Diese Frage sorgt nicht nur am Stammtisch für hitzige Diskussionen. AUTO BILD wollte es genau wissen und schickte neun Paare in die Arena. Die Begegnungen des ersten Spieltags: Audi A4 gegen BMW 3er und A3 gegen 1er.
Ihren Stammsitz haben beide in Oberbayern, beide gehören zum automobilen Oberhaus, und beide betonen gern ihr sportliches Potenzial. Doch allen Gemeinsamkeiten zum Trotz fallen die Unterschiede zwischen Audi und BMW immer noch groß aus. Der Streit um den Titel "sportlichste Marke" wird mit Leidenschaft und Engagement geführt.
"Vorsprung durch Technik" oder "Freude am Fahren" – zwischen diesen Werbebotschaften spielt sich der Wettkampf in der Theorie ab. Praktisch wird er auf der Straße ausgetragen. An den Start bitten wir die Werksmannschaften von Audi und BMW – und zwar von der Alltags-Paarung A3 gegen 1er bis hin zum Prestige-Duell S6 gegen M5. Gesucht wird in jedem einzelnen Fall der Spieler mit mehr Sportgeist, um am Ende das sportlichere Team als Gesamtsieger zu feiern.
Die Sportlichkeit definiert sich dabei natürlich nicht über ein knüppelhartes Fahrwerk oder möglichst große PS-Zahlen. Als Vorzeige-Sportler fährt hier nur vom Platz, wer insgesamt die beste Spielanlage zeigt. Im Klartext: Gefragt sind Sportler mit gesunder Härte, keine Knochenbrecher. Echte Leistungssportler, die ihre Kraft unter Kontrolle haben. Athletische Körper, die frei von Peinlichkeit bleiben. Wer diese Anforderungen erfüllt, fährt am Ende als Sieger vom Platz. Straße frei für das sportlichste Duell des Jahres.
Sie müssen jetzt tapfer sein. Natürlich träumen wir alle von RS4 und M3. Die Realität sieht für die meisten von uns allerdings anders aus. Da parken vorm Reihenhäuschen dann eher A4 2.0 TDI oder 320d. Ist ja auch nicht wirklich eine Strafe, oder? Im Gegenteil. Denn bevor wir gelangweilt abwinken, sollten wir uns die Diesel-Limousinen genauer anschauen.
Beim BMW steckt unter der Haube der sahnige Zweiliter-Diesel mit 163 PS. Fröhlich schnurrend tritt er zum Dienst an und überzeugt mit Stärke in allen Drehzahllagen. Der drehfreudige Common-Rail-Motor schiebt den 320d in 8,3 Sekunden auf Tempo 100, das sehr beachtliche Drehmoment von 340 Newtonmetern lässt uns beim Überholen entspannt davonziehen. Nur der Brummel-Sound will so gar keine sportlichen Assoziationen wecken. Doch im Vergleich klingt der Pumpe-Düse-TDI im A4 noch unerotischer, vor allem lauter.
Ansonsten hält er mit seinen 170 PS wunderbar dagegen, bleibt dem BMW dicht auf den Fersen und verwöhnt mit 350 Nm Drehmoment. Als Manko erweist sich allenfalls die recht ungestüme, aber nicht sehr dauerhafte Kraftentfaltung. Das kann der 320d deutlich harmonischer. Auch auf der Piste ohne elektronische Fahrhilfen zeigt der BMW dem Audi die roten Rücklichter. Beim frontgetriebenen A4 verpufft ein Großteil der Diesel-Dynamik im sturen Untersteuern. Der 3er mit Hinterradantrieb nutzt den Schub von hinten dagegen als Lenkhilfe, bleibt an der Vorderachse spurstabiler und lässt den Hintern unterstützend nach außen hängen. Wobei der Heckeinsatz gut parierbar ausfällt. Erst bei Nässe erweist sich das Übersteuern als Nachteil, dann erfordert das Einfangen des Hecks eine gewisse Routine. Ansonsten könnten beide Kandidaten noch ein wenig Nachhilfe in Sachen sportiver Erscheinung vertragen. Innen geht es zwar aufgeräumt, aber auch ziemlich brav zu. Lenkung und Schaltung reagieren exakt, aber nicht messerscharf. Was die Entwickler anscheinend mit einer spürbar zu straffen Feder-Dämpfer-Abstimmung zu kompensieren versuchen. Sowohl Audi als auch BMW sprechen auf Querfugen recht steif an.
Fazit der AUTO BILD-Testredaktion
Auch wenn beide Mittelklässler nur das Prädikat "bedingt sportlich" verdienen, hinterlässt der 3er insgesamt den dynamischeren Eindruck. Der BMW setzt sich dank Heckantriebs und feinen Motors auf der Rennstrecke deutlich besser in Szene.
Im Breitensport beider Marken stehen sich der 116i mit 115 PS und der gleich starke A3 Sportback 1.6 FSI gegenüber. Der Preisunterschied ist dabei gering, die Ausstattung – zumindest aus sportlicher Sicht – bei beiden ähnlich dünn. Bei der Antriebsfrage könnten die Unterschiede dagegen kaum deutlicher sein. Der Hinterradantrieb des 1ers steht gegen vorn angetriebene Räder beim A3. Aber trotz konzeptionell unterschiedlicher Welten resultieren daraus im dynamischen Fahrbetrieb nur überraschend geringe Differenzen. Selbst der Traktionsvorteil des BMW beim Sprint von null auf 100 ergibt nur minimal bessere Werte. Insgesamt ist dagegen der A3 sowohl auf nasser Straße als auch auf trockenem Testparcours flinker. Subjektiv liegen die beiden Kompakten dichter zusammen, als man glaubt. Dem Audi mit feinfühligerer Lenkung setzt BMW eine direktere Auslegung entgegen. Das zackige, aber brave Einlenkverhalten des BMW kann der A3 Sportback 1.6 FSI mit weniger Untersteuern in engen Kehren kompensieren. Für beide gilt: Eine leichte Tendenz zum Eindrehen beim Lastwechsel sorgt für ein agiles Fahrgefühl, ohne dabei unbeherrschbar zu wirken. Letztendlich bieten beide Autos erstaunlich viel Fahrspaß – trotz sparsamer Motorisierung. Eher leidenschaftslos präsentieren sich die Kompakten im Innenraum. Allenfalls der arg optimistische Tacho des Audi (Anzeige 260, tatsächlich 196 km/h Höchstgeschwindigkeit) versprüht einen Tick mehr Sportgeist.
Fazit der AUTO BILD-Testredaktion
Auch die Basis macht Spaß. Bei BMW etwas mehr. Obwohl er langsamer auf der Rundstrecke ist. Seine Motor-Getriebe-Kombination beschert ihm den Sieg.