Test Audi S5/BMW 335i Coupé/Mercedes CLK 500
Rotes Tuch

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Es gab lange kein Sportcoupé aus Ingolstadt. Das hat nun ein Ende: Mit potentem V8 und quattro-Antrieb wird der Audi S5 zum roten Tuch für BMW 335i Coupé und Mercedes CLK 500.
Passender könnte der farbliche Auftritt des Audi S5 in diesem Vergleichstest nicht sein. Sticht doch das brillantrote Coupé aus der gewohnt dezenten Arroganz der luxuriösen Coupé-Armada heraus. Doch gilt dies auch für die gebotene Performance des neuen Ingolstädter Coupés? Gewonnen hat das mit Benzin-Direkteinspritzung bestückte 4,2-Liter-Aggregat schon im Vergleich zur vorigen Generation. Der tief bollernde V8 zieht weitaus besser aus dem Drehzahlkeller als die Achtzylinder aus S4 und RS4. Bei 3500 Umdrehungen reißt das hungrige Triebwerk mit 440 Newtonmeter Drehmoment an beiden Achsen – dem quattro-Antrieb sei Dank. So liegt der Ingolstädter in schnell gefahrenen Kurven, egal ob Landstraße oder Autobahn, geschmeidig auf dem Asphalt. Und die Kontrahenten? Gerade das BMW-Coupé zeigt sich nervös und bittet beim Durchpfeilen schneller Autobahnkurven um kundige Hand. Kommen kurze Wellen hinzu, wird der 335i bockig und quittiert diese mit kleinen Versetzern. Um fest zupacken zu können, haben die BMW-Ingenieure wohlweislich einen fast schon zu dicken Lenkradkranz implantiert. Runflat-Reifen mit ihren steifen Flanken und das sehr straffe Fahrwerk informieren die Insassen ausführlicher als nötig über die Fahrbahnbeschaffenheit.
Eleganz liegt dem Mercedes CLK deutlich mehr als der Grenzbereich

Der Reihensechser des BMW hält gut mit der V8-Konkurrenz mit

Anders sieht es bei der redaktionellen Soundwertung aus, hier zieht der BMW klar den Kürzeren gegen die fulminante Geräuschkulisse der Achtzylinder. Der sich über den Mitteltunnel ausbreitende, dumpf pochende Sound des Audi-V8 holt einen knappen Punktsieg, denn der Stuttgarter-V8 steht ihm kaum nach. Nur dringt dieser nicht so dominant in den Innenraum vor. Rauscht der CLK hingegen an Außenstehenden vorbei, wird er zum opulenten Ohrenschmaus. In der Designsprache der Heckansichten sind sich Audi und BMW zum Verwechseln ähnlich. Nur glänzt der S5 mit Vier- statt Zweirohr-Auspuffanlage (335i). Von vorn betrachtet, liegen die Dinge anders: Hier dominiert der Single-Frame-Grill des Audi über die M-Sportpaket-Frontschürze mit großem Ansaugschlund. Insgesamt etwas altbacken wirkt der seit 2002 angebotene CLK – schon im Stand wirkt er weniger dynamisch als die bayerischen Konkurrenten. Auch im Innenraum wirken die Bajuwaren frischer: Das Viele-Tasten-System ist im Audi dem MMIRegler gewichen, übrig gebliebene Tasten sitzen am rechten Fleck. Mit noch weniger Schaltern kommt nur BMWs i-Drive aus. Überhaupt stimmen im Audi Qualitätseindruck und die edel verarbeiteten Materialien. Das bequeme, serienmäßige Audi-Sportgestühl bietet gute Abstützung an Sitzfläche und -lehne und lädt gern zur sportlichen Rennstreckeneinlage. Nett akzentuiert ist das Interieur mit Metallintarsien, nur die bei der Konkurrenz so coupétypische Gurtanreiche fehlt hier.
Am Ende überzeugt der Audi auf ganzer Linie

Für den BMW sind gut 10.000 Euro weniger anzulegen als für den Audi, zum Mercedes beträgt die Differrenz sogar mehr als 17.000 Euro. Bis auf den V8-Aufschlag und die Automatik gibt's kaum nennenswerte Unterschiede bei Ausstattung und Verarbeitung. S5 und 335i sind sogar mit Bi-Xenon-Licht ausgerüstet. Dafür berechnen die Stuttgarter beim CLK mit adaptivem Kurvenlicht einen satten Aufpreis (1630 Euro). Auch bei den Sportpaketen gibt es große Unterschiede: Das M-Paket des BMW kostet 2750 Euro, das Sportpaket AMG, mit dem der CLK vorfuhr, satte 5117 Euro. Der S5 ist in den Augen seiner Macher sportlich genug, ein Extra-Paket wird gar nicht erst angeboten. Audi hat mit seiner neuen Coupé- Generation ganze Arbeit geleistet. Der S5 wird so tatsächlich zum roten Tuch für die etablierte Konkurrenz, wird ihnen auf lange Sicht Kunden wegschnappen. Und das nicht nur in Brillant-Rot.
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