Nissan hat den meistverkauften Sportwagen der Welt, BMW das aufregendste Coupé des Sommers. Vergleich der Hardrock-Sportler
mit Sechszylinder.
Technische Daten und Testwerte
Vielleicht muss man ihn mal ausprobieren, den Tunnel-Test. Nicht über PS diskutieren. Nicht über Nockenwellen philosophieren. Nicht über Markenimage ätzen. Einfach Augen zu und durch, alle Sinne ausschalten, bis auf einen: Hören. Und sich fest auf das konzentrieren, was da gerade durch den Tunnel rauscht.
Wenn BMW Z4 Coupé und Nissan 350Z durchs Zwielicht schießen, brennt der Körper merkwürdige Feuerwerke ab. Auf den Armen Gänsehaut. Und im Kopf die Frage: Welches dieser beiden außergewöhnlichen Sportcoupés klingt eigentlich berauschender? Die überraschende Antwort: Nissan gibt hier den Ton an. Doch was heißt hier Ton? Ein ganzer Notenteppich aus dumpfem Schlürfen, knieerweichendem Wummern und furiosem Brüllen begleitet den Nissan 350Z auf der Fahrt durch die Röhre. Wie die meisten Sportwagen experimentiert der Japaner dabei mit Auspuffklappen und gezielt platzierten Bypässen. Damit er sich draußen wie innen gleich anhört: männlich-rauchig und so erotisch wie die Synchronstimme von Robert de Niro. Im Vergleich zum Nissan 350Z mit V6-Motor musiziert das BMW Z4Coupé dezenter, leidenschaftlich metallisch.
Der Fahrersitz rückt weit Richtung angetriebene Hinterachse. Der Blick nach vorn auf eine tief heruntergezogene Motorhaube, eine ebenso große wie langgestreckte Projektionsfläche für schmutzige Phantasien. Ein Sportler nach alter, englischer Schule. Darunter steckt ein sauberer Reihensechszylinder, 265 PS stark und vielleicht BMWs bestes Stück. Zwischen 2500 und 4000 Umdrehungen erreicht er konstant sein maximales Drehmoment von 315 Newtonmetern. Weshalb er kraftvoll vorwärtszieht, immer und immer wieder in allen sechs Gängen. Beim Nissan 350Z entwickelt sich die Leistung weniger gleichmäßig, dafür mit 301 PS stärker. Für den hinterradangetriebenen Japaner gewinnt die Straße erst ab 3500 Umdrehungen an Spannung, bis der individuell einstellbare Drehzahl-Warner rot blinkt. BMW verzichtet auf diese spielerische Kontrolle. Der rote Bereich beginnt bei 7000 Umdrehungen.
Insgesamt wirkt der Z4 steifer als der 350Z, sein Komfort ist einem Sportwagen angemessen. Stramm passiert er schlechte Autobahnpassagen. Aufgrund seiner harten, pannensicheren Reifen läuft er gern Spurrillen hinterher. Ansonsten funktioniert alles super: die Lenkung, die Sechsgangschaltung, das Fahrwerk – ein Traum. Zum Markenimage gehört eben Spaß beim Fahren, genauso wie der Beigeschmack von Motoröl und Machoschweiß. Deshalb gönnt das ESP dem Coupé die kleine Freiheit, das Heck zu schwenken, bevor es sein Sicherheitsnetz auswirft. Was sanft und lautlos geschieht. Wie auch beim Nissan 350Z, der sich genauso sicher lenken läßt.
Im Cockpit herrschen die größten Unterschiede. Während BMW sich vom fahrerorientierten Cockpit erst einmal entfernt hat, wendet sich Nissan dem Piloten zu. Inklusive Bose-Musikanlage, die im Rücken Bässe in die Atmosphäre pumpt. Im 350Z rücken Fahrer und Beifahrer weit auseinander, während sich im Z4 Coupé die Schultern aneinander kuscheln. Der Nissan fühlt sich eine Nummer größer an. Was nicht immer ein Vorteil ist. Beim Slalom ist der BMW einfach handlicher, die Sitze bieten mehr Halt. Aber wer trainiert schon täglich Slalom?
Kosten, Fazit, Wertung, Meinung
Einparken ist mit beiden kein besonderes Vergnügen. Mit Heckfenstern, die nicht größer sind als Backofenscheiben – wer blickt da noch durch? Beim 350Z läßt sich der Trick mit dem Kofferraum spielen. Durch einen Schulterblick kann man bis zum Fahrzeugende gucken, zwischen Sitzen und Gepäckraum ist alles offen, während der BMW eine Trennwand zieht. Eleganter funktioniert es nur mit Parkpieper, der bei beiden Aufpreis kostet.
Wer sich Sportcoupés für 36.890 Euro (Nissan) und 38.900 Euro (BMW) leisten kann, dürfte darüber müde lächeln. Weniger über eine nur zweijährige Gewährleistung, die BMW bietet. Auch dabei bekommt man leicht eine Gänsehaut. Fazit von AUTO BILD-Testredakteurin Margret Hucko Wir haben gefragt: "Baut Nissan den besseren BMW?" Die Antwort fällt differenziert aus. Nach Punkten gewinnt der BMW, Preis-Leistungs-Sieger wird der Nissan. Weil sich die beiden Sportcoupés nicht in Gut-Schlecht-Kategorien einordnen lassen, fällt es schwer, ein endgültiges Urteil zu fällen. Der BMW-Sechszylinder hat es verdient, in Gold produziert zu werden. Er wiegt nur 161 Kilo und gehört zu den Leichtesten seiner Klasse. Zu den Sportlichsten sowieso. Schalten? Scheint überflüssig, so elastisch arbeitet er. Die goldene Schallplatte erhält der Nissan. So schön musiziert keiner. Außer beide Coupés zusammen: als ZZ Top. Hier ist Ihre Meinung gefragt Ob ein Auto letztlich ankommt, wissen nur die Verbraucher selbst – also Sie. Deshalb ist uns Ihre Meinung wichtig. Vergeben Sie eigene Noten für BMW Z4 Coupé und Nissan 350Z. Den Zwischenstand sehen Sie nach Abgabe Ihrer Bewertung.