich gefährden? Sind wir bereit, die Autoindustrie, einen unserer wichtigsten Wirtschaftszweige, zu schwächen? Wollen wir den Ideologen folgen, anstatt im Ingenieursland Deutschland auf die Logik der Zahlen zu vertrauen? Wollen wir uns selbst zerstören? Nein, das wollen wir nicht, und das sollten wir auch nicht, finde ich. Wenn die größten CO2-Quellen reduziert sind, reden wir gerne über weitere, begrenzte Tempolimits auf Autobahnen. Über ein generelles bitte nicht.