BMW hat einfach nur Glück gehabt. Oder doch den besseren Weitblick? Die Bayern starten jedenfalls genau in dem Moment, in dem die CO2-Diskussion ihren Höhepunkt erreicht, ein breit angelegtes Programm zur Verbrauchssenkung. Zuerst kommen 1er und 5er in den Genuss neuer Motoren und kraftstoffsparender Technik, im Herbst dann auch der 3er. Das ist nicht nur politisch korrekt, es soll auch noch Spaß machen. Denn die Motoren wurden nicht nur sparsamer, sondern auch stärker.

Der Reihensechser im BMW ist geschmeidig – wie der V6 im Benz

Spontan, bissig, fabelhaft: der Reihensechser im BMW 530i.
So, wie beim 530i. Der Dreiliter leistet jetzt 14 PS mehr als der Vorgänger, arbeitet mit einer Benzin-Direkteinspritzung der zweiten Generation. Ergebnis sind 272 PS bei 6700 Touren und ein maximales Drehmoment von 320 Nm bei 2750/min. Der Verbrauch im EU-Zyklus sank von 9,3 auf 7,5 Liter. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht noch schöner aus. Der Reihen-Sechszylinder ist fabelhaft von Anfang bis Ende. Er läuft unübertroffen geschmeidig, summt sonor und grollt höchstens beim Ausdrehen mal etwas energischer. Kultivierter geht es nicht. Dabei hängt er giftig am Gas, dreht spontan und bissig bis in den Begrenzer, stets auf dem Sprung. Entsprechend heftig stürmt der 530i voran. Einen Anteil an den hervorragenden Fahrleistungen hat auch die ZF-Sechsstufen-Automatik mit besonders schneller Wandlerkupplung, die erstaunlich zügig reagiert.

Schiebt so gewaltig wie der BMW: der Mercedes-Benz E 350.
Doch jetzt kommt es: Der Mercedes E 350 schiebt genauso gewaltig an wie der 530i. Und damit heftiger, als man es der eher gediegen-zurückhaltend auftretenden E-Klasse auf den ersten Blick zutraut. Auch dieser 3,5-Liter-V6 ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. Er leistet 272 PS bei 6000 Touren und haut 350 Nm bei 2400 Touren auf die Kurbelwelle. Als Verbrauch verspricht Mercedes 10,2 Liter. Okay, der V6 läuft kerniger und rauher als der Reihensechser im BMW, und er dreht auch viel verhaltener. Der 5er erstürmt ganz andere Drehzahlhöhen. Aber auch der Mercedes-Motor läuft bemerkenswert leise und macht vor allem bei niedrigen Drehzahlen jede Menge Druck. Die sanft schaltende Mercedes-Automatik hat eine Stufe mehr als die im BMW zu sortieren, das ist gut fürs Drehzahlniveau und den Verbrauch. Andererseits schaltet der Automat beim Beschleunigen aber auch mal zwei Stufen runter – und das dauert dann etwas.

Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Verbrauch

Dynamisch und relativ sparsam: Der 530i verbraucht im Schnitt 9,7 Liter.
Dem Verbrauch haben wir diesmal besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Wir wollten vor allem wissen, was die aufwendige BMW-Technik bringt. Auf der Straße, nicht auf dem Messstand. Und im direkten Vergleich mit dem Mercedes. Der E 350 kam auf unserer Normrunde, die alle Testautos absolvieren müssen, auf einen Durchschnitt von 10,2 Liter und erreichte damit exakt die Werksangabe. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 244 g/km. Nicht so schlecht – für ein schweres 272-PS-Auto der Oberklasse. Aber der BMW kann es noch besser, der 530i begnügte sich im Durchschnitt mit 9,7 Liter (230g CO2/km). Auch wenn das deutlich über der Werksangabe von 7,5 Liter (mit Automatik) liegt, ist es ein bemerkenswerter Fortschritt: Der letzte Test-530i, mit dem 258-PS-Motor und ähnlichen Fahrleistungen, genehmigte sich noch 12,4 Liter/100 km.

Also, die neue Technik hat ihre Bewährungsprobe durchaus bestanden und überhaupt hat der 5er durch das Facelift gewonnen. Nach ein paar kleinen, aber gekonnten, kosmetischen Operationen liegt der BMW jetzt so selbstbewusst und geschmeidig auf der Straße wie nie zuvor. Ins Blech gepresste Dynamik. Genauso fährt er auch. Ein Modellathlet, austrainiert, ausbalanciert, giert er immer nach der nächsten Kurve. Mit präziser, direkter Lenkung, nicht hektisch oder nervös, aber immer auf dem Sprung, mit gespannten Muskeln. Ein Vergnügen und ein Genuss für jeden, der gern etwas aktiver fährt.

Die E-Klasse, im Sommer letzten Jahres frisch gemacht, kommt ganz anders um die Ecke: eine Limousine mit klassischen Proportionen, gediegen, gereift, zeitlos elegant. Ein souveränes, Ruhe ausstrahlendes Auto, das durch kaum etwas zu erschüttern ist. Mit einer nicht ganz so zackigen Lenkung und langsameren Reaktionen als der BMW. Aber mit hohem Fahrkomfort: Unbeeindruckt gleitet der E350 auch über üble Straßenschäden hinweg, sehr gelassen, sehr entspannt.

Teures Vergnügen: 530i und E 350 bleiben nur knapp unter 50.000 Euro.
Für den E 350 ruft Mercedes 49.147 Euro auf, die Siebenstufen-Automatik ist serienmäßig. Der BMW 530i steht mit 47.160 Euro in der Liste, die Sechsstufen-Automatik (2160 Euro) schon mit eingerechnet. Die Ausstattung ist bei beiden komplett – das darf man bei diesen Preisen auch erwarten. Gegen Aufpreis gibt es bei beiden noch jede Menge Sicherheitstechnik – bei BMW zum Beispiel den aktiven Tempomaten mit Stop-&-go-Funktion (1550 Euro), bei Mercedes kostet das Distronic-System 1845 Euro. Am Ende liegen BMW und Mercedes dann, wie fast immer, sehr dicht beisammen. Und das hat mit Glück nicht viel zu tun. Eher mit Können.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Dirk Branke

Dirk Branke
Auch diese Runde im ewigen Duell geht sehr knapp aus. In vielen Punkten liegen 5er und E-Klasse praktisch gleichauf – auf höchstem Niveau.

Am Ende kann nur der Geschmack entscheiden: Der 5er ist und bleibt der Chefdynamiker dieser Klasse, auch mit der neuen Spartechnik. Und die E-Klasse sammelt Sympathiepunkte für Komfort und Ausgewogenheit.