Preise, Ausstattungen und technische Daten

Fakt ist: Diese Zwitter sind nicht nur bei den allradsüchtigen Amerikanern beliebt, sondern auch bei uns in Deutschland. Und das schon seit zehn Jahren. Das erste Auto dieses Konzepts, der AMC Eagle, kam zwar schon viel früher, im Jahr 1979, er war aber ein Verkaufsflop. Salonfähig machte das Konzept der höhergelegten Allradkombis Subaru im Jahr 1997 mit dem Legacy Outback. Doch den Japaner gibt es bis heute noch nicht mit einem Dieselmotor, weshalb er hierzulande im vergangenen Jahr auf nur 1000 verkaufte Exemplare kam. Deutlich erfolgreicher waren da die späteren Einsteiger Volvo (1998) und Audi (2000). Dank Dieselalternative kamen letztes Jahr 2374 XC70 und 3506 Allroad neu auf deutsche Straßen.

Erfreuliches Paket: Der 2.7 TDI passt ausgezeichnet zum Audi allroad.
Erfreuliches Paket: Der 2.7 TDI passt ausgezeichnet zum Audi allroad.
Beide beharken sich mittlerweile in der zweiten Generation, die von Audi erst letztes Jahr eingeführt wurde, während die Schweden im kommenden Spätsommer bereits die dritte Generation des XC70 an den Start schicken. Wer also mit dem aktuellen Modell liebäugelt, sollte nicht zu lange warten. Die zum Vergleich angetretenen Dieselversionen finden zumindest hier in Deutschland wesentlich mehr Zuspruch als die trinkfesteren Benziner, die es alternativ gibt. Beim Audi ist dabei der tägliche Umgang mit dem 2.7 TDI rundum erfreulich. Das von Audi selbst konstruierte Sechszylinder-Triebwerk in platzsparender V-Konfiguration arbeitet recht gesittet und zeigt die typische Anfahrschwäche moderner Turbodiesel in immerhin reduziertem Maß. Die hier serienmäßige Automatik passt hervorragend zum Motor, weil sie meist dessen Durchzugskraft zum Beschleunigen nutzt, anstatt durch hektisches Herunterschalten Drehzahlreserven und Tankinhalt zu strapazieren.

Zusammen mit dem straffen, aber dennoch ausreichend komfortablen Fahrwerk, den ebenso gearteten Sitzen und dem großzügigen Raumangebot bietet der Allroad exzellente Reisequalitäten. Auf die erhabene Sitzhöhe eines echten SUV muss die Besatzung allerdings verzichten. Speziell beim Audi, denn der erhebt sich per höhenverstellbarer Luftfederung nur im tempolimitierten Offroad-Modus über das Niveau eines herkömmlichen A6 Avant. Sonst kauert er ähnlich tief über dem Asphalt. Die Vorteile: Rabiate Kurvenfahrten steckt der Allroad lässig weg. Und er erreicht durch die Tieferlegung zusätzliches Tempo auf der Autobahn oder wahlweise verringerten Dieselverbrauch.

Hochbeinig: Die Bodenfreiheit des Volvo kostet Tempo und Sprit.
Hochbeinig: Die Bodenfreiheit des Volvo kostet Tempo und Sprit.
Auf den Volvo-Sitzen reist man immerhin zehn Zentimeter höher und deshalb mit etwas mehr Überblick über das Verkehrsgeschehen. Denn der herkömmlich stahlgefederte Volvo stakst stets mit ordentlich Bodenfreiheit durch die Lande. Auch auf der Autobahn, worunter Verbrauch und Tempo leiden. Der Beweis: Trotz seiner etwas höheren Motorleistung wird der Volvo auf der Autobahn vom Audi recht locker überholt. Dies allein macht aus dem beliebten Schweden allerdings noch lange keinen Verlierer. Aber leider kosten ihn zahlreiche kleine und größere Schwächen in sehr vielen Kriterien zu viele Punkte, um in der Endwertung vorne zu liegen.

Fazit, Bewertung und Ihre Meinung

Dass er auf kurzen Unebenheiten einen Hauch steifbeiniger abrollt als der Audi, sollte nur Komfortfetischisten stören. Auch mit dem trotz niedrigerem Gewicht weniger handlichen Fahreindruck und der stärkeren Untersteuerneigung können sich Volvo-Fans sicher anfreunden. Bei anderen Kriterien wird der XC70 D5 dagegen regelrecht deklassiert. Dazu zählt vor allem die mäßige Bremsleistung mit über 42 Meter Bremsweg aus Tempo 100, fünf Meter mehr als der Audi benötigt. Kein Lob gibt es auch für die mit effektiven 385 Kilogramm dürftige Zuladung und die mit 1800 Kilogramm für ein Auto dieser Größenordnung nicht gerade üppige Anhängelast. Der Audi trägt 145 Kilogramm mehr und darf bis zu 300 Kilogramm schwerere Anhänger schleppen.

Der Fünfzylinder im Volvo arbeitet lauter als der Audi-Diesel.
Der Fünfzylinder im Volvo arbeitet lauter als der Audi-Diesel.
Ordentlich Punkte kostet den Volvo auch sein Fünfzylinder-Turbodieselmotor. Der bringt zwar auf dem Papier sogar mehr Drehmoment als der rund 300 Kubikzentimeter größere Audi-V6-Turbodiesel, hat aber die wesentlich schlechteren Manieren. Der Volvo-Fünfzylinder produziert vor allem im häufig genutzten Drehzahlbereich zwischen 2500 und 3000 Touren spürbare Vibrationen und ist bei jedem Tempo einfach messbar lauter als der Konkurrent aus Deutschland. Der Volvo-Diesel fällt zudem nach dem Gasgeben beim Anfahren in ein tieferes Turboloch, benötigt mehr Zeit und Drehzahl, um für angemessenen Vortrieb zu sorgen. In der Zwischenzeit ist der Audi Allroad trotz 150 Kilogramm Mehrgewicht längst losgesprintet. Das technisch einfachere Allradsystem des Volvo reicht dagegen auch im winterlichen Alltag, weil es zuverlässig für sicheres Fortkommen sorgt. Das stets etwas verzögerte Ansprechen des zusätzlichen Hinterradantriebs wirkt sich in der Praxis nur beim Befreiungsversuch im Tiefschnee oder schlammigen Gelände negativ aus.

Klarer Sieger: Der Audi allroad kann fast alles besser als der Volvo XC70.
Klarer Sieger: Der Audi allroad kann fast alles besser als der Volvo XC70.
Ein Problem, das der mit Torsen-Differenzial antretende Audi nicht hat, denn er teilt stets beiden Achsen von vornherein Kraft zu, während der Volvo lediglich die Vorderräder direkt antreibt, die Hinterräder dagegen nur fallweise über eine automatisch agierende Kupplung. Mal ganz deutlich gesagt: Der wesentlich jüngere Audi Allroad 2.7 TDI kann fast alles besser als der Volvo XC90 2.4 D5. Für den Schweden sprechen unter dem Strich nur Kostenvorteile. Die ausstattungsbereinigt rund 6500 Euro Preisdifferenz können für manch einen ein schlagkräftiges Argument sein. Dazu bietet der Volvo leichte Kostenvorteile in Sachen Unterhalt: Bei Kfz-Steuer, Versicherung und Verbrauch kommt er übers Jahr durchschnittlich etwa 500 Euro günstiger.Die Nachteile des Volvo XC70 beruhen aber nicht auf dem Spagat des Zwitterkonzepts, sondern sind bedingt durch seine Basis, den V70 D5 Kombi, der seine besten Tage mittlerweile hinter sich hat.

Fazit von AUTO BILD ALLRAD-Redakteur Martin Braun:

Was spricht für diese Zwitter zwischen SUV und Pkw? Vor allem der niedrigere Verbrauch gegenüber einem höheren SUV. Wer auf die Geländewagen-Optik und die Sitzhöhe eines SUV verzichten kann und will, aber Bodenfreiheit braucht, fährt mit Allroad und XC70 gut. Der Audi gewinnt dabei diesen Vergleich mit großem Vorsprung, obwohl er teurer ist. Dem sympathischen Volvo merkt man vor allem bei Motorkomfort und Bremsleistung an, dass er kurz vor der Ablösung steht.

Von

Martin Braun