Es gibt Momente, in denen es egal ist, ob ein Auto 50 PS hat oder 250, ob es schön ist oder schrecklich aussieht, ob es sechs Liter verbraucht oder 16. In diesen Augenblicken steigt man ein und wünscht sich nur eines: dass es – bibber, bibber – in der Kiste bitte, bitte ganz schnell warm wird. Wenn es draußen noch finster ist, die Nachbarn noch schlafen und man zur Frühschicht muss. Wenn es minus vier Grad kalt ist und die sich bei nur etwas Wind gleich anfühlen wie minus zwölf. Wenn der Frost einen am Kragen packt, die Kehle zuschnürt, mitten ins Gesicht schlägt. Dann pfeift man auf Prestige und Power, dann soll das Auto plötzlich nur noch ein wohlig warmer rollender Raum sein. Und zwar möglichst schnell.

Hier geht es zum AUTO BILD-Sitzheizungstest

Mercedes 190
Mercedes 190: Der weiße 190er kochte im Test viele moderne Autos ab.
Aber, was heißt schnell? Das haben wir auf dem ADAC-Fahrsicherheitszentrum Lüneburg getestet. Drei Stunden vor Sonnenaufgang. In einem Halbkreis stehen elf Autos wie im Winterschlaf. Die Scheiben zugefroren, Eisblumen auf dem Lack. Beim Öffnen der Fahrertür ein lautes Knacken. Beim Einsteigen nervt der lange Wintermantel, beim Anschnallen stört die dicke Daunenjacke. An einem solchen klirrend kalten Tag wollen wir klären, welches Auto der beste Heizer ist. Groß oder klein? Diesel oder Benziner? Van oder Kleinwagen? Dafür simulieren wir eine durchschnittliche Fahrt zur Arbeit. Die Modelle hier sind automobile Tiefkühlkost – ohne Standheizung, ohne beheiztes Lenkrad oder ähnlichen Luxus für Warmduscher. Auch auf wärmende Winterkatalogware wie ein Heizkissen für 9,99 Euro oder eine Kfz-Heizdecke (24,90 Euro) für den Zigarettenanzünder haben wir verzichtet.

33 Antworten auf Fragen rund um den Gefrierpunkt finden Sie hier

Skoda Roomster 1.9 TDI
Skoda Roomster 1.9 TDI: Dieses Auto muss man heiß und innig lieben, sonst ist die Beziehung eher frostig.
Wir stellen uns der Eiseskälte, die nicht ungewöhnlich ist für einen Wintermorgen in Deutschland. Der Deutsche Wetterdienst hat ermittelt, dass es im vergangenen kalten Winter 2006 im gesamten Bundesgebiet durchschnittlich 90 Frosttage gab, an denen die Temperatur mindestens einmal unter null fiel. Jeder vierte Tag des Jahres war demnach frostig kalt. Und an 24 Tagen sprachen die Meteorologen von Eistagen, an denen es ständig Minusgrade gab. Im Alpenurlaubsort Oberstorf waren es sogar 136 Frost- und 43 Eistage. Also dann: Scheiben freikratzen und Motoren an. Auf der Suche nach den automobilen Frostbeulen und jenen Modellen, mit denen man schnell warm wird. Am Ende des Tests zeigen sich erstaunliche Unterschiede – und so manche heiße Überraschung. Sehen Sie nun die Ergebnisse in unserer Bildergalerie oben.

So hat AUTO BILD getestet

In jedem Auto wurden vier Temperaturmessungen vorgenommen: Im Fußraum vorn und hinten sowie im Kopfbereich vorn und hinten. In den ersten fünf Minuten nach Fahrtbeginn wurde die Heizung voll auf die Frontscheibe gerichtet, danach die Lüftung so eingestellt, dass die Luft zur Scheibe und in den Fußraum strömte. Bei Autos mit Klimaautomatik haben wir nach fünf Minuten auf "Automatik" umgestellt. Messung der Temperaturwerte nach fünf, zehn und 15 Minuten. Die Fahrtstrecke betrug 9,5 Kilometer, die Geschwindigkeit durchschnittlich 36 km/h.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Hauke Schreiber

Frieren ist schlimmer als Hungern. Deshalb lässt mich ein Auto, das nicht schnell warm wird, kalt. Richtig schlimm wird es allerdings, wenn ein an sich gut gemachtes Familienauto wie der Skoda Roomster im Winter zu einem rollenden Kühlschrank wird. Das will ich mir nicht antun, vor allem aber nicht meiner schnell bibbernden Frau und meinem kleinen Sohn. Da wird eine gut funktionierende Heizanlage plötzlich zu einem echten Kaufkriterium. Dass es sehr wohl auch anders geht, hat im Test der Ford S-Max bewiesen. Bei dem wird mir ganz warm ums Herz – und sogar um die Füße.

Von

Manfred Klangwald