Mal ehrlich: Schönheitsköniginnen sehen anders aus als diese Klappdach-Kisten, oder? Einspruch, rufen die Stylisten: Die Form folgt der Funktion! Wo feste Blechdächer im Heck verschwinden sollen und trotzdem noch Platz fürs Wochenendausfluggepäck bleiben muss, da kommen eben solche Pummel- Popos heraus, die so gar nicht zum Reinkneifen reizen. Zum Reinsetzen schon eher. Denn sobald das Blechdach elektrisch-summend im Hinterteil verschwunden ist, ist die Cabrio-Welt wieder in Ordnung. Dann können sich zwei Personen den Wind um die Ohren wehen lassen, dann sehen die Wägelchen wesentlich schicker aus. Peugeot und Mitsubishi geben dazu mächtig an, behaupten, sie seien Viersitzer. Ein Märchen. Schneewittchen könnte hinter sich vielleicht zwei Zwerge verstauen, ein leidlich erwachsener Mensch passt – wenn überhaupt – nur quer hinein.
Der 207 CC ist der Jüngste in diesem Trio, er steht erst seit dem 10. März bei den Händlern. Seinem Vorgänger gebührt der Ruf, Trendsetter dieser Blechdach-Cabrioklasse gewesen zu sein. Über 90.000 206 CC wurden bei uns seit 2001 verkauft. Ob der Nachfolger ebenfalls in der eingeschlagenen Erfolgsspur bleibt? Immerhin, mit 4,04 Meter ist der 207 CC der Längste in diesem Vergleich, gegenüber seinem Vorgänger hat er sich um stattliche 20 Zentimeter gestreckt. Einen Hauch von Luxus verbreitet seine automatische Dachverriegelung. Einfach den Schalter auf der Mittelkonsole ziehen – nach rund 26 Sekunden ist der Himmel sichtbar. Oder den Schalter drücken, dann kann nach 29 Sekunden der Sturzregen kommen.

Alle drei Kandidaten gieren nach Kurven

Die 125 PS des Tigra TwinTop machen Lust auf Serpentinen.
Bei $(LA53882:Mitsubishi Colt CZC)$ (auf und zu je 28 Sekunden) und Opel Tigra TwinTop (19/21 Sekunden) müssen vorn am Dach zwei Hebel per Hand gelöst oder geschlossen werden. Aber das geht kinderleicht, ist nur ein kleiner Minuspunkt. Okay, eine automatische Entriegelung wird bei Colt und Tigra nicht wirklich vermisst. Dafür aber bei allen Dreien Regenrinnen und Haltegriffe am Dach, die wurden vermutlich dem Faltplatz geopfert. Bei jedem Fensteröffnen wird daran erinnert, weil Wasser plötzlich auf die Hose tropft und in schnellen Kurven Beifahrer nicht wissen, wo sie sich festhalten können. Denn kurvengierig sind diese Rennsemmeln. 109 bis 125 PS zerren an den Vorderrädern, machen Lust auf Serpentinen. Peugeot und Opel sind am agilsten, dem Mitsubishi macht die etwas träge Lenkung zu schaffen.
Auch sein 1,5-Liter-Motor wirkt anfangs etwas müde. Wenn er aber bei 4000 Umdrehungen sein höchstes Drehmoment erreicht, dann schaltet er akustisch auf Sportler um. Dann lässt sein Sound schon mal die ganze Umweltdiskussion vergessen. Sein Temperament parkt also zwischen Opel und Peugeot. Der 1,8-Liter-Tigra-Motor gefällt insgesamt besser, wird aber vom 1,6-Liter im Peugeot noch übertroffen. Der läuft so vibrationsarm, dass er im Leerlauf kaum zu hören ist, auch beim Gasgeben bleibt der 207 innen leise. Die Offenfahr-Geräusche haben unsere Techniker nicht gemessen. Verständlich. Die Harten lassen sich vom Wind die Haare ondulieren, die Weichen schwören auf Windschotts (ab 260 Euro, bei Mitsubishi nur im Zubehör). Der Gipfel des Luxus ist, sich im Hochsommer Oberkörper und Arme zusätzlich noch von der Klimaanlage (Aufpreis, im Colt ab "Invite"- Serie) kühlen zu lassen, während der Kopf sanft in der Sonne verbrennt.
Da kann er dann über kleine Fehler vielleicht eher hinwegsehen. So reflektiert bei Gegenlicht die Armaturenverkleidung des Peugeot lästig in der Frontscheibe, erzeugt optisch eine Nebelwand. Das Handschuhfach des Mitsubishi ist nicht abschließbar, seine Radio-Fernbedienung steckt da, wo andere Schaltpaddel haben: hinter den Lenkradspeichen. Wer im Zweisitzer Opel die Rückenlehnen vorklappen will, um dahinter Kleinkram zu deponieren, der findet die Riegel dazu jeweils oben auf der Innenseite. Auch verwundert es, dass Opel als einer der Erfinder des Komfortblinkers (nur Antippen damit es dreimal blinkt), diesen im Tigra nicht anbietet und die Innenleuchte durch Druck auf den Lichtschalter angeht – darauf muss erst mal einer kommen.

Beim Fahrkomfort herrscht weitgehend Einigkeit

Die Wahl fällt schwer: Spaß machen alle drei.
Genug gemeckert. Spaß macht bei allen Dreien das Gefühl, dank Blechdach auch den ärgsten Winter nicht mehr fürchten zu müssen. Nichts zieht oder klappert, kaum etwas rauscht. Auch nächtliche Messerstecher müssen sich andere Opfer suchen. Beim Fahrkomfort herrscht weitgehend Einigkeit. Kurze Wellen quittieren die Drei allesamt spürbar hart, aber nicht unangenehm. Auch wenn sie kleiner wirken, mit Radständen um die 2,50 Meter (Golf 2,58) laufen sie ordentlich geradeaus. Der Mitsubishi sollte ESP auch in der Basisversion haben (Opel und Peugeot Serie), es wird beim Gaslupfen in schnellen Kurven gebraucht, denn dann kommt er gern mit dem Heck herum.
Solch einen Fahrstil bestraft die Tankanzeige. Wer aber normal unterwegs ist, der kommt mit rund acht Liter Super aus. Ärgerlicher ist dagegen eher der Basispreis des Tigra – wobei die Händler sicher mit sich handeln lassen. Der Mitsubishi lockt mit guten Garantien, Pluspunkte sammelt der Peugeot dank niedriger Wartungskosten. Und weil er auch noch die beste Sicherheitsausstattung bietet (Knie-Airbag und pyrotechnische Überrollbügel), fährt er zu recht ganz nach vorn. Ergebnis: Sieg in allen drei Wertungskapiteln. Womit der Superstar in diesem Vergleich gefunden ist. Und das ist doch fast so gut wie der Titel einer Schönheitskönigin.

Fazit

Je länger ich mich mit diesen Zwergen befasse, desto mehr mag ich sie. Kein Gerödel mit sperrigen Dachbezügen, keine nervige Windsbraut bei schneller Fahrt, volle Wintertauglichkeit, Platz für zwei und mehr als nur Verliebtengepäck. Die Qual der Wahl? Schauen Sie auf die Punkteränge. Ich bin befangen, nähme jeden.